Die Hüterin der Kosten der Solarthermie

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Um zu erklären, was es mit dieser Überschrift auf sich hat, muss ich etwas ausholen. Letzte Woche war ich eingeladen beim ersten Internationalen Forum Solarthermie Bad Aussee. 20 ausgewählte Leute aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sollten sich über nichts Geringeres als die Revolution der Solarthermie unterhalten. Dabei waren einerseits Experten aus dem Fachgebiet der Solarthermie, aber auch branchenfremde Personen wie Baumeister oder Kommunikationsexperten. Ein bunter Mix, der uns dazu bringen sollte über den Tellerrand hinauszuschauen. Für mich war es vor allem eine Möglichkeit mal wieder tief in den Gedankenwelt der Solarthermie intern, aber auch in deren Umwelten einzutauchen. Am Ende stand die Entwicklung von Innovationsthesen und einige Teilnehmer wurden zu “Paten” der einzelnen Thesen um deren Umsetzung zu überwachen. Ich bekam die These: “Solarwärme ist die kostengünstigste uns sauberste Lösung – und liefert gratis ein Leben lang”.

Hier schon mal alle Thesen die Presseaussendung zu den Ergebnissen. Möchte aber in Anschluss vor allem auf “meine These” eingehen.

  • Solarwärme treibt die Weltwirtschaft
  • Starke Marken machen den Markt.
  • Solarwärme wird zum plug & play Standard
  • Solare Vollversorgung rettet die Welt
  • Politische Rahmenbedingungen begünstigen Solarwärme
  • Solarwärme verändert nachhaltig Produktionsprozesse
  • Solarwärme findet neue Formen und neues Design
  • Solarwärme ist ein „must have“
  • Solarwärme ist die kostengünstigste und sauberste Lösung – und liefert gratis ein Leben lang
  • Exzellenz wird durch Revolution besser

Das heikle Thema Kosten der Solarthermie

Ich habe das Forum genutzt um zu meinem Lieblingsthema Wirtschaftlichkeit und Kosten etwas mehr in Erfahrung zu bringen. Die Branche hält sich in diesem Punkt ja mehr als bedeckt und aus der PV kommend (wir haben erst letzte Woche die aktuellste Preisstudie veröffentlicht) finde ich es total eigenartig, dass um das Thema immer so ein Eiertanz aufgeführt wird. Mein Mission hieß also – Meinungen zum Wärmepreis bzw. den Gestehungskosten für Solarthermie einholen.

Viele kennen die Bandbreiten schlichtweg nicht

Ein Punkt, den ich schon vermutet hatte, hat sich wieder bestätit. Es gibt bei vielen noch kein Bewusstsein dafür wie hoch der Wärmepreis sein sollte und was dabei ein guter oder schlechter Wert ist. Es wird lediglich in Kosten/m2 diskutiert und dabei ist derzeit völlig irrelevant wie viele Kilowattstunden damit erzeugt werden oder noch komplexer, wie viel davon verbraucht werden. Ich habe mein Leid diesbezüglich schon in dem Artikel über die Kosten von Atomenergie beklagt. Ich lasse die Aussage: “Der Wärmepreis von Solarthermie ist zu komplex zu berechnen” einfach nicht mehr zu, nachdem auch Atomkraftwerke mit Annahmen berechnet werden. Es müssen schlichtweg Annahmen getroffen werden und auf wissenschaftlicher Ebene passiert das bereits. Es muss sich jetzt aber auch in der Branche etablieren und auch dem Solarteur Handwerkszeug in diesem Bereich angeboten werden.

Keine klaren Standards für die Berechnung

Was in der Diskussion darüber zudem klar wurde: Es fehlen noch weitgehend akzeptierte und bekannte Standards, wie die Erträge bewertet werden sollen oder wo die Systemgrenzen dafür liegen sollten. Nachdem die Ergebnisse aber auch nutzerabhängig sind, sollte man sich vorab über standardisierte Verbrauchsschemen Gedanken machen, damit zumindest die Systeme vergleichbar werden. Derzeit ist es für den Endkunden ja völlig unmöglich herauszufinden, welche Anlage das bessere Kosten-Nutzen Verhältnis hat. Im ersten Schritt wäre auch eine 100% Verbrauchsprämisse, wie sie auch bei der Photovoltaik üblich ist, anzunehmen. Die beste Form finde ich auch jenen Wert heranzuziehen, der im Speicher ankommt. So wird das Ergebnis nicht verfälscht durch die Überproduktion im Sommer. Diese Vorgehensweise wird übrigens auch für wissenschaftliche Arbeiten für die Internationale Energieagentur angenommen.

4ct, 7ct, 10ct oder 23 ct/kWh für Solarthermie aber wie viel kostet eigentlich Wärme?

Noch ein spannender Punkt, der mir schon in den Diskussionen zum Thema Kosten der Wärmepumpe aufgefallen ist. Wir tun uns ja schon schwer mit den Kosten für Strom aber bei Wärme wird die Zahl jener, die wirklich wissen wie viel sie für Wärme bezahlen meiner Meinung nach mindestens noch einmal halbiert. Ich selbst musste das bei meinen Recherchen zur Wärmepumpe feststellen aber weiß mittlerweile, dass ich ca. 8ct/kWh für mein Gas bezahle. Wisst ihr wie viel eure Wärme kostet? In kWh? Wir haben dazu schon einiges geschrieben wie hier im Artikel: Wie viel kostet Wärme in Europa? oder “Welche Heizung erzeugt welche Kosten?“. Letzterer Artikel ist wirklich spannend, aber leider fehlte die Solarthermie und so schweben wir in Sachen Kosten der Solarthermie irgendwo zwischen 4ct/kWh in Dänemark für die Fernwärme und 23ct/kWh Einspeisetarif für Kleinanlagen in Großbritannien. Wir sehen also, dass die Bandbreite noch ungemein groß ist und wir jetzt mal lernen müssen mit dieser neuen Bewertungsmethode zu arbeiten. Weg von Kosten/m2 hin zu Kosten/kWh. Darum geht es ja eigentlich letztendlich.

2ct/kWh als erklärtes Ziel war dann doch zu progressiv 

Ich hätte in der Gruppe ja gerne als erklärtes gemeinsames Ziel die 2ct/kWh für Wärme aus der Sonne  zumindest für Großanlagen ausgerufen. DAS würde die Branche mal so richtig aufrütteln. Ich bin der Meinung dass das wirklich möglich ist, aber ich habe das Gefühl, dass nichtmal die Branche selbst an so etwas glaubt. Natürlich nicht heute oder morgen, aber als Ziel für 2020 wäre das durchaus etwas woran man als Branche gemeinsam arbeiten könnte. Anscheinend war das dann doch etwas zu progressiv. Aber zumindest konnten wir uns darauf einigen, dass wir viel mehr in Kraftwerkssprache sprechen müssen, jetzt wo die Konkurrenzfähigkeit zu den fossilen in greifbarer Nähe ist. Das Wort Gasparität in Anlehnung zu Netzparität stand ebenfalls im Raum. Finde ich einen spannenden Ansatz, den ich sicher noch etwas weiter verfolgen werde.

Zur Hüterin der Kosten der Solarthermie bestimmt

Nachdem ich also zwei Tage alle mit meinem Gestehungskostengequassel belästigt hatte, ich es aber nicht geschafft hatte meine Punkte auf die Thesenagenda zu bringen, wurde ich zumindest als Patin für den Punkt zur leistbaren Solarthermie bestimmt (Solarwärme ist die kostengünstigste und sauberste Lösung – und liefert gratis ein Leben lang) und darf nun bis zum nächsten Jahr die Kosten der Solarthermie offiziell überwachen. Weiß zwar noch nicht genau wie ich das machen werde, aber ich werde die Aufgabe ernst nehmen. Es werden also in nächster Zeit endlich die schon lange versprochenen Artikel diesbezüglich kommen. Bis dahin könnt ihr euch schon mal durch die bereits vorhandenen Artikel klicken, die zumindest schon der Nährboden für alles Weitere sind.

kallejipp / photocase.com