Energiebilanz 2016 in Detuschland

Energiebilanz 2016: Zahlen, Fakten, Trends

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Dieser Tage liest man allerorts Rückblicke und Bilanzen zum vergangenen Jahr. Eine davon hat die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) vorgelegt. In ihrer Jahresbilanz 2016 berichtet sie von einem leichten Anstieg des Primärenergieverbrauchs. Das überrascht mich nicht. Bilanziert werden dort auch folgende Zahlen: Der Anteil der erneuerbaren Energien am insgesamt verbrauchten Energieträgermix sei demnach gestiegen: um 2,9 Prozent auf 12,6 Prozent. Das wäre mehr als ein Achtel. Immerhin. Und dann kommt’s: Nach vielen Zahlen zur Entwicklung des Heizungssektors in 2016, auf die ich gleich noch eingehe, steht in den Pressemeldungen: Heizöl spiele mit unter einem Prozent im Neubau keine Rolle mehr. Hey! Das ist eine gute Nachricht! Auch wenn es da ein großes ABER gibt …

Deutscher Energieverbrauch 2016

Schauen wir zunächst auf den von der AG Energiebilanzen bilanzierten deutschen Primärenergieverbrauch: Der sei laut den Analysten in 2016 zwar im Vergleich zum Vorjahr 2015 gestiegen – doch die folgende grafische Auswertung der vergangenen 20 Jahre zeigt auch deutlich einen Abwärtstrend:

Der Energieverbrauch in Deutschland stieg 2016 erneut leicht an. Einfluss auf den Zuwachs hatten die im Vergleich zum Vorjahr kühlere Witterung sowie der diesjährige Schalttag, die anhaltend positive Wirtschaftsentwicklung sowie der Bevölkerungszuwachs. Im mehrjährigen Vergleich bewegt sich der Verbrauch auf einem insgesamt niedrigen Niveau. Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen

Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte demnach in 2016 eine Höhe von 13.427 Petajoule (PJ) oder 458,2 Millionen Tonnen sogenannte Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Das entspreche einer Zunahme um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Begriffliches: Laut Wikipedia verstehe man unter Primärenergie in der Energiewirtschaft die Energie, die mit den ursprünglich vorkommenden Energieformen oder Energiequellen zur Verfügung stehe, zum Beispiel als Brennstoff wie Kohle oder Erdgas, oder als Energieträger wie Sonne, Wind oder Kernbrennstoffe. Primärenergie kann durch einen (mit Verlusten behafteten) Umwandlungsprozess in Sekundärenergie umgewandelt werden. Primär- oder Sekundärenergie wird nach Übertragungsverlusten zu vom Verbraucher nutzbarer Endenergie.

Der Zuwachs des Primärenergieverbrauchs beruhe nach den Berechnungen und Erhebungen der AG Energiebilanzen auf dem Einfluss der gegenüber dem Vorjahr kälteren Witterung sowie auf dem diesjährigen Schalttag, der anhaltend positiven wirtschaftlichen Entwicklung und dem Bevölkerungszuwachs. Gedämpft worden sei der Verbrauchsanstieg durch weitere Verbesserungen bei der Energieeffizienz, erklärte die AG Energiebilanzen.

Verbrauchszuwächse habe es beim Erdgas und beim Mineralöl sowie bei den erneuerbaren Energien gegeben. Rückgänge hätten Kernenergie sowie Stein- und Braunkohle zu verbuchen. Ohne den Einfluss der Witterung wäre der Energieverbrauch gegenüber dem Vorjahr nur um etwa 1 Prozent gestiegen. Die energiebedingten CO2-Emissionen würden nach ersten Schätzungen der AG Energiebilanzen um 0,9 Prozent steigen. Die Minderung des Ausstoßes durch den Verbrauchsrückgang bei Stein- und Braunkohle sei durch den höheren Erdgas- und Mineralölverbrauch mehr als ausgeglichen worden. Bereinigt um den Witterungseinfluss und den Schalttag betrage die Zunahme beim CO2-Ausstoß nur 0,6 Prozent.

Werfen wir als Nächstes einen Blick auf die Statistik der auf Mineralöl basierenden Energieträger:

Der Energieverbrauch in Deutschland liegt 2016 insbesondere witterungsbedingt um insgesamt 1,6 Prozent höher als im Vorjahr. Zuwächse verbuchen Mineralöl, Erdgas und die Erneuerbaren. Bei der Kernenergie sowie bei Stein- und Braunkohle kommt es dagegen zu Rückgängen. Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen

Der Mineralölverbrauch sei laut AG Energiebilanzen 2016 mit einem Zuwachs von 1,8 Prozent etwas höher als im Vorjahr gewesen. Der Verbrauch habe insgesamt 4.562 PJ oder 155,8 Mio. t SKE betragen. Zu dieser Entwicklung hätte insbesondere der um 4,5 Prozent gestiegene Verbrauch an Dieselkraftstoff beigetragen. Der Absatz von Flugkraftstoff habe ebenfalls im Plus gelegen und habe sich um 4 Prozent erhöht. Demgegenüber sei der Absatz von Ottokraftstoff praktisch unverändert geblieben und beim leichten und schweren Heizöl ging der Absatz jeweils um 3 Prozent zurück. (MERKEN!) Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie fielen um knapp 1 Prozent.

Quelle: Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW)

Bleibt die Frage, wie sich das Plus der erneuerbaren Energien zusammensetzt: Die erneuerbaren Energien haben laut der AG Energiebilanzen ihren Beitrag zur Energiebilanz insgesamt um 2,9 Prozent auf 1.692 PJ oder 57,7 Mio. t SKE erhöhen können.

  • Bei der Biomasse sei es zu einem Plus von 3 Prozent gekommen.
  • Die Stromerzeugung aus Wasserkraft (ohne Pumpspeicher) habe um 13 Prozent zugenommen.
  • Bei der Windkraft an Land und auf See sei es insgesamt zu einem leichten Anstieg um 1 Prozent gekommen.
  • Der Beitrag der Solarenergie (Photovoltaik und Solarthermie) sei dagegen um 1 Prozent gesunken.

Damit ergebe sich laut der AG Energiebilanzen das Bild eines “ausgewogenen Energiemixes”  – nun ja, ausgewogen mag er derzeit sein, aber Ausgewogenheit in diesem Sinn ist nicht das Ziel der Energiewende!

Energiebilanz  und Energiemix als Tortendiagramm
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen

Energiebilanz: Aktuelle Zahlen zum deutschen Heizungsmarkt

Das Portal Enbausa.de berichtete dieser Tage zudem über statistische Analysen zum Heizungsmarkt, ebenfalls herausgegeben von der AG Energiebilanzen:

Die Statistik werte demnach die Entwicklung im Heizungssektor aus. Konkrete Zahlen lägen hier beispielsweise für den Verkauf neuer Wärmeerzeuger für die ersten drei Quartale 2016 vor. Bei den Beheizungssystemen in neuen Wohnungen habe Heizsgas demnach seine dominierende Position behaupten können und liege mit 46,3 Prozent nach wie vor uneinholbar vorne. Auf Platz zwei folgten Wärmepumpen mit einem Anteil von 23,3 Prozent, das sei zwar ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr, merkt Enbausa.de an, dennoch hätte es die Wärmepumpenbranche ausgesprochen ernüchtert. Bei einem Anteil von 21,9 Prozent habe es auch für Fernwärme ein leichtes Plus gegeben. Bei 5,4 Prozent lägen die Holz- und Feststoffheizungen. Heizöl spiele mit unter einem Prozent im Neubau keine Rolle mehr. Und Solarthermie fände sich nicht messbar immer noch unter der Rubrik Sonstiges.Auch im Bestand sei Gas demzufolge die dominierende Energiequelle, gefolgt von Heizöl und Fernwärme. Hier seien die Zahlen allerdings von Ende 2015. Ein umfassender Umstieg auf Erneuerbare, so schließt Enbausa.de den Bericht, sei nicht in Sicht.

Nun ja, den “umfassenden” Umstieg in Sachen Energiebilanz sehe ich auch noch nicht. Dennoch sollte man die Tatsache, dass hierzulande weniger als ein Prozent der im Neubau verbauten Heizsysteme Ölheizungen sind, gebührend würdigen. Für mich heißt das nämlich: Die Ölheizung stirbt aus, wenn auch langsam. Und nicht nur das: Das Manager-Magazin schreibt hier: Gas bekommt zunehmend neue Konkurrenz. Auch dem fossilen Heizgas rücken die Erneuerbaren auf die Pelle.

Das eingangs erwähnte große ABER bezüglich der Ölheizungen, ergibt sich aus der Zahl derer, die im Bestand laufen und “nur” mit neueren Modellen ersetzt werden: Laut Statista.de seien das Ende 2015 immerhin noch 5.131.000 Stück gewesen.

Grafiken zur Energiebilanz: AG Energiebilanzen (3), Quelle:  Zentrum für Sonnenenergie– und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), Titel: Doreen Brumme