Industrielle Prozesswärme: Ziele im Fahrplan Solarwärme

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Heute möchte ich den Fahrplan Solarwärme des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) im Hinblick auf Solare Prozesswärme beleuchten. Die dem Fahrplan zugrunde liegenden Studien widersprechen sich in punkto Prozesswärmebedarf: Manche sehen ihn sinken, andere steigen – abhängig von der Entwicklung der verschiedenen Industriezweige (z.B. ein Rückgang der energieintensiven Metallindustrie) und von der Effizienz der Anlagen.  Die lässt sich jedoch nicht beliebig steigern, und gewaschen, gemolken und gebraut wird immer irgendwo. Besonders Bayern kann ich mir ohne Bier und Bauernkäse gar nicht vorstellen!

Aber rechnet sich solare Prozesswärme überhaupt?

Das größte Potential für solare Prozesswärme besteht im Bereich des Temperaturniveaus bis 250 °C. Unter 100 °C können marktübliche Komponenten schon jetzt zur Trinkwassererwärmung und Heizungsunterstützung eingesetzt werden; Vakuumröhrenkollektoren schaffen auch höhere Temperaturen. Ziel ist die Anpassung der Technologie an die Bedürfnisse der Industrie und eine deutliche Kostensenkung, denn momentan muss hohe Investitionen in Kauf nehmen, wer Solarwärme für industrielle Prozesse nutzen will. Deutlich wird dies in Kap. 3.3.13 der Langfassung des Fahrplans Solarwärme, anhand einer Beispielanlage (Bezugsjahr 2010):

  • Kollektorfeld 234 m² Fläche
  • spezifische Kosten je m² Kollektorfläche 430 € (ohne Förderung)
  • Investitionskosten ca. 100.000 €
  • jährliche Betriebskosten ca. 1.000 €
  • angenommene Anlagennutzungsdauer 20 Jahre

Die Beispielrechnung erfolgt für Gaspreissteigerungsraten von 5, 8 und 11 %, jeweils mit und ohne 30 % Förderung. Das Ergebnis ist ernüchternd: Nur wenn die Anlage gefördert wird und der Gaspreis um 11 % steigt, sinkt die finanzielle Amortisationszeit unter 20 Jahre.

Enormes Kostensenkungspotential bis 2030

Und jetzt die gute Nachricht: Experten halten 65 % Kostensenkung bis zum Jahr 2030 für möglich – das ist noch deutlich mehr als im Bereich der Wohngebäude (43 %). Damit könnte sich im Jahr 2030 die Anlagen-Amortisationszeit auf 1,5 – 6 Jahre reduzieren, je nach angenommener Energiepreissteigerung – ohne Förderung. Und es gibt ja bereits jetzt Anlagen, die sich eine weitaus niedrigere Amortisationszeit zum Ziel setzen, wie dieses geförderte schweizer Projekt, das uns Claudia hier vorstellt.

Von Null auf Zehn in vierzig Jahren – mit und ohne Förderung

Vorerst ist staatliche Hilfe noch dringend nötig, und die Förderung für solare Prozesswärme wurde ja auch jüngst verbessert. Gute Voraussetzungen für den entschlossenen Eintritt in das Marktsegment der industriellen Prozesswärme bis 100°C , eines von sechs strategischen Fokusthemen des Fahrplans. Bis 2030 soll der Anteil von nahe null auf über zehn Prozent steigen. Gut 28.300 installierte Anlagen für industrielle Prozesswärme könnte es dann insgesamt geben, bei einer durchschnittlichen Anlagengröße von 700 m².

Ob dies gelingt, hängt natürlich auch von den politischen Rahmenbedingungen ab. Anders als beim Kostenbumerang EEG-Umlage, unterstützt die Solarthermieförderung die Energiegewinnung an Ort und Stelle des Bedarfs.

Quellen: Fahrplan Solarwärme, Langfassung (Juli 2012); Fahrplan Solarwärme, Kurzfassung (Juli 2012); Präsentation Fahrplan Solarwärme

Titelfoto: (c) Daniel