Italien macht das Fernwärmenetz solarthermiereif

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Wie im Vorschauartikel für dieses Jahr versprochen, werden wir uns dieses Jahr vermehrt auch mit solarer Fernwärme beschäftigen, nachdem wir letztes Jahr schon an der Begriffsdefinition (Was ist der Unterschied zwischen solarer Nah- und Fernwärme) gefeilt haben. Die Diskussionen dazu waren übrigens sehr interessant, vielen Dank für die zahlreichen Kommentare. Wir starten das Jahr mit interessanten News aus Europa, wo manche Länder schon etwas weiter sind als Deutschland und Italien sogar die Rahmenbedingungen für Fernwärmenetze zugunsten der Solarthermie ändert.

Insbesondere sei die Einführung von Einspeisevergütungen für solarthermisch erzeugte Wärme ins Fernwärmenetz genannt und die Reduzierung der Betriebstemperatur thermischer Anlagen in Gebäuden. Der positive Drall für solarthermisch erzeugte Wärme liegt in der italienischen Umsetzung der EU Richtlinie RES* begründet. Im Zusammenhang mit den Bedingungen für solarthermische Fernwärmenetze, befasst sich auch die CARTE (Coordinamento Associazioni Rinnovabili Termiche Efficienza energetica), eine Vereinigung aus mehreren Gruppen, die auf thermische Energie und Energieeffizienz spezialisiert sind, mit der Entwicklung von Nahwärmenetzen und deren rechtlichen Bedingungen. CARTE sieht unter anderem in Nahwärmesystemen die Schlüsseltechnologie im Bereich lokale, erneuerbare thermische Wärmegewinnung. Hierzu sollen die Wärmenetztemperaturen reduziert werden. Was bedeutet das eigentlich, wenn die Temperaturen für das Wärmenetz reduziert werden und warum ist das notwendig?

Temperatur-Niveau im Fernwärmenetz

In einem mit Heißwasser betriebenen Fernwärmenetze hat der Vorlauf Betriebstemperaturen zwischen 80 bis 130° C, wobei kleinere Fernwärmenetze niedrigere Vorlauftemperatur von etwa 80 bis 90 °C haben. Manche Solarthermie-Anlagen erreichen diese Schwelle nicht, denn dazu benötigt man entweder Vakuumröhrenkollektoren oder man senkt die geforderte Temperatur für die Wärmenetze. Die Herabsetzung der Betriebstemperatur bereitet also solarthermisch erzeugter Wärme den Weg ins Fernwärmenetz.

Positiver Drall für die Solarthermie

Italien sieht die Bevorzugung von Nahwärmenetzen in der Planung von Bauvorhaben vor, dies gilt für den privaten, gewerblichen wie auch industriellen Bereich. Auch ein Garantiefonds für neue Nahwärmenetze wird eingerichtet. Hier tut sich also gerade gewaltig etwas und das ist auch gut so, wenn man bedenkt, dass der Wärmebereich einen sehr großen Stellenwert, gewerblich wie auch privat, einnimmt und daher ein besonderes Augenmerk verdient.

Einspeisetarife für Solarthermie

Besonders schön, dass es in Zukunft auch Einspeisetarife für die zugeführte Wärme geben wird. Wobei die italienischen Einspeisevergütungs-Entwürfe derzeit unter denen der Einspeisevergütungen für Photovoltaik liegen. Wenigstens wird es sie aber geben und das wäre auch für Deutschland wünschenswert. Denn die Zeit ist reif, bei uns tut sich momentan ja auch so einiges im Bau von solaren Großanlagen und eben Fernwärmenetzen. In einem vorangegangenen Artikel berichteten wir bereits über die Datenbank mit den größten Solarthermie-Anlagen und auch in Zukunft werden wir weiter dran bleiben und euch über neue Großprojekte auf dem Laufenden halten.

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Man merkt übrigens, dass auch die Energiebranche das Thema mehr und mehr aufnimmt. Erst gestern hat Andreas Kühl von energynet einen weiteren Artikel über solare Fernwärme geschrieben und Bizz Energy einen unserer Artikel als Gastartikel veröffentlicht.

*RES-Directive / EE-Richtlinie – Die EU-Richtlinie sieht die Förderung der Nutzung aus Erneuerbaren Energie-Quellen vor. Bis zum Jahre 2020 ist darin rechtsverbindlich festgelegt, dass in Europa mindestens 20 Prozent des Brutto-Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energie-Quellen stammen müssen. Den Mitgliedstaaten werden nationale Ziele vorgeschrieben. Der deutsche Endenergieverbrauch muss bis 2020 einen Anteil von 18 Prozent betragen. Durch das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz soll diese europäische Zielvorgaben in Deutschland umgesetzt werden.

Bild: Rina H. / photocase.com