Ritters Solarthermie-Anlage liefert Wärme dezentral ans Thüringer Fernwärme-Großstadtnetz

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Selbstverständlich muss auf diesem Blog, hinter dem, wie Ihr wisst, die Ritter Energie steht, auch Platz für Hausgemachtes, sprich: Hofberichterstattung sein. Deshalb stelle ich Euch jetzt ohne lange Vorrede eine Pilotanlage vor, die Anfang des Jahres im thüringischen Jena in Betrieb genommen wurde. Es ist insofern eine Premiere, als dass die Solarthermie-Anlage dort die erste der Ritter XL Solar ist, die ihre Solarwärme dezentral in ein deutsches Fernwärmenetz einspeist.

Besagte Test-Solarthermie-Anlage wird betrieben von der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH. Die Anlage ist mit 70 Kilowatt (dahinter stecken 100 Quadratmeter Kollektorfläche auf dem Dach der Fernwärmestation in Winzela) eigentlich eher eine kleine, die jedoch durchaus das Zeug hat, zum Prototypen für viele Anwendungen zu werden. Die Pilotanlage soll zeigen, wie einfach und potent Solarthermie Fernwärme unterstützen kann, heißt es seitens Betreiber und Anlagenbauer. Dass Ritter XL Solar auch größer bauen kann, zeigt übrigens die bereits seit 2011 im österreichischen Wels arbeitende Anlage, die – mit 2,5 Megawatt und 3.400 Quadratmetern Kollektorfläche – die weltweit erste dezentrale Solaranlage ist, die in ein Fernwärmenetz einspeist. Die Welser Anlage kommt ohne Speicher daher und erwärmt nicht das verbreitete Glykolgemisch als Wärmeträgerfluid, sondern – typisch für Ritter – (Fernwärme)Wasser.

Ritter XL Solar Jena-Pößneck
Rückansicht der aufgeständerten Solarthermie-Vakuumröhrenkollektoren von Ritter XL Solar, die seit Januar 2016 Solarwärme ins Fernwärmenetz einspeisen. Foto: Ritter XL Solar

Bei der Pilotanlage in Thüringen verzichtete man jetzt sogar noch auf Wärmetauscher und eine sogenannte Ausdehnungsvorrichtung: Denn die Anlage nutze das Wasser und die Ausdehnungsvorrichtungen des Netzes mit.

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Die Solarwärme wird direkt von den Solarkollektoren auf dem Dach in das Fernwärmenetz von Jena eingespeist. Foto: Ritter XL Solar

Und während Wels noch per sogenannter SPS-Steuerung, also speicherprogrammierbarer Steuerung, geregelt wird, übernimmt Ritter XL Solar alle Funktionen der Jenaer Anlage inklusive Monitoring und Fernkontrolle vom Standard-Regler aus. Insofern sei das Jenaer Anlagenschema eine Blaupause für andere mittelgroße Anlagen, die Wärmenetze direkt und wirtschaftlich unterstützen, schreiben Betreiber und Erbauer der Anlage. Sie diene ebenso als Vorlage für Anlagen im zweistelligen Megawattbereich, sprich: Solarkollektorfelder mit mehreren Zehntausend Quadratmetern Kollektorfläche.

Die Solarthermie-Anlage Jena-Pösneck von Ritter Solar XL kommt ohne
Die Solarthermie-Anlage Jena-Pösneck von Ritter Solar XL kommt ohne Wärmetauscher, Pufferspeicher und Ausdehnungsvorrichtung daher, sie greift stattdessen auf Ressourcen des Fernwärmenetzes zu. Foto: Ritter XL Solar

Erste Rückmeldung zum Betrieb der Jenaer Anlage

Das Schöne an einer Hofberichterstattung wie dieser hier ist der kurze Dienstweg, über den man schnell an Infos rankommt. Und so können wir über die Jenaer Anlage, die von Ritter XL Solar online verfolgt wird, schon nach wenigen Tagen Betriebszeit sagen, dass sie sehr zufriedenstellend arbeitet. Sie habe trotz des im Januar herrschenden Wetters, jahreszeitlich bedingter starker Verschattung und hoher Netztemperaturen von 108 bis 120 Grad Celsius schon kurz nach Inbetriebnahme mehrmals solare Wärme ins Netz von Jena eingespeist. Vor allem aber brauchte sie noch keinen Frostschutz, weil die Kollektoren tagsüber stets genug Wärme zum Frostschutz in der hydraulischen Weiche ansammelten, obwohl sie zum Teil zugeschneit waren und nachts bis zu minus 15 Grad Celsius herrschten. Wenn das kein guter Start ist!

Die Solarthermie-Kollektoren von Ritter XL Solar brauchen trotz eisiger Kälte keine extra Frostschutzmittel. Foto: Ritter XL Solar
Die wasserdurchströmten Solarthermie-Kollektoren von Ritter XL Solar brauchten trotz eisiger Kälte bislang keine extra Frostschutzmittel. Foto: Ritter XL Solar

Über das Jenaer Fernwärmenetz

60 Prozent der Wärmeversorgung Jenas erfolge als Fernwärme, berichtet das Portal Bürgerenergie Jena. Vorwiegend erzeugt aus fossilem Erdgas. Ein kleiner Teil basiere auf Biogas, das von der Biogasanlage Kläranlage Kunitz stamme. Bislang. Denn nun kommt die Solarthermie als erneuerbare Wärmequelle hinzu.

Das Jenaer Fernwärmenetz ist insgesamt etwa 90 Kilometer lang. Es versorgt vor allem die Gebiete Jena-Lobeda, Jena-Winzerla, Jena-Zentrum und Jena-Nord mit Fernwärme. Dafür werde die Fernwärme durch Kraft-Wärme-Kopplung mit den Anlagen erzeugt:

  • Heizkraftwerk Winzerla (Eon)
  • Blockheizkraftwerk (BHKW) Lichtenhain
  • Blockheizkraftwerk (BHKW) Ostschule
  • Blockheizkraftwerk (BHKW) Biogasanlage Kläranlage Kunitz

Auf dem Dach der Winzerlaer Fernwärmestation nahe des Rewe-Supermarktes installiert, wurde das Jenaer Fernwärmenetz mit der Solaranlage um eine weitere Erneuerbare Energiequelle erweitert. Die Rittersche Solarthermie-Anlage ist damit Teil der Verwirklichung des neuen Energiekonzepts „Integrales Energie- und Wärmekonzept 2050“, das zur Energieversorgung der Stadt erarbeitet wurde.

Fotos: Ritter XL Solar