Kosten Solarthermie: Wann günstig genug?

Wenn 5 ct/kWh nicht genug und Energieeigentum nicht wichtig ist…

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Heute ein Beispiel das mich nachdenklich gemacht hat und ich mich frage ob unsere Welt eigentlich noch richtig läuft. Ich habe ja beim Solarthermieforum versprochen, mich ein wenig um die Kosten von Solarthermie zu kümmern und mehr Transparenz in das Thema zu bringen. Dabei habe ich auch immer bekritelt, dass es der Solarthermiebranche auch stark am Bewusstsein darüber mangelt, wie viel sie im Vergleich zu anderen Technologien kosten. Wie manche wissen, beschäftige ich mich seit Jahren intensivst mit den Gestehungskosten von Photovoltaik und es sollte bekannt sein, dass 10ct/kWh bereits möglich sind, vor allem bei größeren Anlagen. In internen Kreisen wird auch von langfristig 5 ct/kWh gesprochen. Das gilt aber vor allem für Großkraftwerke. Diese klaren Ziele fehlen mir bei der Solarthermie. Vor allem fehlt aber noch die Standortbestimmung. Ich habe hier schon einmal beschrieben, dass 4 ct/kWh in Dänemark möglich sind und die IEA hat kürzlich die unglaublich große Bandbreite bei den Kosten für Solarthermie dargestellt. Wir liegen zwischen 4 und 25 ct/kWh, das ist definitiv zu breit!

Bevor hier wieder eine Grundsatzdiskussion losgeht auch gleich vorweg. Natürlich macht es ökologisch wahnsinnig viel Sinn Gas und Öl so weit wie möglich zu ersetzen. Wenn man das will, muss es aber eben auch einen echten politschen Willen dazu geben und die Branche muss zumindest wissen, wie sie sich auch ökonomisch weiterentwickeln will. Letztendlich sind eh alle Systeme in etwa gleich teuer, es kommt nur darauf an ob man das Geld gleich bezahlt oder über “Raten” über die Energiekosten.

5ct/kWh für ein Hotel noch zu viel

Nun aber wieder zurück zu meinem Beispiel. Ich wurde bei einem großen Hotelprojekt mit 700 m2 Kollektorfläche beauftragt eine Berechnung der Wärmegestehungskosten durchzuführen und ich war ganz erstaunt, dass wir tatsächlich einen unglaublich guten Wert von 5ct/kWh erreichen konnten. Mit der Förderung wohlgemerkt, aber immerhin. Ohne Förderung waren es 7ct/kWh was auch schon sehr gut ist.  Wir lagen also sehr gut beim Zielwert dessen wo man annehmen müsste, dass Hotels einem die Türen einrennen. Dem ist aber leider nicht so. Wie auch beim Strom haben Großverbraucher besonders günstige Tarife und die Kosten mit denen die Solarthermieanlage konkurrieren musste, lagen bei 6-7 ct/kWh für die Fernwärme. Da die Anlage auch die Anschlussleistung der gesamten Anlage nicht maßgeblich verringern konnte, ist der “Mehrwert” für Hotelkettenbesitzer anscheinend nicht groß genug. Wenn Amortisationszeiten von 5 Jahren erwartet werden, bei Anlagen die 30-40 Jahren laufen sollen, ist es leider schwierig das zu argumentieren.

Warum reicht es nicht gleich teuer wie die Fossilen zu sein?

Diese Frage stelle ich mir in letzter Zeit öfter und ist jetzt durch die von Doreen präsentierte Roadmap wieder zurück an die Oberfläche gekommen. Wir sind nun an einem kritischen Punkt in der Geschichte. Erneuerbare Energien werden immer wettbewerbsfähiger. Sie kosten auf die Lebensdauer gerechnet nicht mehr als die fossilen Kollegen und bieten vor allem Preisstabilität. Trotzdem verlangen manche Bauherren, die oft nicht einmal wissen wie hoch ihre Energiekosten sind, dass Erneuerbare nur ein 25% der Fossilen kosten dürfen. Das wären nämlich die berühmten 5 Jahre Amortisationszeit.

Gleich teuer bedeutet: Selbe Amortisationszeit wie Betrachtungszeitraum

Mir ist auch schon aufgefallen, dass viele den Begriff der Amortisationszeit falsch verwenden und manchmal glaub ich gar nicht genau wissen, was x Jahre Amortisationszeit bedeutet. Nehmen wir einen einfachen Vergleich. Wenn ich Gaskosten von 8ct/kWh bezahle und 10.000 kWh Verbrauch habe, sind das Kosten von 20.000,- in 25 Jahren (250.000 kWh).

Wenn ich eine Solarthermieanlage kaufe, die pro Jahr 10.000 kWh produziert, 250.000 kWh liefert und in der Anschaffung 20.000,- gekostet hat, dann ergeben sich ebenfalls 8ct/kWh und ich bin “gleich” teuer wie das Gas, wobei mir für diesen Teil kein Putin die Gaspreise nach oben treiben kann, ich mein Geld inflationsgeschützt angelegt habe und vielleicht sogar eine günstige Finanzierung vom kfW bekommen habe. Trotzdem werden viele bei einer rechnerischen “Amortisationszeit” die dem Betrachtungszeitraum entspricht, die Investition nicht durchführen. Private “verlangen” ca. 10 Jahre Amortisationszeit, was bedeutet, dass die Erneuerbaren nur halb so viel kosten dürfen wie das Gas und im Gewerbe werden manchmal utopische 5 Jahre verlangt, was bedeutet, dass die Solarthermie nur ein Viertel der Fossilen kosten darf und das bei Industriepreisen die ohnehin schon unter jeder Kritik sind. Ein Dilemma also aus dem es kein Entkommen gibt, es sei denn der Staat greift ein mit der Einpreisung externer Kosten bei den Fossilen und schiebt die erneuerbare Wärme kräftig an ODER aber es gibt einen Perspektivenwechsel:

Energieeigentum vs. Energiemiete hat zu geringen Stellenwert

Ich frage mich jetzt woran das liegt? Liegt es daran, dass es kein Bewusstsein über die langfristigen Kosten der Fossilen gibt und das man das Geld ohnehin ausgeben wird?  Ist das Bewusstsein, dass diese Art zu wirtschaften ein wenig wie Miete vs. Eigentum ist, noch nicht in den Köpfen angekommen? Wer nichts auf der hohen Kante hat muss mieten, weil er sich eine Wohnung auf einmal im Eigentum nicht leisten kann. Wer es sich jedoch leisten kann, geht auf jeden Fall ins Eigentum. Genau so ist es bei einer Energieinvestition. Wenn ich Energieeigentum schaffe, habe ich nach der Abbezahlung der Investition ein eigenes Kraftwerk, das gratis Strom oder Wärme produziert. Dieser “Wert” hat sich aber noch nicht als solcher etabliert. Die Energie im eigenen Land zu produzieren ist ebenfalls noch nicht so wichtig, wie kurzfristig nur “kleine”  Milliardenbeträge für Energie auszugeben /ironieoff.

Staatliches und bürgerliches Energieeigentum muss oberste Priorität haben

Ein Land dass es sich leisten kann, Energieeigentum zu schaffen, sollte alles daran setzen das zu tun. Und eben nicht mit Kohlekraftwerken, sondern mit erneuerbaren Kraftwerken. Und schwups ist ein neues Wort geboren: Energieeigentum. Gefällt mir. DAS ist doch das Entscheidende, oder? Was meint ihr? Warum kapieren das so wenige??

AllzweckJack / photocase.com