Modern heizen

Buchtipp: Modern heizen mit Solarthermie

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Unser kürzlich gestarteter Aufruf, die wichtigsten Akteure der Wärmewende zu nominieren, hat so manchen Namen hervorgebracht. Doch wir wollen ja nicht nur der Namen wegen eine Liste. Wir haben ja versprochen, das Tun der Nominierten für oder wider die Wärmewende näher zu beleuchten. Und damit soll’s hier und jetzt auch schon losgehen: Einer der von uns Nominierten ist der Energieexperte Timo Leukefeld. Der Diplom-Ingenieur ist Honorarprofessor am Lehrstuhl  Solarthermie an der Berufsakademie Sachsen, Staatliche Studienakademie Glauchau. Sich selbst sieht Leukefeld, der von der sächsischen Regierung in deren Innovationsrat berufen wurde,  als „Experte für energetisches Wohnen in der Zukunft“. Gerade ist sein neues Buch erschienen: „Modern heizen mit Solarthermie. Sicherheit im Wandel der Energiewende“, das wir hier gerne ankündigen.

Herausgeber des druckfrischen und etwa 200 Seiten starken Solarthermie-Fachbuchs ist die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (kurz: DGS), neben Timo Leukefeld haben auch die beiden Autoren Oliver Baer und Matthias Hüttmann an dem Buch mitgeschrieben.

Das Autorentrio empfiehlt darin eine Solarthermie plus X. Des Weiteren einen Wärmewandel statt einer Wärmewende, die sie eh als gescheitert betrachten. Was Solarthermie plus X ist und wie der Wärmewandel aussehen soll – das werden wir Euch hier in Bälde, sprich: nach der gründlichen Lektüre des Fachbuchs genau erklären. Wir planen auch ein persönliches Gespräch mit mindestens einem der Autoren. Also bleibt gespannt.

Einstweilen bleibt uns, zu schauen, was Timo Leukefeld und seine Kollegen in ihrem ersten Buchkapitel diskutieren und ihrem Schlusskapitel zusammenfassen.

Im ersten Kapitel, ausführlich hier zu lesen, wird gezeigt, warum die Solarthermie tatsächlich einen Wärmewandel zu bringen vermag. Nachdem sie ausführlich belegen, wie die Solarthermie betriebswirtschaftlich punktet, begründen die Autoren auch deren volkswirtschaftliche Vorteile: Solarthermie sei demnach schon deshalb aus volkswirtschaftlicher Sicht attraktiv, weil ihre Energiequelle auch ohne Fördermittel endlos attraktiv sei und das Konzept Solarthermie dezentral funktioniere. Solarthermie mache überteuerte Importe unnötiger und somit unabhängiger von fragwürdigen Lieferanten (ein Kapitel des Fachbuchs heißt entsprechend: „Was wir Putin zu verdanken haben?“). Sie schaffe außerdem neue Arbeitsplätze.

Laut Timo Leukefeld werde im Solarthermie-Buch an zahllosen praktischen Beispielen gezeigt, „was an Gebäuden mit Solarthermie bewirkbar ist

  • im Neubau,
  • im Altbau
  • und an denkmalgeschützten Gebäuden.“

Das Fachbuch zeige darüber hinaus auf, „was heute bereits machbar ist: im Großen wie im Kleinen“. Zum Beispiel, wie man den Geschirrspüler an das warme Wasser anschließt, eine Sache, die der Handwerker, Ingenieur und Forscher Timo Leukefeld in seinem Privathaus erfolgreich testete, wie man ausführlich hier nachlesen kann: „Schon in ihrem sanierten Altbau testeten sie (Leukefeld, seine Frau und seine zwei Kinder – Anmerkung der Redaktion) gemeinsam, mit wie wenig Strom ein Vier-Personen-Haushalt auskommen kann. Eine Idee unter anderen war, Spül- und Waschmaschine an die Warmwasserleitung anzuschließen. Ein Erfolg! Der Stromverbrauch halbierte sich bei vollem Komfort auf 1400 Kilowattstunden im Jahr. Eine große Ersparnis, denn ein Vier-Personen-Haushalt verbraucht normalerweise zwischen 4000 und 5000 Kilowattstunden.“

Solarthermische Speicherung funktioniert!

In ihrem Schlusskapitel verweisen die drei Solarthermie-Experten bezüglich der Speicherung von solarer Wärme auf die „Technologie und Technik, die seit Jahrzehnten bewährt sind“. Und das bisher „nur mit ihrer Hilfe (gemeint ist die Solarthermie – Anmerkung der Redaktion) bewiesen werden konnte, dass man auch in harten Wintern ausschließlich aus erneuerbaren Quellen mit dem gewohnten Komfort heizen kann. Alle anderen Techniken, darunter durchaus vielversprechende, müssen Belege für ihre Massentauglichkeit erst noch erbringen.“

Saisonale Illusion – Schluss mit der regierungsseitig abgesegneten Kurzschlusslogik!

Leukefeld & Co. bezweifeln jedoch, dass das überhaupt etwas nützen würde, „so lange die saisonale Illusion mit der Wirklichkeit verwechselt wird. Sie besteht in der treuherzigen Annahme: Vier Fünftel Plus im Sommer gegen vier Fünftel Minus im Winter – das gleicht sich doch aus! Eben nicht. Der PV-Strom drängt in einen Markt, dessen sommerlichen Überschuss keiner benötigt und auf die Dauer auch bezahlen wird. Der winterliche Mangel hingegen treibt die Preise, denn sobald alle Wärmepumpenbesitzer Strom aus dem Netz zum Heizen ziehen, wird es knapp. Schlimmer noch: Dafür fehlen eigene Kraftwerke, um mit der zusätzlichen Last fertigzuwerden. Diese will aber niemand bauen und unterhalten, weil sie wegen der „Erneuerbaren“ – im Winter ist es auch die Windkraft, die vier Wochen lange Flauten kennt – keine darstellbaren Laufzeiten erreichen. Wer wird sich durchsetzen: die zornigen Aktionäre der großen Energieversorger oder die Stromkunden, wahlweise die Steuerzahler?“

Energiepolitik: Heizen mit Strom?

Ernüchternd liest sich auch die wissenschaftliche Analyse des aktuellen Geschehens auf dem Energiemarkt – wirtschaftlich und politisch gesehen: „Energiepolitisch werden dieser Tage jedoch die Weichen für den Sonnenstrom, nicht für die Sonnenwärme gestellt. Renner im Markt ist die Luftwärmepumpe, alle reden von strombasierten Heizsystemen in hochgedämmten Häusern. Die EnEV 2014 spiegelt diesen Trend, der willkürlich festgelegte Primärenergiefaktor für Strom wird in 2 Stufen gesenkt: von 2,6 auf 2,4, ab 2016 sogar auf 1,8. Der zu niedrige Primärenergiefaktor soll lenkende Wirkung haben. Statt ihn für das ganze Jahr gelten zu lassen, wäre es physikalisch richtig, den Primärenergiefaktor monatsweise (wenn nicht wochenweise) zu definieren. Was sicherlich schwer zu verwirklichen ist. Da man jedoch am Jahresdurchschnitt festhält, ist das politische Ziel klar: Heizen mit Strom soll weiter salonfähig gemacht werden.“

Solarthermie plus X braucht weniger Aufwand und ist krisenfest(er)

Dennoch empfehlen die Autoren des neuen Fachbuchs Solarthermie, begründet auf einer „Konvergenz der Technologien“: Solarthermie plus X. Zwei Gründe führen die Autoren für ihre Empfehlung pro Solarthermie an:

  1. Die physikalisch-technische Logik: „Strom zum Heizen“ verlangt demnach zu viel technischen Aufwand.
  2. Solarthermie mit der technisch einfachsten Lösung funktioniere in Krisenzeiten (Klimawandel, Kriege) am ehesten weiter.

Modern heizen: Geregelte Baukunst hemmt Innovation

Spannend dann die Gedanken, die die Solarthermie-Experten Leukefeld, Baer und Hüttmann in Anlehnung an den Architekten Werner Sobeck äußern. Sobeck wird von ihnen zunächst mit dem Satz zitiert: „‚Dass wir in tausend Vorschriften den Stand der Baukunst definiert haben, ist gleichzeitig ein gigantisches Innovationshemmnis.‘“ Die drei Autoren ändern Sobecks daraus resultierende Forderung: „Man müsste einfach sagen: Jeder der ein Haus baut, das im Schnitt nicht mehr Energie verbraucht als es erzeugt, bekommt Steuererleichterungen. Wie das gemacht wird, sollte man den Architekten und Ingenieuren überlassen.“ In: „nicht ‚im Schnitt‘ soll Energie verfügbar sein, sondern wenn sie gebraucht wird.“ In den Augen des Trios gäbe es dann durchaus eine Chance für die Bundesrepublik Deutschland, sich „wieder an die Spitzengruppe der umweltschützenden Technologiestandorte“ heran zu robben.

Ihr seht, in diesem Buch steckt so mancher Denkanstoß und auch Sprengkraft. Und deshalb schon bald mehr dazu. Hier. Versprochen ist versprochen. Der Vollständigkeit halber noch der Link zum Buch mit der ISBN: 978-3-933634-34-4, der Preis: 21,85 Euro und der Verlag: Verlag Solare Zukunft, Erlangen. Das Buch gibt es natürlich auch beim hier beim großen Riesen, aber ihr wisst ja, dass der Direktkauf für die Autoren immer die bessere Variante ist ;-). Die Autoren freuen sich aber über viele Rezensionen.

Buchcover: Timo Leukefeld.