Crradle to cradle Wertstoff-Recycling

Cradle to Cradle: Was hat das Konzept „Von der Wiege zur Wiege“ mit Solarthermie zu tun?

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Heute will ich Euch das Konzept „Cradle-to-Cradle“, kurz C2C,  vorstellen. Das ist ein Ansatz, mit Ressourcen umzugehen und sie zum Wohle aller zu verwerten, der sich grundlegend von dem unterscheidet, nach dem wir bislang handeln und der sich mit „Von der Wiege zur Bahre“ überschreiben ließe. Lest hier, was es mit C2C auf sich hat und welche Rolle Solarthermie in dem Konzept spielt!

Was ist Cradle to Cradle?

Wollte man beschreiben, wie die Menschheit bislang mit ihren Ressourcen umgeht, dann muss man konstatieren, dass der Mensch als einziges Lebewesen auf dem Planeten Erde Abfall produziert, dessen er nicht Herr wird. Schlimmer noch: Der Abfall, den wir tagtäglich hinterlassen, zerstört den Planeten und damit den Quell unserer Ressourcen, unseres Lebens. Wir nehmen uns mit unserer derzeitigen Lebensweise quasi selbst die Zukunft. Ein Weg, der von der Wiege zur Bahre (cradle to grave) führt.

Anders Cradle to Cradle: Wer „von der Wiege zur Wiege“ denkt und handelt, lebt und wirtschaftet in Kreisläufen. Bezogen auf die Ressourcen geht es um Materialkreisläufe. Darin „drehen“ sich Materialien, die positiv definiert werden, Materialien also, die für Erde und Mensch gesund sind. Daher ist es Cradle to Cradle kein Anliegen, immer strengere Grenzwerte zu definieren und stoffliche Verbote auszusprechen.

C2C versteht  alles als „Nährstoff“, jede Handlung nährt positiven Fortschritt. Es geht Cradle to Cradle nicht um eine Weltverbesserung, indem beispielsweise Produkte auf den Markt kommen, die weniger schlecht als derzeitige Varianten sind. Vielmehr soll die Kreativität des Menschen in Denken und Handeln einfließen, um die Dinge neu zu machen. Und zwar so, dass kein Abfall entsteht. Schon gar nicht umwelt- und lebensgefährdender. Produkte sollen demnach aus ungefährlichen, gesunden Materialien gefertigt werden, die nach Gebrauch nicht nur gefahrlos entsorgt sondern einem neuen Zweck zugeführt werden können. Im Kreislauf der Nährstoffe. Davon definiert C2C zwei:

  • den biologischen Kreislauf
  • und den technischen Kreislauf

Wie funktioniert C2C? Zwei Beispiele.

Im biologischen Kreislauf bewegen sich Stoffe, die am Ende ihrer Benutzung biologisch abbaubar (kompostierbar) sind. Sie gelangen als biologische Nährstoffgrundlage teils oder gänzlich in die Umwelt, ohne diese zu gefährden. Ein Beispiel wäre eine ökoeffektive Textilie wie ein Shirt. Es käme, hergestellt aus ökokorrekten Rohstoffen aus der Fabrik, würde von uns getragen und nach der Nutzung auf den Kompost im Garten entsorgt. Dort würde es zum biologischen Nährstoff für Pflanzen, die entweder als Rohstoff in die Shirt-Produktion fließen oder als Energielieferant derselben.

Im technischen Kreislauf nutzt man Materialien, die sich nach der Benutzung sortenrein trennen und entsprechend wiederverwerten lassen – und zwar komplett. Ein Beispiel wäre eine Waschmaschine, die nach der Nutzung (und zwar eine, die nicht vom geplanten Verschleiß künstlich verkürzt wird!) komplett in sortenreine Einzelteile / Materialien zerlegt wird. Die Stoffe dienen neuen Produktionen als Sekundärrohstoff.

Damit schafft Cradle to Cradle biologische und technische Nährstoffe, die einerseits kontinuierlich von Nutzen und anderseits immer wieder Nährstoff für Neues sind.

Was sind die drei C2C-Prinzipien?

Wer gemäß dem Konzept „von der Wiege zur Wiege“ handeln will, muss demzufolge von vornherein Produkte und Prozesse so planen, dass deren gesamte Nutzungsdauer berücksichtigt wird. Daher hat Cradle to Cradle sich von Mutter Naturs Vorbild drei Prinzipien abgeschaut:

  1. Prinzip: Abfall ist Nahrung oder Nahrung ist Nahrung. Das Prinzip steht dafür, dass alles zu Nahrung oder Nährstoff für etwas anderes wird. Hinter dem ersten Prinzip steck die Idee der sogenannten Öko-Effektivität.
  2. Prinzip: Nutzung erneuerbarer Energien: Die Energie entspringt Sonne, Wind, Wasser und Erde.
  3. Prinzip: Unterstützung von Diversität: Es gibt eine nahezu unendliche Vielfalt.

Welche Rolle spielt Solarthermie für das Konzept Cradle to Cradle?

Nach dem zweiten Prinzip des Grundkonzepts Cradle to Cradle soll Energie ausschließlich aus erneuerbaren Quellen stammen: Sonne, Wind, Wasser und Erde. Wollte man danach handeln, müsste die gesamte derzeitige Energieerzeugung umgestellt werden. Wegen des ersten Prinzips würden wertvolle fossile Materialien, die auf der Basis nicht erneuerbarer Rohstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas produziert wurden, kontinuierlich im Kreislauf bleiben. Wobei es von Bedeutung ist, dass zu ihrer Produktion ausschließlich erneuerbare Energie zum Einsatz kommt und nicht etwa fossile Energie, so dass die fossilen Rohstoffe noch knapper würden. Laut dem Cradle to Cradle e.V. seien erneuerbare Energien „Grundvoraussetzung für einen holistischen und effektiven Kreislaufansatz“.  Demnach ist Solarthermie als Technologie, um aus Sonnenstrahlen Wärme zu gewinnen, eine der Möglichkeiten, erneuerbare Energie zu erzeugen. Sie wird im C2C-Bereich Wohnen ebenso geplant wie im Bereich Produzieren, denn sie kann als Heizwärmeerzeuger wie als Prozesswärmerzeuger eingesetzt werden.

Was ist Ökoeffektivität?

Der Begriff Ökoeffektivität steht im Kontrast zur Ökoeffizienz, einem Kennwert aus der Betriebswirtschaftslehre, beziehungsweise der Ökobilanz.

Ökoeffizient ist ein Produkt, dass dank eines geringeren als üblicherweise Ressourcenverbrauchs besser dasteht als das herkömmlich produzierte, denn seine negative Umweltwirkung ist wegen der weniger Ressourcen und womöglich auch wegen daraus resultierend weniger Schadstoffen geringer. Es ist also weniger schlecht als ein herkömmliches Produkt. Es ist damit jedoch noch längst kein gutes Produkt! Und schon gar kein ökoeffektives, das im biologischen oder technischen Kreislauf kursiert (siehe oben).

Wer hat Cradle to Cradle erdacht?

Hinter Cradl to Cradle stecken zwei Köpfe. Zum einen ist das der deutsche Verfahrenstechniker und Chemiker Michael Braungart, Jahrgang 1958. Zum anderen ist das der US-amerikanische Architekt und Designer William McDonough, Jahrgang 1951. Mehr zu den Erdenkern von Cradle to Cradle könnt Ihr auf Wikipedia lesen – oder auf der der Seite von Michael Braungart.

Was ist der C2C-Verein?

2012 wurde der Cradle to Cradle e.V. als gemeinnütziger Verein gegründet. Er soll nach eigenen Angaben helfen, „die Cradle to Cradle Denkschule in die Mitte der Gesellschaft zu bringen“. Wer mehr dazu lesen will, schaut auf die Internetseite des Vereins.

Foto: Flügelwesen / photocase