ertragszahlen in der solarthermie

Die Krux mit den Ertragszahlen bei Solarthermie

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Wie ihr wisst, haben wir die Serie Handwerker des Monats gestartet und es freut uns wahnsinnig, wie toll die Berichte über die Handwerker und ihre Lieblingsprojekte aufgenommen werden. Solarthermie ist viel zu unsichtbar und daher ist es so wichtig, dass noch viel mehr Beispiele gezeigt werden. Gleichzeitig wird für mich wieder noch klarer, wie viel Arbeit noch vor uns liegt, bevor Solarthermie wirklich in der Masse Ernst genommen wird. Es ist viel zu undurchsichtig welcher Kollektor welchen Ertrag bringt und noch viel schwieriger, wie viel er im Echtbetrieb dann leisten wird. Deshalb möchte ich die unterschiedlichen Zahlen am Beispiel unseres letzten Handwerkerberichts erklären.

Am Montag haben wir das Projekt der Familie Eppl präsentiert und dabei ist mir aufgefallen wie verwirrend es für die Leser sein muss, all die unterschiedlichen Zahlen über Erträge und Ersparnisse zu lesen. Ich muss mich auch entschuldigen, dass es immer wieder vorkommt, dass einige unserer Felder, die wir abfragen, frei bleiben. Leider könnt ihr euch gar nicht vorstellen, wie schwierig es ist, überhaupt Zahlen zu bekommen, deshalb müssen wir uns mit dem zufrieden geben, was wir bekommen und hoffen dann auch, dass nach der Veröffentlichung doch noch ein paar Zahlen durch den Handwerker oder sogar die Kunden selbst noch Zahlenmaterial ergänzt wird. Falls Sie sich also angesprochen fühlen, immer her mit den Daten. Aber jetzt zurück zu unserem Beispiel.

Projekt 2 des Monats September 2015 - Einfamilienhaus

Anlagengröße:10 m2 (2 x 4,94 m2)
Kollektor:CPC 45 Star azzurro 2x2.984 kWh/Kollektor = 5968 kWh/Jahr nach Solar Keymark Datenblatt
Ausrichtung:k.A.
Pufferspeicher:Frischwasser-Pufferspeicher Aqua Expresso II 840
Zusatzheizung:
Alte Heizung:Viessmann Gasheizkessel Baujahr 1986Verbrauch vorher: 45.500 Kilowattstunden p.a.
Trinkwassererwärmung:ja
Heizungsunterstützung:ja
Beheizte Fläche:k.A.Baujahr der Anlage: 2011
Energiebedarf :Früher 45.500 kW/hAktuell: 31.425 kW/h ohne zusätzliche Dämmmaßnahmen
Gesamteinsparung:26 %
Ertrag/Jahr:Tatsächlich: k.A.Errechnet: rund 4.500 Kilowattstunden p.a.
Ausführender Betrieb:
www.herrlein.deDirk Herrlein
Wir veröffentlichen monatlich zwei Anlagen unserer "Handwerker des Monats". Das ist das Projekt 2 des Handwerkers des Monats September 2015, Dirk Herrlein, Herrlein Sanitär-Heizung GmbH & Co. KG in Würzburg.

Wir müssen prinzipiell zwischen vier Werten unterscheiden:

  1. Der Maximalertrag laut Solar Keymark “Maximalertrag”
  2. Der errechnete Ertrag laut Anlagensimulation “Simulationsertrag” oder “Solarertrag”
  3. Der tatsächlich erwirtschaftete Ertrag “Realertrag”
  4. Die Gesamtersparnis im System “Systemertrag”

Juhuuu! Da kommt Freude auf! So viele verschiedene Zahlen, die ein Laie unmöglich im Stande ist, zu unterscheiden! Aber dafür gibt es ja uns. Ich werde versuchen euch die verschiedenen Erträge zu erklären und habe ihnen der

Maximalertrag laut Solar Keymark: “Maximalertrag”

Dieser ist noch der einfachste von allen und auch jener, der am einfachsten verglichen werden kann. Wir haben wir ja schon oft über das neue Datenblatt in der Solar Keymark aufgeklärt. Dort wird erstmals ausgewiesen, wie viele kWh ein einzelner Kollektor an vier verschiedenen Standorten in Europa an Ertrag erwirtschaftet. Diese vier Orte sind Würzburg, Athen, Davos und Stockholm. Es macht nämlich einen großen Unterschied ob der Kollektor in Athen oder in Stockholm steht und bevor es dieses Datenblatt gab, hat man einfach einen einheitlichen Eintrahlungswert, der viel zu hoch angesetzt war 1000 kWh/m2 angenommen und so kam es zu massiven Verzerrungen bei den Werten im Echtbetrieb. Für uns hier in Deutschland und Österreich ist der Wert “Würzburg 50°” der wichtigste. Dieser Wert wird übrigens auch auf dem neuen Kollektorlabel ausgewiesen und so wird es viel einfacher die Kollektoren untereinander zu vergleichen. Es ist aber auch wichtig zu wissen, dass es sich hier um einen Maximalertrag handelt. Dieser Ertrag wird nur erreicht, wenn die produzierte Energie auch wirklich immer abgenommen wird. Ist der Speicher zB. zwischendurch voll und kann der Kollektor nicht weiterarbeiten, verringert sich der Maximalertrag entsprechend. Der Maximalertrag wird vor allem bei großen Systemen mit viel Verbrauch sehr leicht erreicht (Solare Fernwärme/Hotels…) . In kleineren Systemen wie bei Einfamilienhäusern ist das eher schwierig, außer man hat einen Swimming Pool. In unserem Beispiel liegt dieser Maximalertrag bei 2984 kWh/Kollektor (CPC 45) oder 5.968 kWh für das Gesamtsystem.

Wir halten fest: Maximalertrag 5.968 kWh/Jahr

Ertrag laut Anlagensimulation – “Solarertrag” oder “Simulationsertrag”

Dieser Wert ist im Grunde auch recht einfach zu erklären, aber leider nicht ganz so einfach zu berechnen. Doreen hat hier schon mal erklärt was es mit dem Solarertrag auf sich hat. Im Grunde ist es jener Teil der produzierten Solarenergie, die auch tatsächlich genutzt werden kann. Je mehr ich von der produzierten Energie nutze, desto höher ist der Solarertrag. Für die PV-ler unter euch, könnte man diesen Wert mit dem Eigenverbrauchsanteil einer PV-Anlage vergleichen. Bei der Photovoltaik wird der überschüssige Anteil dann aber ins Netz abgegeben, während er bei der Solarthermie verpufft, bzw. falls die Anlage still steht, gar nicht erst produziert wird. Da dieser Wert vor allem vom Nutzerverhalten abhängt, ist er so schwierig zu definieren. Deshalb verwendet ein guter Handwerker hier Simulationssoftware um mit Erfahrungswerten annähernd an die die tatsächlichen Werte zu kommen. Herr Herrlein hat im konkreten Fall 4.500 kWh/Jahr Solarertrag oder auch Simulationsertrag berechnet. Durch wenig Abnahme beim Verbraucher verlieren wir hier also fast 1.500 kWh/Jahr. Das erklärt wohl auch, warum das System trotz hohem Verbrauch nicht größer ausgelegt wurde. Gleichzeitig kommt hier auch wieder das “intelligente Verschwenden” ins Gespräch. Die Sonne die auf die Erde auftrifft und nicht genutzt wird, ist ja eigentlich auch verschwendete Energie. Es macht also nichts, wenn hier ein Teil nicht genutzt wird.

Wir halten fest: “Simulationsertrag” oder “Solarertrag” 4500 kWh/Jahr

Der tatsächlich erwirtschaftete Ertrag: “Realertrag” oder  auch wieder “Solarertrag”

Jetzt wird’s spannend. Eigentlich wollen wir ja wissen, wie hoch der erwirtschaftete Ertrag wirklich ist. Leider ist das tatsächlich ein Schwachpunkt bei der Solarthermie. Diesem Wert wurde in der Vergangenheit viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das merkt man auch daran, dass in den offiziellen Definition des “Solarertrages” nicht unterschieden wird, ob es sich dabei um den simulierten tatsächlich abgenommenen Kollektorertrag handelt, oder den wirklich genutzten. Ich nenne ihn deshalb jetzt Realertrag. Leider ist dieser in unserem Projekt nicht angegeben. Von anderen Projekten weiß ich aber, dass bei vielen Projekten von Ritter die tatsächlichen Ertrage, also der Realertrag sehr oft höher ist, als in der Simulation. Anscheinend war das ja auch hier der Fall. Das ist für den Kunden zwar sehr gut, für die Handwerker aber oft schwierig, wenn bei einem Mitbewerber die Situation andersrum ist, also wenn am Papier mehr steht, als dann in der Realität.

Die Gesamtersparnis oder der Systemertrag

Was die Sache nicht unbedingt einfacher macht ist der Umstand, dass sehr oft die Kollektorinstallation mit einer Modernisierung der Heizungsanlage einhergeht. Da werden Rohre gedämmt, ein neuer Gas-, Öl- oder Pelletkessel eingebaut und vielleicht sogar das gesamte Haus neu gedämmt. Unterm Strich steht dann (hoffentlich) deutlich weniger auf der Rechnung. Die dann eingesparte Energie entspricht dann der Gesamtersparnis oder dem Systemertrag. Durch die Modernisierung der Heizungsanlage spart sich unser Beispielkunde nun 14.075 kWh (Vorher/Nachher in der Tabelle. Leider konnte ich noch nicht rausfinden, wie viel davon die Röhren ausmachen. Vielleicht finden wir das noch heraus.

Gesamtersparnis 14.075 kWh

Daher: Unbedingt Wärmemengenzähler installieren

Damit Sie das selbst ganz genau wissen, ist es wirklich wichtig auch immer einen Wärmemengenzähler zu installieren. Das Thema wurde in der Solarthermiebranche leider viel zu lange vernachlässigt und sollte eigentlich immer Voraussetzung für die Förderfähigkeit sein.

Bild: MMchen / photocase.de