Was spricht eigentlich gegen Solarthermie?

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Die heutige Artikelüberschrift ist bewusst provokant gewählt – denn noch immer entscheiden sich viele Bauherren aktiv oder passiv gegen Solarthermie. Grund genug, einmal einen Blick auf die Hemmschwellen für Solarthermie zu werfen.

Hemmschwelle Nummer 1: Der Preis

“Zu teuer”, ist das Gegenargument Nummer 1. Kein Wunder, müssen doch vor allem private Bauherren, die nur einmal in ihrem Leben ihr Traumhaus verwirklichen, meist jeden Cent umdrehen. Doch warum sind so viele Leute bereit, ein Eigenheim über Jahrzehnte hinweg abzuzahlen, aber trotzdem nicht in Amortisationszeiträumen zu denken? Nur 12 bis 13 Jahre Amortisationszeit weist diese Marktübersicht der Zeitschrift Sonne Wind & Wärme (Ausgabe 3/2016) aus – bei einem Wärmepreis von insgesamt 8 bis 9 ct / Kilowattstunde, inklusive Investitionskosten. Verglichen wurden marktübliche Solarpakete bis 18 m² Kollektorfläche und maximal 1.500 Liter Speichervolumen. Bei großen Solaranlagen für Industrie oder Fernwärme sind sogar 5 ct/kWh und weniger möglich – ohne Risiko von Preissteigerungen wie bei den Fossilen. Bei der Gasheizung kostet nur der Brennstoff 6 bis 7 ct / kWh – im Moment. Und das ist ein weiterer Grund, warum die Wahl oft nicht auf Solarthermie fällt: weil hier nur die teureren Investitionskosten gesehen werden und die momentan geringen Gas- und Strompreise attraktiv erscheinen.

Beziehungsstatus Solarthermie: Es ist kompliziert

Der genannte Artikel listet Deckungsgrade von 30 Prozent (Flachkollektoranlage) bis 50 Prozent auf (Vakuumröhrenkollektor); die Werte sind mit einer Simulationssoftware ermittelt. Man kann Solaranlagen auch so auslegen, dass man nur noch eine kleinere Nachheizung benötigt. Zum Beispiel einen Kachelofen, den man sich aus Gründen der Gemütlichkeit vielleicht sowieso angeschafft hätte. Viele bezweifeln, dass eine Solaranlage der Hauptwärmeerzeuger sein kann. Und sogar Gutachter hauen uns die Schlagworte “unwirtschaftlich” und “lohnt sich nicht” um die Ohren. Doch Gutachter werden ja meist gerufen, wenn irgendetwas schiefgegangen ist: Minderwertige Komponenten, ein schlecht durchdachtes Gesamtkonzept, Baumängel. Dann weicht die Realität schmerzlich von den simulierten Werten ab. Deshalb haben manche Fachleute und Bauherren, die aus der Nachbarschaft Schlimmes über nicht funktionierende Anlagen gehört haben, ein schlechtes Verhältnis zur Solarthermie. Ich halte es jedoch für unredlich, aus diesen Schlechtbeispielen einen Unwirtschaftlichkeitsmythos zu generieren.

Aus Fehlern lernen ist gut – von Anfang an gut planen ist besser

Zum Glück haben wir mit unseren Projekten des Monats immer wieder Beispiele real existierender, funktionierender Solarhäuser. Sogar weit mehr als 50 Prozent Deckungsgrad sind möglich. Unsere Projekte und Handwerker des Monats arbeiten mit Anlagen der Ritter Energie, die hinter unserem Blog steht. Und auch das Sonnenhaus-Institut kommt mit “seinen” Häusern auf sehr gute Betriebsergebnisse.

Viele Wege führen zu einem funktionierenden solar beheizten Haus. Voraussetzung sind hochwertige Komponenten und gute Solarteure, die Willens und in der Lage sind, sich das entsprechende KnowHow zu erwerben; am besten durch Fortbildungen und enge Zusammenarbeit mit den Herstellern. Und sicher auch durch manchen Fehler, der ihnen unterläuft. Das ist zunächst nicht schön für das Ergebnis, doch zumindest kann man daraus lernen und in vielen Fällen sicher auch nachbessern. Einen Solarwärmecheck für bestehende Anlagen bietet neuerdings die Verbraucherzentrale NRW. Wie man Fehler und Probleme von vornherein vermeidet, könnt ihr auch in vielen unserer Blogartikel nachlesen:

Foto: benicce / photocase.de