Gemeinsam stark: Solarthermie für Mehrfamilienhäuser

Veröffentlicht von

Wir haben schon über die größten Solarthermieanlagen verschiedenster Kategorien berichtet, und immer wieder auch über einzelne Hausprojekte. Aber es gibt auch noch was dazwischen: Solarthermieanlagen für Mehrfamilienhäuser – und die sind kostenmäßig ziemlich interessant!

Der Preis ist heiß: Solarwärme für viele ist billiger

Denn je mehr Abnehmer es gibt, desto kostengünstiger kann die Sonnenenergie für Heizung und Warmwasser bereitgestellt werden. Grund dafür: Viele

Synergieeffekte bei der Anschaffung und im Betrieb der Solarthermieanlage

  • Komponenten wie Regelungstechnik und Steigleitungen müssen nur ein Mal gekauft werden
  • gemeinsame Beschaffung einer größeren Anlage ist günstiger als die von beispielsweise drei, vier oder mehr Einzelanlagen
  • Einsparung von Transportwegen, evtl. notwendiger Fanggerüste, Kran etc.
  • Optimierung des Speichervolumens
  • geteilte Wartungs- und Betriebskosten
Solarkollektor an Mehrfamilienhaus
Vakuumröhrenkollektor am Mehrfamilienhaus – es darf auch mehr als einer wie hier am Bild sein 😉

Solarthermie spart Mietnebenkosten

Solarthermie zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung ist also ideal geeignet für mehrere Wohneinheiten, im Neubau wie in der Bestandssanierung. Das ist für private Bauvorhaben mit 3 – 4 Wohneinheiten genauso denkbar wie für gemeinnützige Baugenossenschaften, für Wohnanlagen von Bauträgern und im sozialen Wohnungsbau. Vermieter können die Investitionskosten für energetische Sanierungen zwar auf die Mieter umlegen – dafür aber sinken die Mietnebenkosten, sodass die Warmmiete gleich bleibt oder irgendwann sogar sinkt, weil die Solarthermieanlage unabhängiger macht von den Preissteigerungen der fossilen Brennstoffe.

Vierfamilienhäuser könnten die neuen Traumhäuser werden

Viele Privatleute tun sich aber immer noch schwer mit Solaranlagen für mehrere Wohneinheiten – was möglicherweise nicht an der Solarthermie liegt, sondern an der Wohnform Mehrfamilienhaus. Denn für die meisten ist ein frei stehendes Einzelhaus der Traum. Nicht selten wird der Bau des Traumhauses zur Belastungsprobe für Nerven, Geldbeutel und Beziehung – warum also nicht den Aufwand teilen? In einer Baugemeinschaft mit drei oder vier Parteien sind zwar auch viele Entscheidungen gemeinsam zu treffen, und es ist sicher nicht immer leicht, sich zu einigen. Dafür verteilt sich aber auch die Last auf mehrere Schultern – Planungsaufwand, Organisation, Anwesenheit auf der Baustelle, Eigenleistung – und man kann sich die Partner, sprich Nachbarn, schon vorher aussuchen.

Das Ehepaar Huber hat sich mit seinem Sonnenhaus im niederbayerischen Ergolding bewusst für ein Vierfamilienhaus entschieden, obwohl sie nach ihrer Hofübergabe an die nächste Generation eigentlich nur ein kleines Austragshaus gebraucht hätten. Die Solaranlage heizt das Haus in Kombination mit einer Hackschnitzelheizung und speist auch noch in ein Nahwärmenetz mit über 20 Wohneinheiten ein.

Baugenossenschaften profitieren im Bestand und im Neubau

Manchmal entstehen Mehrfamilienhäuser auch im Familienverbund, und neue familienähnliche Wohnformen sind im Kommen: So setzen junge Baugenossenschaften wie wagnis in München auf ökologisches, nachhaltiges und bezahlbares Wohnen. Die Mitglieder wollen ihr Wohnumfeld selbst gestalten und aktive Nachbarschaften mit Alt und Jung eingehen.

Der Gebäudebestand der alteingesessenen Baugenossenschaften hingegen steht teilweise jetzt zur energetischen Sanierung an. Auch hier kommt vielfach Solarthermie zum Einsatz, wie man etwa bei den Wohnanlagen der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Kaufbeuren sieht.

Attraktive Förderung für Solaranlagen von Mehrfamilienhäusern

Und nicht zuletzt gibt es auch attraktive Förderungen. Die Bafa beispielsweise gibt neben der Basisförderung für Solarthermieanlagen unter bestimmten Voraussetzungen ab drei Wohneinheiten auch eine Innovationsförderung. Die KfW-Bank hat ebenfalls spezielle Programme für größere Solaranlagen aufgelegt, z.B. den zinsgünstigen Kredit “Erneuerbare Energien – Premium” (Programm Nr. 271/281). Genaueres erfahrt ihr auch im Förder-Navi.

Nun interessiert mich natürlich auch wieder eure Meinung dazu. Warum tut sich im Mehrfamilienhausbereich so wenig? Oder tut sich ohnehin viel und wir kriegen es nur nicht mit? Sind auch immer dankbar für Beispiele.

Foto: Paradigma