Handwerker des Monats: “Ich habe meine eigene Energiewende geschafft!”

Veröffentlicht von

Wie in meinem Artikel zum Blogumzug versprochen stelle ich euch auch weiterhin allmonatlich unseren Handwerker des Monats vor. Im Februar ist es Pierre Schreckert, der seinen Betrieb, die Schreckert GmbH, in 34311 Naumburg-Altenstädt führt. Lest hier, wie der Solarteur  seine ganz persönliche Energiewende bereits volllzogen hat

Pierre Schreckert, bitte beschreiben Sie uns kurz Ihren Betrieb!

Pierre Schreckert: Die Schreckert GmbH ist ein Familienunternehmen, gegründet am 01. April 1978 von meinem Vater Werner Schreckert. In unserem Team arbeiten heute 16 Mitarbeiter, davon 4 Auszubildende.

Wie kamen Sie zu dem Beruf und was gefällt Ihnen daran?

Wenn man als Kind in einem familiengeführten Handwerksunternehmen aufwächst, wird man automatisch in dieser Richtung geprägt. Man erfährt, wie abwechslungsreich die Arbeit ist.
Die große Verantwortung sowohl für Mitarbeiter als auch unsere Kunden und auch die technische Innovation der Zukunft hat mich sehr an diesem Beruf gereizt. Deshalb bin ich nach meinen FH-Studium der Versorgungstechnik in unser Familienunternehmen eingestiegen. Mein Schwerpunkt liegt auch in der Heizungstechnik und den erneuerbaren Energien. Unser Unternehmen hat sich weiterhin auf Komplettbäder spezialisiert.

Wie kommt’s, dass das Thema Solarthermie auf der Liste Ihrer Dienstleistungen steht?

Mit dem Berufseinstieg im Jahr 2005 war mir schnell klar, dass unsere Energieversorgung der Zukunft nur erneuerbar sein kann. Als „klassischer“ Heizungsbauer lag mir die solare Wärmeerzeugung natürlich nahe. Die ersten Anlagen haben wir bereits in den 1980er-Jahren realisiert. Die anfänglich kleinen Anlagen zur solaren Warmwasserbereitung wurden im Laufe der Jahre größer – und auch zur Heizungsunterstützung genutzt. Mittlerweile haben wir drei Sonnenenergiehäuser realisiert, in denen nur noch eine unterstützende Zusatzheizung zur Solaranlage installiert ist.

Sie sind Paradigma-Partner. Was sind die Gründe für diese Partnerschaft?

Im Bereich der erneuerbaren Energien haben wir schnell gemerkt, dass die besten Anlagen von den „Spezialisten“ kommen. Gemeint sind die „etwas kleineren“ Firmen, die sich ausschließlich mit dem Thema befassen und eine hohe Innovationskraft und viel Engagement für die Sache mitbringen. Und genau das haben wir bei Paradigma gefunden. Wir sind ein Partner auf Augenhöhe, werden ernst genommen und haben den direkten Draht zum Hersteller. So ist Feedback viel einfacher und auch Probleme sind schneller gelöst. Der Spirit, an einer guten Sache zu arbeiten, nämlich der erneuerbaren Energiewende, hilft als täglicher Antrieb und Motivation.

Das Beweisstück für die persönliche Energiewende unseres Handwerkers des Monats, Pierre Schreckert: Seine neugebauten vier Wände mit Solarthermie und Photovoltaik auf dem Dach. Foto: Pierre Schreckert, Schreckert GmbH

Beschreiben Sie uns bitte Ihr aktuelles Solarthermie-Projekt!

Das ist meine Eigenanlage. Für uns stand ein privater Wohnhausneubau an. Unsere Vorstellungen wurden in Kooperation mit unserem Holzhausbauer in eine entsprechende Architektur umgesetzt. Beim Energie- und Wärmekonzept waren zwei Schlagworte für uns sehr wichtig: hohe Autarkie und Erneuerbare Energie. In Kooperation mit Paradigma habe ich die AQUA PLASMA-Kollektoranlage dimensioniert. Ziel war eine Anlage, die einen hohen Deckungsanteil erbringt und die Kriterien der Innovationsförderung des BAFA erfüllt. Daraus wurden sechs AQUA PLASMA -Kollektoren mit einer Bruttokollektorfläche von 30 Quadratmetern (m²), die an einen 2.000-Liter-Schichten-Pufferspeicher angeschlossen sind. Als Heizung haben wir uns dann auch noch ganz ökologisch für einen Holzpelletkessel entschieden. Somit ist der Wärmeanteil komplett erneuerbar realisiert. Für den zweiten Energiesektor Strom haben wir uns zudem eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher eingebaut und auch dort unser Credo erneuerbar und Autarkie erfüllt. Das fühlt sich richtig (und) gut an, besonders wenn man die aktuelle kritische Weltlage betrachtet, in der ein Großteil der Krisen auf die Energiepolitik zurückzuführen ist. Wir haben unsere eigene Energiewende geschafft, ganz einfach mit viel Unterstützung unserer lieben Sonne.

Welches der von Ihnen bisher realisierten Solarthermie-Projekte ist Ihr Lieblingsprojekt und warum ist es das?

Dies ist unser erstes Sonnenenergie-Haus. Wir konnten in einem Neubauprojekt durch den Einsatz von 16 m² CPC-Kollektoren eine hohe Energieautarkie herstellen. Ergänzend steht den Bewohnern noch ein wasserführender Kaminofen zur Verfügung. Das Spannende an dem Projekt war, ob die theoretischen Berechnungen im Vorfeld sich in der Praxis auch bestätigen. Und die positiven Rückmeldungen unseres Kunden haben uns bestätigt, mit dem Thema Sonnenenergie-Haus weiter zu machen.

Beschreiben Sie uns bitte Ihr größtes Erfolgserlebnis in Sachen Solarthermie!

Unser größtes Erfolgserlebnis war der Umstieg auf das Aqua-System. Natürlich waren wir damals skeptisch, ob das alles funktionieren wird, aber die Skepsis war nach den ersten Anlagen und den ersten bravourös gemeisterten Wintern der Euphorie gewichen. Das Aqua-System ist wie eine Art Solar 4.0 und man fragt sich, warum man es überhaupt anders gebaut hat. Auch die einfache Systemintegration macht das Aqua-System so besonders, im Gegensatz zu so manch komplexer Hydraulik von Glykol-Anlagen.

Und wo drückt der Schuh im Alltag? Welche Hürden sind im alltäglichen Umgang mit Solarthermie gegebenenfalls besonders hoch beziehungsweise schwer zu nehmen?

Die Solarthermie hat es momentan schwer. Der Absturz der Photovoltaik hat die Solarthermie mitgerissen. Momentan werden im Neubau Anlagen gebaut, die geradeso die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen, da bleibt wenig Platz für Innovationen. Leider. In der Sanierung ist es aus den Köpfen raus. Vor sechs bis acht Jahren waren wir diesbezüglich deutlich weiter…

Was wünschen Sie sich für Ihren Solarthermie-Job?

Ein deutliches politisches Signal für den Stellenwert der Solarthermie und ein deutliches Vorgehen, um erneuerbare Heizungen zu fördern und den Einsatz konventioneller / fossiler Energieträger zu bestrafen.

Was halten Sie vom neuen Kollektorertragslabel und wie hilft es Ihnen in der Praxis?

Wir merken in der Praxis, dass die Energielabel im Heizungsbereich / Solarbereich in der Praxis noch nicht beim Endkunden angekommen sind. Ich finde den Ansatz der Label gut, stelle aber fest, dass es in der Praxis nicht zu dem führt, was geplant war. Wir hatten noch keinen Kunden, der nach einer Anlage mit einem besseren Energielabel gefragt hat. Das Handling finde ich außerdem zu kompliziert. Leider wird dieser bürokratische Akt auch wieder auf die Schultern der Handwerker gepackt.

Vielen Dank, Pierre Schreckert, dass Sie uns Rede und Antwort gestanden haben!

Fotos: Pierre Schreckert, Schreckert GmbH