Energieffizienz bei ImmobilienVermarktung nebensächlich

Maklermonitor 2016: Hauptsache neues Heim – Energieeffizienz ist nebensächlich

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Maklermonitor 2016: Wer auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist, ganz gleich, ob eine Wohnung oder ein Haus, ganz gleich, ob zur Miete oder als Eigentum, der könne es sich, insbesondere dort, wo der Immobilienmarkt angespannt sei, nicht leisten, auf die Energieeffizienz der Wunschimmobilie zu achten. Zumindest spiele sie für den Verkauf nur eine untergeordnete Rolle, berichten laut dem Immobilienportal Immowelt.de die Makler, die im Rahmen des Marktmonitors Immobilien (MMI) 2016 von dem Portal befragt worden seien.  

Sanierungsaufwand rechtfertigt nicht den Vermarktungsvorteil

Eine solche Einschätzung seitens der Immobilienprofis (von 3.942 zufällig ausgewählten gewerblichen Immobilienmaklern lagen nach Bereinigung 710 Antworten vor) ließe laut Immowelt.de den Umkehrschluss zu, dass die Eigentümer der Immobilien diese nicht energetisch sanieren müssen, um sie vermieten oder verkaufen zu können: Die energetische Sanierung vor dem Verkauf beziehungsweise vor  dem Vermieten sei derzeit kaum noch ein Verkaufsargument. Zwar würde eine energetisch sanierte Immobilie wohl einen höheren Verkaufspreis beziehungsweise eine höhere Miete erzielen, sich schneller verkaufen beziehungsweise vermieten lassen – und das bei geringerem Aufwand. Doch, so stellt das Immobilienportal fest: Letztendlich stünde der Aufwand für die energetische Sanierung in keinem „wirtschaftlich positiven Verhältnis zum damit erzielten Vorteil“.

Aus der Umfrage (zum Download als PDF):

46 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ein hoher energetischer Sanierungszustand positiv auf den Verkaufspreis auswirken kann. 35 Prozent der befragten Makler sähen demnach kaum bzw. gar keine Auswirkung auf den Verkaufspreis einer Immobilie – immerhin ein Anstieg um gut vier Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. … in den Großstädten: Hier geben 40 Prozent der Makler an, dass ein hoher energetischer Sanierungsstand kaum Auswirkung auf die Vermarktung hat. In kleinen und mittleren Städten sind es hingegen nur 27 bzw. 34 Prozent.

Angespannter Wohnungsmarkt „verbietet“ Augenmerk auf Energieeffizienz

Als selbst nach einer Wohnung suchende Hamburgerin, noch dazu auf einem mehr als angespanntem (ehrlich: ich fände die Beschreibung überspannt treffender) Wohnungsmarkt (für Insider: mein Suchradius ist der rund um den Kielort in Eimsbüttel, einem wegen seiner Beliebtheit auch sehr teuren Pflaster), kann ich das nur bestätigen. Ich stehe hier mit teilweise mehr als Hundert ebenfalls nach einer Wohnung Suchenden vor Altbauten und Neubauten, renne im Pulk durch die Räume und schaue, ob der Schnitt der Wohnung zu mir und meiner Großfamilie mit Mann, vier Kids und Katze passt. Während man so wartend in Treppenhäusern Stufe um Stufe erklimmt, kommt man ins Gespräch mit den potentiellen „Konkurrenten“. Die wenigsten von ihnen achten auf energetische Aspekte der zu besichtigenden Wohnung, vielmehr nimmt man als gegeben hin, was geboten wird: elektrische Durchlauferhitzer, teilweise sehr alte Heizungsanlagen, durchschnittlich dichte Fenster. Im Gespräch mit dem Makler vor Ort will man sich‘s auch nicht versauen, also fragt man auch nicht nach den energetischen Aspekten der Immobilie … Schade. Aber das ist eben das, was einen angespannten Immobilienmarkt wie dem, auf dem ich mich gerade suchenderweise tummele, ausmacht. Ganz nebenbei: Wer was vermietet oder einen Vermieter kennt … ihr wisst schon …

Aus der Umfrage:

„… sind 39 Prozent (38 Prozent) der Makler der Meinung, dass die Lage einer Kaufimmobilie (Mietimmobilie) wichtiger ist als ihr Renovierungszustand.“

„ … die regional anhaltend hohe Nachfrage nach Kauf- und Mietimmobilien, macht einen hohen Sanierungsstand vor allem in Großstädten und Ballungsgebieten überflüssig. Vielmehr gibt es relevantere Merkmale für Kauf- und Mietinteressenten als ein energetisch topaktueller Objektzustand. Gerade in nachgefragten Lagen nehmen Kauf- und Mietinteressenten Abstriche beim Objektzustand in Kauf, da gerade hier das Angebot nach passenden Immobilien knapp ist.“

EnEV spricht aus Maklersicht gegen energetische Sanierung vor Vermarktung

Zurück zum Marktmonitor Immobilien: Als Grund dafür, dass Energieeffizienz derzeit keine große Rolle für die Vermarktung einer Immobilie spiele, führt Immowelt.de die Energieeinsparverordnung, kurz: EnEV, mit ihren energetischen Anforderungen an Gebäude an. Die bautechnischen Standardanforderungen zum effizienten Betriebsenergiebedarf, die die EnEV für ein Bestandsgebäude beziehungsweise einen Neubau vorschreibt,  unterliegen einer stetigen Anpassung. Das heißt im Klartext: Die Richtwerte steigen immer wieder – und damit Aufwand und Kosten für energetische Sanierungsmaßnahmen, um die Richtwerte umzusetzen. Die steigenden Kosten seien laut Immowelt.de der Grund, weshalb etwa ein Drittel der befragten Makler „von einer Sanierungsmaßnahme vor der Vermarktung“ abrieten. Das Immobilienportal schreibt dazu, dass noch nie weniger Makler zur Sanierung geraten hätten, als bei der diesjährigen, siebten Auflage des Marktmonitors.

Den deutschen Immobilienmarkt charakterisiert Immowelt.de so: „Auf vielen Immobilienmärkten in Deutschland herrscht seit Jahren Nachfrageüberhang. Gleichzeitig sind Immobilien eine attraktive Anlageform, Kredite, um Immobilien zu finanzieren, sind relativ günstig. In einem solchen Marktumfeld brauchen Immobilieneigentümer keine zusätzlichen Anreize wie eine energetische Sanierung zu schaffen, um ihre Immobilie in kurzer Zeit zu einem guten Preis zu vermarkten.“

Maßnahmen nach EnEV, die Makler empfehlen

Wer nun, insbesondere als Immobiliensuchender, einen Sanierungsstau befürchtet, dem sei so viel geschrieben: Laut Immowelt.de „empfehlen Makler ihren Kunden, bestimmte Maßnahmen durchzuführen. Und zwar solche, die von der Energieeinsparverordnung gefordert werden“. Die meisten Makler empfehlen demnach:

  • eine Dämmung des Dachs,
  • den Einbau von Wärmeschutzverglasungen
  • und die Installation Brennwertheizungen.

Diese drei genannten Sanierungsmaßnahmen stünden wohl relativ hoch im Kurs.

Aus der Umfrage:

„Für Immobilien, die zum Verkauf stehen, werden insbesondere Maßnahmen, welche der Einhaltung der EnEV dienen, empfohlen: Die Mehrheit der Immobilienprofis rät zu einer Dachdämmung (59 Prozent), gefolgt von der Wärmeschutzverglasung (41 Prozent) sowie der Brennwertheizung (40 Prozent). Weniger relevant sind Erdwärmeheizung (4 Prozent) und Photovoltaik (6 Prozent).“

„Auch bei zur Miete angebotenen Immobilien nimmt die Zurückhaltung beim Thema Sanierung zu: Hier rät mittlerweile fast jeder vierte Makler (24 Prozent) zu keiner der genannten Maßnahmen. Wenn Sanierungsempfehlungen im Hinblick auf die Vermietung gegeben werden, dann sind es vor allem die Wärmeschutzverglasung (48 Prozent), Brennwertheizung (43 Prozent) und Fassadendämmung (27 Prozent). Kaum eine Rolle spielen hingegen die Erdwärmeheizung (3 Prozent) und die Solarthermie (8 Prozent).“

Solarthermie, Photovoltaik und Erdwärme? Uninteressant!

Eine aufkeimende Euphorie dämpft das Portal sofort, wenn es darüber informiert, dass noch nie in der Geschichte des MMI weniger Empfehlungen für diese Maßnahmen ausgesprochen wurden. Und geradezu depressiv könnte man als wohnungsuchender Energieblogger werden, wenn man dann noch liest, dass alternative Energieformen wie Solarthermie, Photovoltaik (PV) oder Erdwärme keine Rolle mehr spielten.

Foto: EzraPortent / photocase.de