Was ist uns Wärme wert?

Was ist uns Wärme wert?

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Auf einem Blog wie dem unseren, wo sich alles um Solarthermie dreht, ihre Gewinnung, ihre Speicherung und ihre Kosten, da muss auch Platz für die Frage sein, welchen Wert Wärme als solche für uns hat. Ganz klar: Ich will auf die WERTschätzung hinaus, die wir Wärme entgegen bringen. Nur mal ganz nebenbei: Wenn ich bei Google nach diesem Wärmewert suche, spuckt die Suchmaschine neben zahlreichen Infos zum Wärmedurchgangskoeffizienten recht viel über menschliche Wärme und Wertschätzung auf der Ergebnisliste aus. Und irgendwie passt auch das zum Thema, oder?

Menschliche Wärme – einmal anders betrachtet: nicht von Herzen, sondern aus der Heizung

Folgt man den Erkenntnissen der Forschung, dann hat erst das Beherrschen des Feuers dazu geführt, dass der Mensch sich in Gegenden aufhalten kann, in denen es von Natur aus kalt und dunkel ist. Dank des Feuers brauchte er nicht mehr im Dunkeln herumzutappen und nicht mehr zu frieren. Licht und Wärme hat das Feuer uns gebracht. Zwei Güter, die man jahrhundertelang hütete, ohne sie zu verschwenden. Wohlig warm war es, davon zeugen Fundstücke aus vergangenen Tagen, immer nur in der Nähe des Feuers, also in der „Küche“, so es sie denn schon gab. Meist waren es eine Feuerstelle oder ein „Ofen“, deren Wärme man sich teilte. Wärme im heutigen Sinne von Wohlfühltemperatur auch bei leichter Bekleidung war, – wenn überhaupt machbar – ein Luxus, den sich in kalten Regionen kaum einer leisten konnte. Frieren stand auf der Tagesordnung des einfachen Volkes. Dennoch blieben unsere Vorfahren hier und wanderten nicht in südlichere und damit sonnigere und wärmere Gefilde.

Heute mag kaum einer hier mehr frieren. Man wohnt bei wohligen 20 Grad Celsius plus – und erwartet nach Verlassen der eigenen vier Wände, dass es auch in Bus und Bahn, in Supermärkten, Restaurants und Sportstätten ähnlich warm ist. Selbst bei Open-Air-Veranstaltungen will keiner mehr frösteln. Ebenso wenig in Arztpraxen und Schulen. Auch auf der Arbeit nicht. Kurz: Jeder Aufenthaltsraum des Menschen soll heutzutage wohl temperiert sein.

Ist das OK?

Oder ist es eine Anmaßung von uns, stets und überall für warme Räume, private und öffentliche, zu sorgen? Wo beginnt existenzieller Wärmebedarf, wo endet er? Wann ist Wärme ein Grundgut, wann ein Luxusgut?

Spannendes zur optimalen Arbeitstemperatur

Der Gesellschaft als Arbeitgeber ist Wärme eine Menge wert. Schließlich muss für die menschliche Betriebstemperatur gesorgt werden. Auch wenn diese umstritten ist. Laut einer Reihe wissenschaftlicher Studien mache zu viel Wärme im Raum träge, müde und dick. Unter 20 und über 25 Grad Celsius sinke demnach die Leistungsfähigkeit signifikant. Eine Studie kam zu dem Schluss, dass die optimale Temperatur für bestmögliche Produktivität von Mitarbeitern 25 Grad betrage.

Und so hat man in der Arbeitsstättenverordnung aus dem Jahre 2001 auch Arbeitsstättenrichtlinien geschaffen, die regeln, wie warm es im Büro sein sollte, damit dort „raumklimatische Verhältnisse“ herrschten, die dem menschlichen Organismus angemessen seien. Die Verordnung von 2010 bestätigte die Richtlinien. Demnach gelten hierzulande die folgenden Mindestwerte der Lufttemperatur in Arbeitsräumen in der kalten Jahreszeit:

  • Bei überwiegend sitzender Körperhaltung und leichter Arbeitsschwere: +20 Grad Celsius
  • Bei überwiegend sitzender Körperhaltung und mittlerer Arbeitsschwere: +19 Grad Celsius
  • Bei überwiegend stehender/gehender Körperhaltung und leichter Arbeitsschwere: +19 Grad Celsius
  • Bei überwiegend stehender/gehender Körperhaltung und mittlerer Arbeitsschwere: +17 Grad Celsius
  • Bei überwiegend stehender/gehender Körperhaltung und schwerer Arbeitsschwere: +12 Grad Celsius
  • Leichte Arbeitsschwere meint: leichte Hand-/Armarbeit bei ruhigem Sitzen bzw. Stehen verbunden mit gelegentlichem Gehen.
  • Mittlere Arbeitsschwere meint: mittelschwere Hand-/Arm-oder Beinarbeit im Sitzen, Gehen oder Stehen.
  • Mittlere Arbeitsschwere meint: schwere Hand-/Arm-, Bein-und Rumpfarbeit im Gehen oder Stehen.

Im Sommer habe der Arbeitgeber die Pflicht, sein Möglichstes zu tun, um diese Temperaturwerte zu erreichen.

Das Raumklima wird jedoch nicht nur von der Temperatur bestimmt, auch Luftfeuchte und –bewegung sowie deren Qualität an sich nehmen darauf Einfluss. Das nur der Vollständigkeit halber. Dokumentieren sollte der Ausflug in die Vorschriften lediglich, wie manifest wir die Wärme in unser (Arbeits-)Leben integriert haben. Ohne die passende Wärme läuft’s nicht, oder?

Freiwilliger Verzicht auf ein bisschen Wohlfühltemperatur – Utopie oder realisierbare Zukunft?

Was aber ist uns die alltägliche Wärme nun tatsächlich wert? Sind wir bereit, für sie zu zahlen, was sie kostet (Conny hat dazu hier gerade wieder akribisch Daten zusammengetragen) – inklusive Beschaffung und Bereitstellung? Nachfrage regelt auch hier das Angebot. Ganz klar.

Wer die Heizung anmacht, ist bereit, für die daraufhin ausströmende Wärme zu zahlen. Allerdings sinkt die Bereitschaft mit zunehmendem Wärmepreis. Geht’s ans Eingemachte, ist so mancher Warmwohner plötzlich bereit, das Thermostat runterzudrehen. Fragt sich nur, wie viel Wärme braucht der Mensch wirklich? Auch das ist keine neue Fragestellung. Ich habe dazu hier schon mal meine Meinung geschrieben. Zusammengefasst denke ich, dass die individuelle Wohlfühltemperatur nicht nur instinktiv sondern auch bedacht (mit dem öko-korrekt denkenden Verstand) gewählt werden darf.

Doch ich kann nur für meinen eigenen Wärmehaushalt sprechen: Ich friere nicht gern. Lieber schwitze ich. Dennoch bin ich durchaus bereit, in einigen (Lebens-)Räumen auf unangemessen warme Wärme zu verzichten. Zuhause. Und auch im Supermarkt beispielsweise, ebenso in Bus und Bahn. Gleichwohl weiß ich, dass sich mein Wärmeempfinden nicht mit dem eines anderen gleichen muss – wo ich (zudem als Frau!) schon friere, fühlt sich manch anderer erst richtig wohl. Und umgekehrt.

Weniger Heizen ist mehr!

Sinnvoll ist es deshalb wohl, wenn jeder nicht heizen würde, wie er kann, frei nach dem Motto: „Wärmer geht’s immer!“, sondern wie er muss. Das entsprechende Motto lautete dann „Kälter darf’s nimmer!“ und das Heizen von Raum und Wasser sollte bitteschön und selbstverständlich mit Wärmequellen erfolgen, die sich erneuern.

Foto: kallejipp / photocase.de