Richtig heizen: Welche Raumtemperatur braucht der Mensch?

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20 bis 22 Grad Celsius – das ist die häufigste Antwort, die Besucher von Internetforen auf die Frage geben, was sie als optimale Raumtemperatur empfinden. Dabei gilt diese Temperatur nur für den Wohnraum, Schlafräume heizen die meisten weniger. Doch ist die als am angenehmsten empfundene Gradzahl auch die gesündeste und vor allem: die ökologischste?

Der gesunde Mensch funktioniert bei einer gleichbleibenden Körperkerntemperatur von 37 Grad Celsius. Das heißt, die lebenswichtigen inneren Organe arbeiten bei dieser Gradzahl. Die ideale Hauttemperatur (Körperschale) liegt derweil bei 27 bis 32 Grad. (Eine wirklich spannende Abhandlung zur ausgefeilten Thermoregulation des menschlichen Körpers findet man übrigens hier im Artikel des Bloggers Holger Gugg.) Temperaturtechnisch betrachtet ist der Mensch somit ein sogenanntes gleichwarmes (homoiothermes) Lebewesen. Kühlt sich der Körper auf unter 20 Grad Celsius ab, stirbt er den Kältetod, erhitzt er sich über 44 Grad Celsius, beginnt die Denaturierung von Eiweißen und Enzymen, in deren Folge ebenfalls der Tod eintritt.

Man könnte daraus schließen, dass der Mensch sich vielleicht am wohlsten in einer Umgebungstemperatur fühle, die seiner Betriebstemperatur entspricht, zumindest der äußeren. Doch dem ist nicht so, das weiß jeder aus eigener Erfahrung. Bei heißen 35 Grad Celsius fühlen wir uns nicht mehr wohl, der Körper reagiert mit Gegenmaßnahmen: Er fängt an zu schwitzen, um sich Kühlung zu verschaffen. 20 bis 25 Grad Celsius dagegen sind eine Wohlfühltemperatur für die meisten.

Warum fühlt man sich bei Raumtemperatur = Körpertemperatur nicht am wohlsten?

Das lässt sich so erklären: Ein Glas heißes Wasser, das man in eine Umgebungstemperatur stellt, die viel kälter ist, kühlt sich solange ab, bis es die Temperatur des Raums erreicht hat. Die Hitze, die das Wasser gespeichert hatte, fließt in den kühleren Raum. Wärme bewegt sich von warm nach kalt, bis ein Temperaturausgleich erfolgt ist.

Nun ist der menschliche Körper trotz seines hohen Wasseranteils von mehr als 70 Prozent mitnichten einem Glas heißen Wassers gleichzusetzen. Denn im Gegensatz zu diesem produziert er selbst ständig neue Wärme (Thermogenese), um die von ihm abgegebene nachzulegen – das ist existenzielles Daily Business. Wir passen uns demzufolge nicht unserer Umgebungstemperatur an. Gäben wir die Hitze jedoch nicht via Wärmetauschtechnologien wie Konduktion, Konvektion, Radiation und Evaporation ab, entstünde ein Wärmestau, der Körper würde überhitzen und schließlich sterben. Gut zu wissen: Je größer der Unterschied zwischen der Körpertemperatur und der Umgebungstemperatur ist, desto schneller wird die Wärme abgegeben. Die 20 bis 25 Grad Umgebungstemperatur empfinden die meisten als besonders angenehm, weil in diesem Temperaturbereich der Körper die Wärme in etwa in dem Tempo abgibt, wie er sie neu erzeugt.

Körperliche und geistige Leistung bei Hitze

In heißen Sommern warnen Berufsgenossenschaften davor, dass Arbeitnehmer Überhitzungen erleiden könnten, die mit Schwitzen allein nicht mehr geregelt werden könnten und  in deren Folge der Betroffene Kreislaufstörungen, Durchblutungsstörungen, Kopfweh, Schwindel bekommen oder gar ohnmächtig (sogenannter Hitzekollaps) werden könnte. Hitze ist ein Gesundheitsrisiko. Je höher die Temperatur steige, desto stärker sänke die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, heißt es.

Aus dem Sport weiß man andererseits, dass ein gut (vor)gewärmter Körper besonders viel leisten kann. Hier liegt die optimale Körperkerntemperatur bei 38,5 bis 39 Grad Celsius. Das sei laut des eingangs erwähnten Artikels  des Bloggerkollegen Gugg auch der Grund, warum es „In ALLEN Sportarten ratsam ist, ein Warm-Up auszuführen, mit welchem man nicht nur die Körperkerntemperatur auf den optimalen Level bringt, sondern auch die Muskeln ihre Betriebstemperatur erhalten“.

Ökologisch heizen: Niedrigere Raumtemperatur spart Energie und Geld

Wer an dieser Stelle schon aus dem Artikel aussteigt und die Heizung seiner vier Wände auf wohlig warme 24 Grad Celsius einstellt, dem rufe ich laut hinterher: Und was ist mit der Heizkostenabrechnung? In der Hoffnung einen wunden Punkt zu treffen (die Heizkostenabrechnung ist doch jedermanns wunder Punkt, oder?), lächle ich dem Zum-Artikel-Rückkehrer anschließend freundlich zu und nenne ihm die Faustregel: Jedes Grad, das Du weniger heizt, spart etwa sechs Prozent Heizenergie! Und damit bares Geld! Und es schont die Umwelt.

Die optimale Raumtemperatur – von Experten empfohlen

Das Bundesumweltamt empfiehlt folgende Temperaturen für die verschiedenen Wohnräume:

  • Wohnzimmer: 20 bis 23 Grad Celsius
  • Schlafzimmer: 17 bis 20 Grad Celsius
  • Küche:            18 bis 20 Grad Celsius
  • Bad:                20 bis 23 Grad Celsius
  • WC:                16 bis 19 Grad Celsius
  • Flur:                15 bis 18 Grad Celsius

Raumklima: Versuchs mal mit Behaglichkeit!

Jetzt muss natürlich jeder für sich und gegebenenfalls seine Mitbewohner die Raumtemperatur finden, bei der sich alle wohlfühlen. Wobei ein Gefühl von Behaglichkeit beeinflusst wird vom gesamten Raumklima. Und das wiederum ergibt sich aus dem Anteil an Luftfeuchtigkeit, der dort herrscht, der Temperatur und der Zusammensetzung der Luft (Stichwort: Luftqualität) sowie der Luftbewegung (Stichwort: Luftzug). Das anschauliche Behaglichkeitsdiagramm hier zeigt mit Ampelsmileys, bei welchen Werten Behaglichkeit aufkommen soll.

Mein Tipp: Behaglichkeit entsteht nicht nur dank Wärme von der Heizung. Auch eine kuschelige Kleiderschale kann für Wohlfühlgefühl sorgen. Also lieber einen dicken Pullover und ein paar kuschelige Socken (mehr) anziehen, als die Heizung zu sehr aufzudrehen. Und liebe Eltern: Kinder bewegen sich im Spiel mehr als Erwachsene, sie brauchen weniger Heizungswärme als man denkt! Von Herzenswärme können sie dagegen nicht genug bekommen, aber das nur nebenbei.

Grafik: Doreen Brumme