Solar tagen in der Evangelischen Akademie Meißen

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Für viele Denkmalschützer ist eine Nutzung historischer Dächer für Solaranlagen so gut wie ausgeschlossen – erst recht bei Kirchenbauten. Nicht so in Meißen: Hier hat das Evangelisch-Lutherische Landeskirchenamt Sachsen das ehemalige Kloster St. Afra zum Tagungshaus umbauen und dabei konsequent mit erneuerbaren Energien ausstatten lassen.

Vom Kloster zur Bildungsstätte

Anfang April hatte ich das Glück, an einer Tagung in der Evangelischen Akademie in Meißen teilzunehmen – und zwar zum Thema schreiben 21 – Was ist zeitgemäß? Dabei ging es nicht nur um zeitgenössische Literatur, sondern auch um vernetztes, kollaboratives Schreiben – ein spannendes Thema auch für mich als Bloggerin. Umso reizvoller, dass die Tagung an einem Ort mit so langer Geschichte stattfand: Gegründet als Kloster im Jahre 1205, wurde das Gebäudeensemble im Zuge der Reformation zur Schule umgewidmet, nach dem 2. Weltkrieg stark verwüstet und den verschiedensten Nutzungen unterworfen – von der Lehrerbildungsanstalt bis zur Hochschule für Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften.

Kollektoren und Module im Schutz der alten Mauern

Nach der Wende wurde hier die Evangelische Akademie und nebenan ein Hochbegabten-Gymnasium eingerichtet; ab 1991 ließ die Kirche als Bauherrin  den ehemaligen Klosterhof St. Afra von Grund auf sanieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Zum einen wurde die die vorhandene Bausubstanz so behutsam modernisiert, dass die Historie des Ortes noch immer spürbar ist. Zum anderen ließen sich die Bauherrin nicht davon abhalten, auch Erneuerbare Energien zum Einsatz zu bringen. Der verwinkelte Baukomplex und seine geschlossenen Innenhöfe und hohen Dächer bieten jede Menge Möglichkeiten, die erforderliche Technik so gut wie unsichtbar darin unterzubringen. So verwinkelt übrigens, dass es mir nicht möglich war, die Solar bestückten Dachgauben zu fotografieren 🙂 Einige Bilder findet ihr hier.

Innenhof der Evangelischen Akademie Meißen
Innenhof der Evangelischen Akademie Meißen

Solar Tagen

Da sind zum einen 15 m² Solarkollektoren auf vier Gaubendächern des Kreuzganghauses: Sie liefern einen Wärmeertrag von ca. 800 kWh/Monat. Die Photovoltaik-Anlage auf dem Treppenturm erzeugt auf 24 m² Strom zur Einspeisung in das Netz der Meißner Stadtwerke. Zum Energiekonzept gehörte ab 1994 zunächst auch ein Blockheizkraftwerk, betrieben mit regionalem Rapsöl – eine Versuchsanlage, die 2013 gegen ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk getauscht wurde. Es deckt bis zu 70% des Stromverbrauchs und bis zu 40% des Wärmebedarfs. Auch Wasser wird gespart: Eine Regenwasseranlage versorgt die Toiletten des Hauses mit Brauchwasser. Eine indirekte Energiesparmaßnahme, da so die Aufbereitung von Trinkwasser im Wasserwerk und der Transport im Wasserversorgungsnetz entfällt.

Naturwissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung

Umweltthemen sind übrigens auch ein fester Programmpunkt an der Evangelischen Akademie. Bis Mai 2014 läuft beispielsweise die Fortbildungsreihe “Projektentwickler für Energiegenossenschaften”, die Bürger und Bürgerinnen befähigt, selbst aktiv die Energiewende vor Ort mitzugestalten. Die Akademie kooperiert dabei unter anderem mit der Sächsischen Energieagentur SAENA GmbH. Die Fortbildungsreihe läuft im Fachbereich Naturwissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung.

Fotos: Rädisch