Solarthermie-Großanlagen: Förderrechner im Praxistest

Veröffentlicht von

Wer die Installation einer Solarthermie-Anlage im Großformat plant, kann mit einem neuen Förderrechner berechnen, welche Fördermittel er dazu aus dem Marktanreizprogramm (kurz: MAP) in Anspruch nehmen könnte. Ich habe mir den Rechner mal näher angeschaut.

Vorbemerkungen zur Solarförderung von Großanlagen

Seit April 2015 hat sich die Solarthermie-Förderung für große Anlagen ab 20 Quadratmeter (m²) Bruttokollektorfläche im Rahmen des sogenannten Marktanreizprogramms verbessert: Alternativ zur Förderung der Anlage gemäß ihrer Fläche gibt es seitdem auch ertragsabhängige Förderungen. Das bedeutet, dass es bei der Planung einer großen Solarthermie-Anlage, für die Fördergelder aus dem Staatssäckel beantragt werden sollen, von entscheidender Bedeutung ist, wie ertragsstark oder ertragsschwach der Solarthermiekollektor ist, der zum Einsatz kommen soll. Denn je leistungsstärker der Kollektor ist, desto höher ist der Ertrag, den er einbringt – und desto mehr Fördergeld gibt’s vom Staat.

Vorbemerkungen zum Förderrechner von Ritter XL Solar

Ritter XL Solar, ein Unternehmen der Ritter Energie, die auch hinter unserem Blog steht, hat einen Förderrechner für große Solaranlagen entwickelt, mit dem man berechnen kann, wie viel Fördergeld es für unterschiedliche Kollektoren geben würde. Der Rechner mache, so schreibt Ritter XL selbst,  die mit der jüngsten Novelle komplexer gewordene Solarförderung „verständlich und transparent“. Der Förderrechner berücksichtige demnach „sämtliche solarthermischen Details der BAFA– und der KfW-Förderung“. Doch nicht nur das: Der Förderrechner fungiert zugleich auch als Analysewerkzeug. Denn er rechne und vergleich nicht nur alle vier möglichen Fördervarianten

  • BAFA-Förderung,
  • ertragsabhängige BAFA-Förderung,
  • KfW-Förderung
  • und ertragsabhängige KfW-Förderung,

die zwischen 40 und 100 m² Kollektorfläche alternativ zur Wahl stehen (bei Prozesswärme sogar ohne Obergrenzen), sondern biete dem Verbraucher ergänzend auch die Möglichkeit, „diesen Fördervergleich auf unterschiedliche Kollektoren auszudehnen“. Neben der Fördersumme werde dabei „automatisch immer auch die Wirtschaftlichkeit ausgewiesen“, die sich aus

  • Eigenkosten,
  • Solargewinn,
  • Solarenergiepreis
  • und Amortisationszeit

ergebe. Die Solarkollektorgewinne nach Solar-Keymark werden vom Förderrechner um die Systemgewinne nach Abzug der Verluste für beliebig frei wählbare Kollektortemperaturen ergänzt, heißt es seitens Ritter XL Solar weiter. Wichtig: Die Grundlage aller Berechnungen sei demnach die Solar-Keymark-Zertifikate-Datenbasis, wie es die Richtlinie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie vorsehe.

Den Förderrechner für Solarthermie-Großanlagen findet Ihr hier. Der Download des Förderrechners, der auf dem Tabellenkalkulationsprogramm Microsoft Excel basiert, ist kostenlos.

Der Förderrechner im Test

Nach dem kostenlosen Download des Förderrechners und Öffnen der Datei seht Ihr den Förderrechner in bunter Farbenpracht:FR 1

Ganz schön verwirrend das Ganze, oder? Zumindest auf den ersten Blick. Doch keine Sorge, wir gehen das Ding sachte an. Als Erstes schauen wir mal, welche Anwendungen sich einstellen lassen. Dazu folgt ein Klick auf den Pfeil der zugehörigen Auswahl:

FR 2

Daraufhin zeigt sich das Ergebnis:

FR 3

Um den Rechner im Praxistest auf Herz und Nieren prüfen zu können, brauchen wir eine Testanlage. Angenommen, sie soll der Erwärmung des Brauchwassers dienen und zudem die Heizung unterstützen. Dann folgt ein Klick auf die entsprechende Auswahlmöglichkeit, so dass sie blau markiert ist und daraufhin im Auswahlfenster erscheint:

FR 4

Wer sich nicht ganz sicher mit der Auswahl der Anlagenart ist, kann auf das kleine rote Dreieck hier klicken, um eine von den Machern des Förderrechners als Kommentar hinterlegte Infobox zu öffnen, die die Auswahl erleichtert:

FR 2a

Weiter geht’s mit der Auswahl des Kollektoren, der als Referenz dient. Zur Auswahl stehen:

FR 5

Für den Testlauf wählen wir der Einfachheit halber per Klick die erstgenannte Kollektorart, so dass diese im Auswahlfenster angezeigt wird:

FR 6

Zugleich haben sich die Werte neben der Auswahlbox an die Kollektorart angepasst und zeigen die für diese Kollektoren spezifischen Werte aus der Solar-Keymark-Datenbank. Und auch oben im Förderrechner haben sich jede Menge Werte gemäß der getroffenen Kollektorauswahl geändert. Die kann man sich nun Excel-Zelle für Excel-Zelle näher anschauen.

Die Voreinstellung 1.000 m2 für unsere Testanlage ist recht hoch, daher geben wir im entsprechenden Feld mal 100 ein. Dann sieht das Ergebnis oben so aus:

FR 7

Spannend ist nach dieser Änderung, dass sich oben plötzlich auch Bafa-Fördermittel zeigen und, dass man den Hinweis (in Rot!) bekommt, dass die Investitionskosten für die nunmehr nur noch 100 m2 große Solarthermie-Anlage sehr hoch seien.

So wie gezeigt, könnt Ihr alle Kollektoren durchspielen und sie mit anderen Kollektoren vergleichen. Im Sinne der ertragsabhängigen Förderung lohnt es sich, den bestmöglichen Kollektor mit einer ähnlichen Alternative zu vergleichen, um so  Schritt für Schritt den leistungsstärksten Kollektor herauszufinden, den man sich leisten will und kann.

Mein Testurteil zum Förderrechner

Als Solarthermie-affine und automatisierte Exceltabellen gewohnte Testjournalistin muss ich hier zwei Dinge anmerken:

  1. Der Förderrechner ist ziemlich cool gemacht. Und liefert ganz sicher die Daten, die man braucht, um sich zum Thema Fördergelder für Solarthermie-Großanlagen schlau zu machen. Dafür gibt’s von mir ein „sehr gut“!
  2. Aber: Wer den Förderrechner mit all seinen Raffinessen benutzen will, braucht sowohl fundiertes Solarthermie-Wissen als auch sicheres Excelwissen. Und das hat nun einmal nicht jeder. Deshalb gebe ich dem Rechner in Sachen Benutzerfreundlichkeit nur ein „befriedigend“.

Das macht Summa summarum die Note: “gut”.

Titelbild und Screenshots: Ritter XL Solar, Titelbildbearbeitung: Doreen Brumme