Vergleich-verschiedener-Heizungssysteme

Welche Heizung erzeugt welche Kosten?

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Wenn es darum geht welche Heizung letztendlich die Günstigste ist, tappt man als Endkunde derzeit mächtig im Dunkeln. Ich bin daher immer dankbar, wenn Forschungsinstitute den Versuch eines Vergleiches starten, vor allem was die Wärmegestehungskosten betrifft. Natürlich hängen die Ergebnisse sehr stark von den Annahmen ab, aber immerhin ist es ein Startpunkt. Ich war deshalb sehr happy als ich die kürzlich erschienene Serie zum Thema Energiewende im Wärmebereich von der Österreichischen Energieagentur (Austrian Energy Agency) gefunden habe. Auswählte Infos daraus werde ich hier vorstellen. Heute starte ich mit einem Auszug aus der Studie: Heizsysteme im Vollkostenvergleich von DI Dr. Simader. Die genauen Details könnt ihr dort nachlesen, ich werde versuchen die Ergebnisse noch vereinfachter darzustellen, da sogar ich schon so meine Mühe hab, alle Grafiken richtig zu deuten. Falls ich etwas falsch verstanden habe, bitte darauf hinweisen. Wir bessern wie immer gerne nach.

Was sind Wärmegestehungskosten?

Zuerst vielleicht eine begriffliche Erklärung. Auf Wikipedia werden die Wärmegestehungskosten auch “Wärmepreis” genannt, was vielleicht etwas weniger sperrig ist. Die vereinfachte Formel ist:

Wärmepreis = Annuität der Investition / Jahreswärmebereitstellung

Wie auch bei den Stromgestehungskosten, die ich ja auch bei der Photovoltaik überaus spannend finde, geht es einfach darum, die gesamten Kosten eines Systems auf die kWh genau runterzurechnen. Die Vergleichbarkeit mit anderen Systemen ist dadurch um ein Vielfaches leichter. Leider wurde bei diesem Vergleich die Solarthermie nicht berücksichtigt. Deshalb müssen wir uns heute noch mit den Wärmegestehungskosten aller anderen Energieträger zufrieden geben. Meine Mission auch die Wärmegestehungskosten von Solarthermie vor den Vorhang zu holen wird dadurch aber nur weiter bestärkt.

Was beinhaltet die Vollkostenrechnung der Heizung?

In der vorliegenden Studie wurden wirklich alle Systemkosten der Heizung berücksichtigt und entsprechende Angebote im Wiener Bereich eingeholt. Über die Systemkosten lässt sich natürlich auch hervorragend streiten aber der Konsument hat schließlich auch nicht immer die Möglichkeit das beste Angebot einzuholen.

  • Verbrauchsgebundene Kosten der Heizung: Der tatsächliche Input für die Erzeugung der Energie in Form von Öl, Holz oder Strom.
  • Kapitalgebundene Kosten der Heizung: Die Anschaffung der Geräte und sogar inklusive des Verteilsystems (Heizkörper, Fußbodenheizung etc.)
  • Betriebsgebundene Kosten der Heizung: Das können verschiedene Kosten sein, die für die Heizung anfallen wie zB. Wartung der Geräte oder Strom für die Pumpen, welcher nicht direkt für die Energieerzeugung verwendet wird.
  • Reduzierung bei Förderung: Bei der Berechnung wurde auch berücksichtigt, wenn Förderungen für einzelne Systeme gewährt werden. In der vorliegenden Berechnung handelt es sich um einen österreichischen Vergleich wobei Wärmepumpen und Biomasse auch in Deutschland sehr ähnlich gefördert werden.

Bei den fossilen Kesseln wurde auch noch zwischen Brennwertkesseln und Heizwertkesseln unterschieden. Falls ihr wie ich den Unterschied nicht wirklich kennt, kann man das hier nochmal nachlesen.

Wie viel kostet Wärme nun?

So, nun solltet ihr gerüstet sein für die Ergebnisse. Ich war wirklich erstaunt über die hohen Kosten, da man bei Wärme eigentlich immer davon ausgeht, dass es im Vergleich zu Strom die günstigere Energieform ist, aber wenn man wirklich alles reinrechnet kommt da schon einiges zusammen. Hier sei erwähnt, dass bei den Stromgestehungskosten von Photovoltaik zB. das Verteilnetz und etwaige Speicher nicht enthalten sind, bei den Wärmegestehungskosten jedoch sowohl Verteilsystem und etwaige Speicher berücksichtigt sind.

Im Vergleich sind sowohl alte als auch neue Systeme enhalten. Um das ganze etwas übersichtlicher zu machen, hab ich die neuen Systeme vorab in einer Tabelle zusammengefasst. Weiter unten seht ihr den Vergleich noch detaillierter. Bei den genauen Cent-Angaben musste ich ein wenig schätzen, da nur 5er Schritte angegeben sind. Mir geht’s vor allem um die Größenordnungen.

Wärmegestehungskosten

HeizungWärmepreis ohne FörderungWärmepreis mit Förderung
Wärmepumpe Tiefenbohrung30,5 ct/kWh26 ct/kwh
Wärmepumpe - Luftwärme23,5 ct/kWh21 ct/kWh
Wärmepumpe - Flächenkollektor22,5 ct/kWh20 ct/kWh
Ölzentralheizung - Brennwert26 ct/kWh
Ölzentralheizung Heizwert24,5 ct/kwh
Gaszentralheizung Brennwert18 ct/kWh
Gaszentralheizung Heizwert17 ct/kWh
Scheitholzzentralheizung15 ct/kWh
Fernwärme Großkundentarif17 ct/kWh
Pelletszentralheizung22,5 ct/kWh19,5 ct/kWh
Elektrische Direktheizung22 ct/kWh
Solarthermie???

Uff… ich muss schon sagen, die Ergebnisse haben jetzt sogar mich überrascht. Bevor jetzt im Kommentarfeld eine Meuterei ausbricht sei gesagt: “Dont kill the messenger”. Solche Vergleiche sind immer sehr schwierig aber wie gesagt ist es wichtig, dass wir einmal damit anfangen. Schade ist, dass Solarthermie noch nicht enthalten ist, aber es dürfte echt schwierig sein, weil es erst seit kurzem eine Norm zur Berechnung gibt und weil das Nutzerverhalten ein so entscheidender und unberechenbarer Faktor ist und man richtigerweise unterschiedliche solare Deckungsgrade berücksichtigen müsste. Ich hoffe, dass hier bald etwas mehr Infos vorhanden sind. Wir werden sicherlich die ersten sein, die darüber berichten, wenns soweit ist.

Und für die Interessiertern hier die gesamte Grafik aus der Studie. Wie gesagt muss man da schon ein wenig in der Materie sein um alle Balken zu verstehen. Wichtig sind auch die Annahmen und die Berechnungsmethode, welche nach ÖNORM M 7140 durchgeführt wurde. Die Nutzungsdauer beträgt hier 20 Jahre. Würde man 30 Jahren annehmen, sähe die Geschichte vermutlich auch schon wieder anders aus.

Kosten-Heizung-Öl-Gas-Wärmepumpe
Wärmepreise bei der Annahme: Einfamilienhaus: Nutzfläche 130 m2, HWB: 70 kWh/m2a (saniert), Quelle: Austrian Energy Agency, 2013

Externe Kosten nicht berücksichtigt

Was hier natürlich gänzlich fehlt sind externe Kosten, die die einzelnen Systeme verursachen. Eine immer wahrscheinlich werdendere CO2 Abgabe oder “Drecksumlage” wie ich es gerne nenne, verändert das Ranking natürlich auch noch deutlich und sollte in jeder Anschaffungsüberlegung berücksichtigt werden. Dieses Thema wurde von der Energieagentur auch durchgerechnet und werden wir zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen.

Für Deutschland habe ich noch einen weiteren Wärmegestehungskostenvergleich gefunden. Leider steht kein Datum dabei und ich nehme an, dass das Verteilsystem hier nicht enthalten ist, deshalb sind die Werte deutlich kleiner. Falls ihr weitere Studien zu dem Thema kennt, bitte einfach im Kommentarfeld posten. Wir werden hier nun öfter solche Themen zur Diskussion stellen.

Wer jetzt schon neugierig auf die weiteren Artikel zu dem Thema ist, kann die Unterlagen aus “Wärme der Schlüssel zur Energeiwende” vom Biomasseverband nachlesen. Hier noch ein paar Links.

Bild: kaibieler / photocase.com