Wolfgang Günther: Solarthermie und Biomasse lösen unsere Energieprobleme

Wolfgang Günther: Solarthermie und Biomasse lösen unsere Energieprobleme!

Veröffentlicht von

Wie ihr vielleicht wisst, veröffentlichen wir all unsere Beiträge auch immer auf unserer Facebook Seite. Dabei freut es uns immer sehr, wenn wir Feedback von treuen Lesern bekommen und noch mehr, wenn es sich dabei um Installateure handelt, die auch ihr Wissen mit uns teilen. Einer unserer treuen Facebook Fans ist Wolfgang Günther, Inhaber und Geschäftsführer der Elotherm Anderson GmbH, der sich tagtäglich mit solarthermischer Praxis beschäftigt und den wir nach einem interessanten Posting über eine Anlage, die er gerade baut, zum Interview geladen haben .

Inhaltsverzeichnis

Doreen Brumme für Paradigma Blog: Wolfgang Günther, Sie sind einer, der sich mit dem Thema Solarthermie bestens auskennt, sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Stellen Sie sich und Ihr Unternehmen Elotherm Anderson GmbH doch bitte kurz vor!

Wolfgang Günther: Ich habe im November 1994 ein alteingesessenes Heizungsbauunternehmen in Hänigsen, in der Region Hannover übernommen, nachdem ich seit 1991 in den neuen Bundesländern als Betriebsleiter tätig war. Ich wollte wieder nach Hause zu meiner Familie und der damalige Obermeister der Innung, Georg Anderson, bot seinen Betrieb zum Verkauf an. Die Personaldecke war damals sehr dünn, ein Altgeselle und ein Azubi waren nur noch da. Herr Anderson hatte schon drei vergebliche Übergabeversuche hinter sich und wollte schon aufgeben und schließen.

Wir haben dann relativ schnell wieder aufgebaut, der alte (erfahrene) Kundendienstmann kam auch wieder mit ins Boot und so sind wir bis heute auf insgesamt 18 Mitarbeiter angewachsen. Zwei meiner ersten Azubis sind immer noch beziehungsweise wieder im Betrieb und besuchen die Meisterschule.

In Deutschland hat der Mittelstand ja ein echtes Nachwuchsproblem, vor allem Familienbetriebe schließen, weil die Nachkommen das Unternehmen nicht übernehmen wollen …

Wolfgang Günther: Mein ältester Sohn ist schon Meister und studiert aktuell in Wolfenbüttel Versorgungstechnik.

Und wie kamen Sie auf die Sonnenseite, sprich: zur Solartechnik?

Wolfgang Günther: Ich habe 1976 mit einer Lehre als Gas- und Wasserinstallateur gestartet und gleich eine zweite Lehre als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer angehängt. Nach der Bundeswehr habe ich dann in Braunschweig in beiden Berufen die Meisterprüfung abgelegt und einen der ersten Studiengänge zum Betriebswirt des Handwerks absolviert, das alles berufsbegleitend. Ich dachte mir, das reicht dann als Rüstzeug für eine erfolgreiche Karriere in der Branche. Schon als Azubi und Junggeselle habe ich mich sehr für Solaranlagen interessiert. Ich hatte sogar das Glück, in meiner Lehrzeit eine Flachkollektoranlage mitbauen zu dürfen, eine seltene Sache damals.

In den neuen Bundesländern konnte ich dann aber erst so richtig in die Materie einsteigen und habe aktiv Solaranlagen verkauft und eingebaut, zu der Zeit schon Röhrenkollektoren mit Heatpipes. Ich habe schon damals gewusst, das nur mit Röhren eine Heizungsunterstützung funktioniert, hatte aber noch nicht die richtige Anlage gefunden. Die Heatpipes machten zu schnell schlapp und verloren ihr Vakuum. Erst mit meinem eigenen Betrieb habe ich mit Paradigma (die als Teil der Ritter Energie hinter diesem Energieblog steht – Anmerkung der Redaktion) einen Partner gefunden, wo alles passte. Die Produkte waren erstklassig und haben mich überzeugt – die beste Basis für einen erfolgreichen Vertrieb. Wir haben unsere erste Pelletsheizung mit Paradigma gebaut und viele schöne Solaranlagen, damals noch mit Glycol.

Heute arbeitet Pradigma ja mit dem Aqua-System …

Wolfgang Günther: Ich war bei der Produkteinführung des Aqua-Systems in Dettenhausen life dabei, ich werde dieses Event niemals vergessen. So etwas habe ich bis heute nie wieder erlebt. Es hat mit Paradigma natürlich auch Ecken und Kanten gegeben in all den Jahren, aber unter dem Strich war und ist das eine gelebte Partnerschaft und eine meiner wichtigsten und besten unternehmerischen Entscheidungen. Ich wäre mit meinem Betrieb heute nicht da wo ich stehe.

Was sind die aktuellen Themenschwerpunkte der Elotherm Anderson GmbH?

Wolfgang Günther: Wir beschäftigen uns heute überwiegend mit ökologischer (ecoquenter) Heiztechnik und mit Bädern im Sanierungsbereich, Neubauten und Ölkessel sind die Ausnahme. Aktuell wollen wir den Neubausektor aber über das Thema “Sonnenenergiehaus” wieder aktivieren.

Haben Sie ein Spezielgebiet?

Wolfgang Günther: Ja! Ein Spezialgebiet von uns sind Kirchenheizungen, die wir im ganzen norddeutschen Gebiet sanieren, optimieren und warten. Wir haben ca. 350 Kirchen im Kundenstamm, ein sehr interessantes Betätigungsfeld mit viel Einsparpotential.

IMG_0835
Ein Wohnhaus mit 18 Wohnungen in Celle bekommt eine Solarthermie-Anlage aufs Dach: 40 Quadratmeter (qm²) Vakuum-Röhrenkollektoren “Aqua Plasma” aus dem Hause Paradigma, installiert von Elotherm.

Auf der Facebookseite Ihres Unternehmens kann man derzeit ein ziemlich großes Projekt von Ihnen im Werden und Wachsen beobachten … (siehe Fotos)

Wolfgang Günther: Stimmt. Es handelt sich dabei um die Installation einer Solaranlage für ein Mehrfamilienhaus in Celle mit 18 Wohnungen. Dort gab es bisher eine Heizanlage mit einem Gaskessel, der eine Nennleistung von 135 Kilowatt (kW) hatte, und einem 600 Liter Warmwasser-Speicher. Um es vorweg zu nehmen: Nach der geplanten energetischen Sanierung der Gebäudehülle liegt die Heizlast aktuell bei 58 kW!

Und was für eine solare Anlage haben Sie dort installiert, die das Gebäude künftig versorgen soll?

Wolfgang Günther: Auf dem Dach des Gebäudes liegen schon 40 Quadratmeter (qm²) Vakuum-Röhrenkollektoren “Aqua Plasma” aus dem Hause Paradigma. Im Keller montieren wir gerade einen Gasbrennwert-Kessel “Modula III” mit 65 kW und drei Pufferspeicher á 1.000 Liter. Die Warmwasserbereitung erfolgt künftig über eine Frischwasserstation (Friwa) von Paradigma.

Paradigma Anlage in Celle
Gasbrennwert-Kessel “Modula III” mit 65 kW und drei Pufferspeicher á 1.000 Liter. Die Warmwasserbereitung erfolgt künftig über eine Frischwasserstation (Friwa) von Paradigma.

Wie haben Sie die passenden Komponenten für die neue Heizanlage zusammengestellt?

Wolfgang Günther: Wir haben zunächst den tatsächlichen Warmwasser-Bedarf über einen Zeitraum von zwei Wochen mittels eines Messventils ermittelt. Die Spitzenlast lag währenddessen bei 27 Liter pro Minute (l/min). Die Friwa von Paradigma schafft 35 l/min.

Wie läuft das denn in der Praxis eigentlich ab? Haben die Auftraggeber konkrete Vorstellungen davon, was sie an Technik und Technologie eingesetzt haben wollen – oder kann ein Experte wie Sie dort noch eigene Erfahrungen, gegebenenfalls mit anderer Technik einbringen?

Wolfgang Günther: Nun, bei diesem Projekt war es so, dass die Wohnungsgenossenschaft uns eine Ausschreibung geschickt hatte – für eine Sanierung der Kesselanlage in Brennwerttechnik mit einer 50-m²-Flachkollektoranlage eines bekannten Herstellers.

Ich war mutig (lacht), habe den Vorstand angerufen und gesagt, dass ich gerne auch ein Angebot mit einer Paradigma-Anlage abgeben wolle, zum Vergleich. Ich machte schon in diesem Telefonat unmissverständlich klar, dass ich, sollte ich den Zuschlag erhalten, auf keinen Fall so wie ausgeschrieben bauen würde. Was soll ich sagen: Man wurde hellhörig und ich bekam die Gelegenheit zu einem Gespräch, um meinen “Gegenvorschlag” zu begründen.

Ich nahm also unseren Paradigma-Gebietsmanager, Detlef Vanselow, mit dorthin und wir haben das “Ritter XL Konzept” vorgestellt. Eine halbe Stunde und eine Flasche altes Glycol (zwinkert) haben gereicht, um zu überzeugen.

Inwiefern konnte das “Ritter XL Konzept” gegenüber der Flachkollektor-Anlage punkten?

Wolfgang Günther: Wir haben anhand der vorgelegten T-sol(Berechnungsprogramm – Anmerkung der Rdeaktion)-Berechnung nachgewiesen, dass wir nur 27 m² Aqua-Plasma brauchen, um rechnerisch das Gleiche zu erreichen wie 50 m² Flachkollektoren. In der Praxis ist der Unterschied aber noch größer.

Solaranalage Paradigma Elotherm Celle

Verraten Sie uns, was die von Ihnen jetzt installierte Anlage kostet?

Wolfgang Günther: Verkauft haben wir schlussendlich 40 m² Plasma mit Kesselanlage und allem Drum und Dran für 89.000 Euro – und lagen damit knapp 30.000 Euro über meinem Flachkollektor -Angebot.

Was war die besondere Herausforderung bei diesem Projekt für Sie und Ihr Unternehmen?

Wolfgang Günther: Die Heizperiode hatte schon begonnen und die Mieter sollten so wenig Einschränkungen wie möglich haben, wir haben das mit einer mobilen Heizzentrale gelöst, die während der Bauzeit Heizwärme und warmes Wasser bereitgestellt hat. Natürlich ist die 1. Ritter XL-Anlage auch sehr aufregend für meine Mitarbeiter und mich.

Wenn ich schon mal einen Experten wie Sie im Interview habe, muss ich fragen: Lesen Sie unseren Blog “Paradigma Blog”?

Wolfgang Günther: Ja, regelmäßig. Im Moment jedoch etwas weniger, weil wirklich viel Arbeit ansteht – wie immer in der zweiten Jahreshälfte.

Was schätzen Sie an unserem Blog?

Wolfgang Günther: Es werden Themen angesprochen, die man sonst nirgendwo liest. Ich denke da nur an die Meldung vom Verbot für fossile Brennstoffe in Dänemark, das hätte keine Printredaktion gebracht. Nachdem es im Blog stand, kam plötzlich überall die Meldung. Die neuen Medien machen das möglich, ich finde das gut und Aufklärung ist wichtig. Im Übrigen finde ich es sehr sympathisch, das das Blog von Frauen geschrieben wird.

Glauben Sie, dass so ein Blog wie das unsere, das sich vor allem um das Thema Solarthermie dreht, ein Projekt mit Zukunft ist? Oder anders gefragt: Tut der Branche eine Plattform wie die unsere gut?

Wolfgang Günther: Vielleicht trägt das Blog ja dazu bei, dass man in Zukunft damit aufhört, weiterhin sinnlose Forschungsgelder in die Weiterentwicklung von Flachkollektoren zu versenken. Da ist meiner Meinung nach schon länger der Bart ab.

Haben Sie ein Thema, so ganz tief aus Ihrem Erfahrungsschatz, dem wir uns demnächst unbedingt einmal widmen sollten?

Wolfgang Günther: Für mich steht die Solarthermie als Lösung unserer Energieprobleme an erster Stelle, weil nach der Investition keine Brennstoffkosten mehr hinzukommen. Es stellt sich also die Frage nach dem Brennstoff der Zukunft, der uns versorgt, wenn die Sonne nicht oder zu wenig scheint. Aktuell sehe ich hier die Biomasse in Form von Holzpellets an zweiter Stelle. Die Kombination von beidem ist dann das Sahnehäubchen. Was ist zukünftig auf dem Biomassesektor noch möglich beziehungsweise sinnvoll?  Anbau von Energiepflanzen contra Lebensmittelanbau – ich denke, ein wichtiges Zukunftsthema …

Paradigma Blog: Danke, Wolfgang Günther, dass Sie sich die Zeit für unser Gespräch genommen haben!

Fotos: (alle) Elotherm Anderson GmbH, Wolfgang Günther