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Brennstoff-Check (10): Heizen mit Fäkalien – wie geht das?

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Viele Wege führen zur Energiewende. Die Wärmeerzeugung spielt dabei eine Hauptrolle, schließlich macht Wärme einen Großteil der Energie aus, die in privaten Haushalten verbraucht wird. Deshalb checken wir hier Brennstoffe aller Art und stellen euch vor, woraus rund um die Welt Wärme gemacht wird. Heute geht’s um den Brennstoff Fäkalien. Der wird zum Beispiel mitten in New York in Biogas umgewandelt, um damit Wärme zu erzeugen. Auch die Vereinten Nationen empfehlen das Heizen mit Fäkalien, wie der zweite Abschnitt unseres Beitrags euch zeigt.

Heizen mit Fäkalien in New York (USA)

Die New York Post meldete Ende April, dass die Bewohner New Yorks bald mit ihrem eigenen “Abgas” kochen würden. Und das ist bitte wortwörtlich zu nehmen: Denn der Kot der Big Apple-Bewohner werde in der Kläranlage Newtown Creek von Brooklyn in das Biogas (Methan) umgewandelt – und das Methangas käme bis zu 5. 000 Haushalte in der Region zu Gute.

Der Direktor für Gasversorgung der Zukunft bei der National Grid Power Company sagte gegenüber der Zeitung: „Wir haben mitten in Brooklyn eine Gasquelle gefunden: Aber der Rohstoff ist kein fossiler Brennstoff – wir sind es.“

Das jahrzehntelange Projekt – ein Joint Venture des städtischen Umweltministeriums und des nationalen Netzes – soll bis Ende des Jahres in Betrieb gehen. Es werde das Äquivalent der jährlichen CO2-Emissionen von 19. 000 Autos einsparen, heißt es im Artikel weiter.

Im Rahmen eines Pilotprogramms würden auch 130 Tonnen Lebensmittelabfälle, die täglich in Hotels und Restaurants abfielen, in das Projekt eingebracht. Es sei sauber, grün und lokal, sagt Pam Elardo, die verantwortlich für das städtische Abwasser ist.

Mit dem Abwasser werde die Newtown Creek-Anlage selbst bereits versorgt. Aber die Anlage produziere mehr Gas, als sie brauche – und so habe sie bislang die zusätzlichen Dämpfe verdampft und Treibhausgas-Emissionen in die Luft geblasen.

Jetzt fange National Grid das überschüssige Gas auf und entferne die Feuchtigkeit und das Kohlendioxid – und verwandele es in die Art hochwertigen Methans, mit dem man die blaue Flamme an Herd und Heizung entfachen könne.

„Wir bauen im Grunde genommen einen schicken Filter”, sagte Chahbazpour, der laut der Zeitung wie Elardo darauf bestehe, dass sich das aus zwei Quellen stammende Gas nicht von dem unterscheide, was den New Yorkern bereits ins Haus ströme. Es sei aus molekularer Sicht nicht zu unterscheiden – außer darin, dass der Brennstoff von den New Yorkern selbst stamme.

„Es ist sehr aufregend”, sagte Elardo. In der Zeitung nennt die Abwasserchefin die kollektive Fäkalienmasse der Stadt „ein wertvolles Gut: Wir nehmen einen lokal bezogenen natürlichen Kohlenstoff und produzieren ein Gasprodukt, das ökologisch nachhaltig ist.“

Das Department of Sanitation sammele bereits seit drei Jahrzehnten Methangas aus der Zersetzung von Müll auf der Fresh Kills-Deponie auf Staten Island. Aber das Newtown Creek-Projekt sei das erste, das Gas aus menschlichen Abfällen in die Haushalte geleitet werde. Und während die Greenpoint-Fabrik vorerst die einzige menschliche Windfarm der Stadt sei, hoffe Chahbazpour dem Zeitungsbericht zufolge, dass das Projekt in Zukunft auf seine 13 anderen Kläranlagen ausgedehnt werde.

Heizen mit Fäkalien – das geht auch mit Briketts

Wie die Süddeutsche Zeitung bereits 2015 berichtete, empfahlen schon damals Forscher der Vereinten Nationen, mit Briketts aus Fäkalien Häuser zu erwärmen. Das Heizen mit Fäkalien würde einerseits die Umwelt schonen und stattliche Gewinne ermöglichen, Andererseits ließen sich so auch Infektionskrankheiten eindämmen.

Strom und Wärme aus menschlichen Fäkalien – was eklig klinge, das habe großes Potenzial, sagen die Forscher vom Institut für Wasser, Umwelt und Gesundheit der United Nations University im kanadischen Hamilton. Schließlich hätte laut den Vereinten Nationen etwa eine Milliarde Menschen keinerlei Zugang zu Toiletten und verrichte ihre Notdurft im Freien.

Wandle man diese Fäkalien stattdessen dezentral in Biogas und Biokohle um und das Gas wiederum in elektrische Energie, ließen sich damit bis zu 18 Millionen Haushalte mit Strom versorgen sowie etwa 8,5 Millionen Tonnen Biokohle gewinnen, rechneten die Wissenschaftler vor.

Mit Biokohle sei dabei das gemeint, was beim Verkohlen organischer Materie wie Fäkalien (oder Pflanzenreste) bei Temperaturen von über 300 Grad Celsius entstehe. Der Brennwert der Biokohle komme in etwa dem von Holzkohle gleich. Mikroorganismen würden beim Fermentieren der menschlichen Hinterlassenschaften das Biogas erzeugen.

Mit Fäkalien zu heizen – das könne nicht nur einen wirtschaftlichen Gewinn von bis zu 376 Millionen Dollar mit sich bringen, der die Kosten für entsprechende Anlagen locker aufwiegen würde. Auch die Umwelt wird geschont, weil weniger fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas sowie Holz verbrannt werden. Zudem ließe sich so eines der größten Gesundheitsprobleme der Welt lösen, führten die UN-Wissenschaftler an: Denn mit Fäkalien in der Umwelt würden viele Krankheiten verbreitet. Die energetische Verwertung derselben würde das Problem in einen Nutzen verwandeln.

Foto: Miss X/photocase