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Was ist ein KfW-Effizienzhaus?

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In unserer Serie über Energiehaustypen habe ich Euch bereits das Sonnenhaus und das Passivhaus vorgestellt, die auf unterschiedlichen Wegen das Ziel verfolgen, Gebäude energetisch effizient zu gestalten. Oft wird auch von Niedrigenergie-, Energiesparhäusern oder Effizienzhäusern gesprochen. Wie hängt das zusammen? Und vor allem, was hat es mit dem KfW-Effizienzhaus auf sich?

Niedrigenergiehausstandards in D, A und CH

Die Begriffe Energiesparhaus oder Niedrigenergiehaus werden oft zu Werbezwecken verwendet und sind rechtlich nicht geschützt. Seit einiger Zeit können jedoch alle neu gebauten und sanierten Gebäude als Niedrigenergiehaus bezeichnet werden, da sie per Gesetz energetische  Mindeststandards einhalten müssen. In Deutschland kam der Begriff Niedrigenergiehaus mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2002 auf. Inzwischen gilt die EnEV 2009 mit strengeren und differenzierteren Anforderungen an Energiebedarf und Gebäudehülle.

In Österreich klassifiziert die ÖNORM H 5055 Energieausweis für Gebäude das Niedrigenergiehaus Klasse B, den gesetzlichen Mindeststandard repräsentiert jedoch die Klasse C (Zielwert nach Bauvorschrift) mit einem Heizwärmebedarf ? 100 kWh/(m²·a). In der Schweiz versteht man unter einem Niedrigenergiehaus ein Gebäude nach dem Minergiestandard.

Das Effizienzhaus, eine deutsche “Erfindung”

Der Begriff Effizienzhaus schließlich ist sozusagen eine deutsche Erfindung: Ein Qualitätszeichen, das von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und der KfW-Förderbank entwickelt wurde. Die Ausgangsbasis ist dabei ein Haus, welches die energetischen Mindestanforderungen der EnEV erfüllt. Für den Nachweis wird der Jahres-Primärenergiebedarf QP jedes Neubaus mit dem einem Referenzgebäudes verglichen, das in Geometrie, Nutzfläche und Ausrichtung dem geplanten Haus entspricht und dessen Bauteile den Referenzwerten der EnEV entsprechen (u.a. sind bestimmte U-Werte vorgegeben); außerdem gelten Anforderungen an den spezifischen Transmissionswärmeverlust H’T .

Die KfW-Förderstufen: Weniger ist mehr

Und nun zum KfW-Effizenzhaus: Ausgangsbasis ist ein Neubau, der den gesetzlich zulässigen Energieverbrauch genau zu 100 % ausreizt – das Effizienzhaus 100 sozusagen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gewährt Förderkredite für Gebäude, die diesen Standard unterschreiten – z.B. einen günstigen Kreditzins und einen Förderzuschuss, abhängig vom erreichten Effizienzniveau. Je kleiner die Zahl hinter dem Begriff Effizienzhaus, desto höher die Energieeinsparung und die Förderung. Im Neubau fängt die Förderung bei Gebäuden an, die höchstens 70 % des Jahres-Primärenergiebedarfs eines vergleichbaren Neubaus (EnEV-Standard) aufweisen, genannt KfW-Effizienzhaus 70. Weitere Förderstufen sind das KfW-Effizienzhaus 55 und 40 sowie das Passivhaus. Für sanierte Gebäude gelten die Stufen 100, 85, 70, 55 und 40.

Auch das Sonnenhaus unterschreitet regelmäßig den maximal zulässigen Primärenergiebedarf und kann damit in den Genuss der Förderung kommen.

Förderprogramme der KfW (Auswahl):

Wichtig zu wissen: Solarthermische Anlagen zur Selbstnutzung in Ein- und Zweifamilienhäusern werden von der KfW zwar indirekt gefördert, weil sie zur Senkung des Primärenergiebedarfs beitragen; eine direkte Förderung gibt es aber nicht bei der KfW, sondern (in Deutschland) vom BAFA. Eine Reihe von Artikeln zur Solarthermieförderung in Deutschland, Österreich und der Schweiz findet ihr hier.

Bauherren, die energieeffizient bauen und den Energieausweis für ihr Gebäude nach einem qualitätsgesicherten Verfahren (Zertifizierung durch die dena) ausstellen lassen, können zusätzlich das Gütesiegels Effizienzhaus der dena bekommen: Es besteht aus einem Zertifikat und einem repräsentatives Hausschild. Die Effizienzklassen korrespondieren mit den KfW-Förderstufen, das Gütesiegel ist jedoch freiwillig und nicht Voraussetzung für eine KfW-Förderung.

Die deutsche Bundesregierung verfolgt darüber hinaus ein Forschungsvorhaben zu einem “Effizienzhaus Plus”; ein Gebäude, das mehr Energie erzeugen als verbrauchen soll. Das Konzept setzt sehr auf das Heizen mit Strom und bezieht auch die Elektromobilität mit ein. Wie sinnvoll das ist und ob es funktioniert – diesen Fragen werden wir in einem weiteren Artikel nachgehen.

Foto: suze / photocase.com