Verteilverluste an Wärme

Verteilverluste – vagabundierende Wärme geht ins Geld

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Wer sich wie ich kürzlich mit den Bereitschaftsverlusten von Wärmespeichern beschäftigt, trifft dabei auf weitere unerwünschte Wärmeverluste der Heizungsanlage: die sogenannten Verteilverluste. Sie sind wie die Bereitschaftsverluste so eine Art fixe Verluste der Anlage, die deren Wirkungsgrad erheblich schmälern. Grund genug, sich näher mit den von Experten auch „vagabundierende Wärme“ genannten Verteilverlusten zu  befassen. Los geht’s!

Meterlange Rohre: Komponenten einer Heizungsanlage mit Solarthermie

Zu den Komponenten einer Heizungsanlage mit Solarthermie gehören neben den Kollektoren, dem Wärmespeicher, der Wärmepumpe, den Heizkörpern und dem Regelsystem auch unzählige Meter Rohre. Sie verbinden die einzelnen Komponenten miteinander und sind Transportwege für das Wasser (Heizwasser und Brauchwasser).

Verteilerleitungen in Altbauten meist schlecht oder ungedämmt

Nach Einschätzungen von Fachleuten sind auch heute noch die Verteilerleitungen in vielen, insbesondere älteren Gebäuden nicht oder nur mangelhaft gedämmt. Dazu muss man wissen, dass man bis weit in die 1970er Jahre hinein – genauer bis zur Einführung des Energieeinsparungsgesetzes 1976 und der Heizungsanlagenverordnung /Heizungsanlagenbetriebsverordnung 1978 – Leitungen für Heizung und Warmwasser lediglich mit einer sogenannten Filzbinde auf den Rohfußboden, im Estrich oder in Wandschlitze verlegte. Klar, dass die ungedämmten Rohre jede Menge Wärme verloren – und bis heute verlieren.

Und entgegen der landläufigen Meinung, dass die Wärme dem Gebäude wegen der warmen Wand- und Fußbodenstreifen an sich nicht verloren ginge, muss hier mal klipp und klar gesagt werden, dass diese Wärmeabgabe nicht regelbar und deshalb unerwünscht ist. Nicht ohne Grund sind Heizkörper bestenfalls an den heizstrategisch richtigen Stellen installiert und dort ebenso wie an den Wasserhähnen und Duschköpfen (Zapfstellen) sollte möglichst viel des erwärmten Wassers ankommen. Und auch das muss dazu geschrieben werden: Selbst wenn die Verteilverluste an Wärme dem Gebäude zu Gute kämen, machte uns das  – wenn überhaupt – nur im Winter wirklich Freude, oder?

Doch nicht nur ungedämmte Rohre lassen Wärme verlustig gehen. Auch an den Verbindungsstellen, also den Verschraubungen und Flanschverbindungen, und an den Armaturen geht viel Wärme flöten. Bedenkt man, dass der Wärmespeicher meist im Keller des Gebäudes steht, der bei Altbauten eher kühl ist, fällt schon dort unten ein Großteil der Bereitschaftsverluste und Verteilverluste an – sozusagen: „auf den ersten Metern“. Experten sagen, dass für die Erwärmung des Wassers für den Warmwassergebrauch und die Heizung mitunter mehr Energie drauf gehe als über die Gebäudehülle.

Wie hoch sind typische Verteilverluste?

Das ist eine Frage, die uns von der drögen Heizungstheorie  zur Praxis bringt. Ich habe mal ein wenig im Netz recherchiert, um das Ganze mit Zahlen zu belegen. Als heiztechnischer Laie (und zugleich journalistischer Profi – wobei das keinen Heizprofi aus mir macht!) habe ich die Untersuchungen von Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff (Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fakultät Versorgungstechnik, EOS – Institut für energieoptimierte Systeme) gefunden. Darin nennt der Professor Beispiele für die “vagabundierende Wärmemenge” – zum einen für einen 5-Geschosser-Plattenbau, zum anderen für einen 11-Geschosser.

Hier die zugehörigen Grafiken:

Verteilverluste_5_Geschosser_Plattenbau Verteilverluste_11_Geschosser_Plattenbau

Grafiken: Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff

Eine neuere Studie von Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff liefert uns darüberhinaus folgende Zahl: In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus (Baujahre 1980 bis 1990) betragen die Verteilverluste im unbeheizten Bereich jährlich 265 Kilowattstunden (kWh) – wohlgemerkt: pro laufendem Meter Rohr. Geht man von einer Rohrlänge von im Schnitt 22,5 Metern in Heizungskeller, Hauswirtschaftsraum und Ähnlichem aus, wird das Einsparpotential schnell klar.

 Wie lassen sich Verteilverluste mindern?

Ursachenbekämpfung ist angesagt, wenn man die Verteilverluste an Wärme verringern will. Dämmen, dämmen und nochmals dämmen, lautet die Devise deshalb für alle, die sparen wollen. Selbst ein, zwei Meter Rohr mit fehlender Dämmung im Nachhinein zu isolieren, macht sich als Einsparung von Energie und somit Kosten unterm Strich bemerkbar. Konkrete Rechenbeispiele zur Rohrisolierung (ohne Isolierung, lückenhaft isoliert, dicker als gemäß der Energieeinsparverordnung (EnEV) isoliert) findet man unter anderem hier.

Unbedingt zu erwähnen an dieser Stelle: Mit der Energieeinsparverordnung von 2009 hat der Gesetzgeber diesbezüglich reagiert und die Nachrüstpflicht zur Isolierung der Rohre erweitert. Sie gilt jetzt für alle Besitzer von Ein-, Zwei-, und Mehrfamilienhäusern – ganz unabhängig davon, ob sie ihr Eigentum selbst bewohnen oder vermietet haben. Sämtliche wärmeführenden Leitungen in unbeheizten und Kellerräumen müssen demnach jetzt 100-prozentig gedämmt, also mit einer Dämmung versehen werden, die genauso dick ist, wie das Rohr im Durchmesser misst.

Wie immer in unserem Blog heißt es auch an dieser Stelle: Wer noch etwas dazu zu sagen hat, meldet sich bitte mit einem Kommentar!

Foto: VNZ / photocase.de