Während die Nutzung von Solarenergie in vielen privaten Haushalten schon zum Standard gehört, ziert sich die Industrie noch etwas bezüglich Prozesswärme. Warum eigentlich? Stehen nicht gerade die großen Energienutzer, wie Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft in der Verantwortung auch etwas Großes für die Energiewende zu tun? Die Umweltpolitik hat jedenfalls reagiert und am 15. August 2012 die Förderungen nach oben angepasst. Bravo! Nicht nur die Energiewende, sondern auch der Investitionsgedanke wird so gefördert. Das Merkblatt zur Förderung für Prozesswärme finde ich da ganz hilfreich, um sich zurecht zu finden. Wobei das Thema Kollektorgröße und -ertrag noch ein bisschen fairer herausgearbeitet gehört, denn der Ertrag ist ja auch wichtig. Oder warum geht es immer nur um Quadratmeter?
Zunächst fand ich interessant zu wissen, dass etwa 66 Prozent des gesamten Energiebedarfs in der Industrie für Prozesswärme anfallen. Der Anteil an benötigter Prozesswärme unter 100°C, liegt bei ca. 30 Prozent. Zum Nachlesen:
Tipp: Checkliste für Unternehmen
Diese 30 Prozent könnten zum Beispiel durch solarthermisch gewonnene Prozesswärme bereitgestellt werden.
Wo und für was wird solare Prozesswärme benötigt
Dazu habe ich etwas länger recherchiert, das Frauenhofer ISE bietet dazu eine gute Beschreibung. Dort wird erklärt, dass Einsatzgebiete mit großem Wärmebedarf zum Beispiel Brauereien, Molkereien und Großwäschereien sind. Die Prozesswärme kommt für verschiedene Fertigungsprozessen in der Industrie oder der Landwirtschaft zum Einsatz:
- Trocknung, Aushärtung
- Waschen, Spülen, Steriliesieren
- Verflüssigen, Verteilen uvm.
Übrigens kann Prozesswärme mit entsprechender Technik auch zur solaren Kälteerzeugung verwendet werden.
Die Planung, Fertigung und Aufstellung einer solarthermischen Anlage zur Gewinnung von Prozesswärme erfolgt individuell und ist am besten modular erweiterbar. Für die Aufstellung der Kollektoren wird Fläche benötigt, hierfür eignen sich Dächer oder freies Umgebungsgelände. Die Größenordnung einer solchen Anlage hängt vom Bedarf ab. Es gibt kleine Anlagen von 40 Quadratmetern Fläche, bis hin zu großflächigen Kollektorenfelder über 1.000 Quadratmeter. Die solarthermische Anlage kann mit weiteren wärmeerzeugenden Komponenten verbunden werden.
Solare Prozesswärme wird gefördert
Nicht nur wirtschaftlich und energiewirtschaftlich gesehen positiv, auch wichtig, weil die Abhängigkeit gegenüber fossilen Energieträgen abnimmt. Der Bau oder die Erweiterung von Anlagen wird gefördert, hierzu folgen noch genauere Informationen in Form von weiteren Beiträgen. Die Förderungen für Prozesswärme wurden am 15. August 2012 nach oben angepasst und sind beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einzusehen.
Die Nutzung der solarthermischen Energiegewinnung für Prozesse bietet ein hohes Einsparpotenzial gegenüber herkömmlicher Energie, da die Solarenergie, anders als fossile Brennstoffe, wie Gas und Öl, kostenlos zur Verfügung steht. Natürlich steht davor eine Investition und es kommt auch auf die Wahl der solarthermischen Komponenten an. Eine telefonische Beratung dazu, bietet das BAFA unter dem Reiter “Beratung” an.
Quelle: http://www.solar-process-heat.eu/, ise.fraunhofer.de, BAFA
Bild: pixelio.de | (C) Uschi Dreiucker
Beitrag am 3. Juli 13 aktualisiert
Ein interessanter Überblick, liebe Claudia – habe neulich erst gelesen, dass der Anteil der solaren Prozesswärme bei ungefähr Null Prozent liegt. Stimmt nicht ganz – gestern habe ich interessehalber ein bisschen recherchiert und festgestellt, dass die Öko-Brauerei im oberpfälzischen Neumarkt, die mein Lieblingsbier (gerne auch alkoholfrei :-)) braut, auf solare Prozesswärme setzt. Warum nicht mehr Betriebe schon die Solarthermie für sich entdeckt haben, ist mir schleierhaft. Fürchten sie um die Versorgungssicherheit? Es müsste doch, ähnlich wie beim Einfamilienhaus, durch eine geschickte Kombination mit anderen Energiequellen möglich sein, die benötigte Wärme kontinuiertlich bereitzustellen. Und die Investitionen müssten sich doch auch rasch auszahlen, erst recht mit staatlichen Fördermitteln. Zeit, dass der Stein ins Rollen kommt!
Prost, Sabine! Hätte ich fast gesagt.
Noch mag der Anteil bei null Prozent liegen, aber alles Große hat einmal klein angefangen. Mit anderen Worten, das Potenzial ist mächtig und ich fühle mich ziemlich angespornt das publik zu machen. Wenn die Industrie, die Unternehmer, Landwirte usw. nämlich erst einmal verstehen, was solare Prozesswärme für einen Nutzen bringt, wird keiner mehr verstehen, warum man da nicht schon viel früher drauf gekommen ist.
Das Thema Versorgungssicherheit sehe ich absolut nicht als Grund. Klar, eine solche Anlage kann mit einer zusätzlichen Wärmequelle kombiniert werden, Versorgungslücken sind deshalb wohl keine zu befürchten.
In Sachen Förderung hat sich ja im August gut was getan, um das zu konkretisieren, startet hier auch bald eine Serie zum Thema Förderungen für Prozesswärme in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Ich höre ihn schon knirschen, den Stein, da bewegt sich was…
Unser Unternehmen baut gerade das Geschäft Solarthermie und Prozesswärme auf in der Industrie