Was sind die besten Standorte für große Solarthermieanlagen?

Veröffentlicht von

Solarthermie funktioniert so gut wie überall, wo Menschen leben. Allerdings ist das vielen nicht bewusst, wie ich neulich im Interview mit Volker Wichter erfahren durfte – wobei die engagierten Hunsrücker das Informationsdefizit schnell aufgeholt haben. Bald decken sie gut 20 % des Jahreswärmebedarfs von 140 Haushalten mit Solarthermie.

Solarwärme ist in unseren Breiten ganz normal!

Der Hunsrück ist solarthermisch gesehen kein Extremstandort; einige der weltgrößten Solarthermieanlagen der Welt stehen noch viel weiter nördlich, nämlich in Dänemark. Dort soll die Wärmeversorgung spätestens 2050 zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden. Bei den großen Solarthermieanlagen sind uns die Dänen ganz einfach weit voraus.

Der Ertrag bei großen Solaranlagen hängt nicht nur vom Standort ab

Fairerweise sollte man bei Kollektoren den Ertrag vergleichen und nicht die Fläche. Je effizienter der Kollektor, desto geringer ist die benötigte Kollektorfläche – bei gleichem Ertrag. Deshalb setzen viele Betreiber von solaren Großanlagen inzwischen auf Vakuumröhrenkollektoren. Abgesehen vom Kollektortyp hängt der Ertrag – bei großen wie auch kleinen Solaranlagen – auch von einigen Standortfaktoren ab:

  • geografischer Standort (je weiter südlich, desto höher die Globalstrahlung und damit die mögliche Ausbeute)
  • Himmelsrichtung bzw. Ausrichtung des Kollektors (auch Südabweichung oder Azimutwinkel genannt)
  • Neigungswinkel (gegenüber der Horizontalen)

Diese Faktoren sind auch in der Solar Keymark Datenbank berücksichtigt. Dort kann man ja die Datenblätter vieler Kollektoren abrufen und hier sind mehrere Werte für den Kollektorertrag gelistet: Für verschiedene Referenz-Standorte (Stockholm, Würzburg, Davos und Athen), Ausrichtungen und Neigungswinkel. Welchen Einfluss der Einfallswinkel beim Solarkollektor hat, könnt ihr hier nachlesen.

Globalstrahlung am Standort bestmöglich nutzen

Die Globalstrahlung an einem Standort kann man natürlich nicht verändern, aber die beiden anderen Faktoren lassen sich optimieren. Vorausgesetzt, der Platz steht zur Verfügung; bei großen Solaranlagen sprechen wir von Flächen ab 1.000 m² aufwärts. Die Anlagen können mit Untergestellen auf Freiflächen montiert werden, das ist relativ einfach und kostengünstig und es kann jede Ausrichtung bzw. Neigung realisiert werden.

Auf Dächern lässt sich auch mit Aufständerungen einiges machen; außerdem gilt es die Statik des Daches und die örtlichen Wind- und Schneelasten zu berücksichtigen. Und natürlich sollten die Kollektoren sich gegenseitig nicht verschatten.

Große Solarthermieanlagen für Stadt und Land

Wärme aus großen Solaranlagen ist ideal für Fern- und Nahwärmenetze. Das ist einerseits interessant für Bioenergiedörfer wie Büsingen und Neuerkirch-Külz, andererseits entdecken auch die großen städtischen Fernwärmeanbieter die Solarthermie für sich. Im ländlichen Raum sind die Leitungslängen pro Einwohner vergleichsweise hoch und damit auch die Wärmeverluste im Netz. Im Sommer kann die Solarthermie das ausgleichen. Das lässt sich ideal mit einem Biomasseheizkraftwerk verbinden – gerade im ländlichen Raum steht ja oft mehr als genug Biomasse zur Verfügung.

Beispiele gibt es schon genug – Tendenz steigend

Und hier noch einige interessante Beispiele für großflächige Solaranlagen, über die wir in der letzten Zeit berichtet haben:

Bioenergiedörfer:

Klassische Städtische Fernwärme:

Weitere Anlagen findet Ihr in diesem Artikel von 2013 – solare Fernwärme gibt’s also nicht erst seit Kurzem in Deutschland. Wenn euch noch weitere Beispiele einfallen, schreibt uns bitte gleich einen Kommentar!

Foto: manun / photocase.de