Industrial Solar - Solare Prozesswärme

Solare Prozesswärme in Jordanien

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Mir fällt gerade auf, dass wir schon lange nichts in Sachen solarer Prozesswärme gemacht haben. Umso besser, dass wir langsam so bekannt sind, dass sich viele Unternehmen aus der Branche bei uns von alleine melden. So geschehen kürzlich per Email. Ich darf deshalb heute mit dem Geschäftsführer von Industrial Solar Tobias Schwind sprechen.

Herr Schwind, erzählen Sie unseren Lesern kurz was Industrial Solar macht und wie der Weg zur Gründung von Industrial Solar war?

Industrial Solar bietet Solarlösungen für den industriellen und kommerziellen Leistungsbereich an. Das Unternehmen wurde 2008 im Umfeld des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme gegründet, um den Fresnel Kollektor zu vertreiben. In der Zwischenzeit konnten dreizehn Anlagen in verschiedensten Ländern und für unterschiedlichste Anwendungen realisiert werden. Neben unserem Fresnel Kollektor bieten wir unseren Kunden mittlerweile auch andere Solartechnologien, wie z.B. einen Luftkollektor an.

 Ihr Hauptprodukt ist ein sogenannter Fresnel Kollektor. Wie unterscheidet dieser sich von herkömmlichen Flach- und Vakuumröhrenkollektoren?

Ein Fresnel Kollektor ist ein konzentrierender Solar Kollektor welcher das einfallende Sonnenlicht auf einen Absorber fokussiert und dadurch hohe Temperaturen erreichen kann. Hier ein Bild dazu:

Funktionsprinzip_Fresnel_kollektor_300ppi
Funktionsweise eines Fresnel-Kollektors (c) Industrial Solar

 

 

Da das Sonnenlicht reflektiert wird kann lediglich direkte Solarstrahlung genutzt werden. Das Anwendungsgebiet liegt somit vor allem in sonnenreichen Regionen, wie z.B. Nordafrika oder Südamerika. Das Prinzip wird vor allem für solarthermische Kraftwerke verwendet. Es eignet sich jedoch auch sehr gut für industrielle Anwendungen da der größte Teil des industriellen Wärmebedarfs bei Temperaturen von deutlich über 100°C liegt (auch bei Niedertemperaturprozessen werden oft Wärmeträger mit hohen Temperaturen verwendet). Unser Fresnel Kollektor ist groß genug um industrielle Wärmebedürfnisse zu bedienen und klein genug um auf Produktionshallen installiert zu werden. Ein weiterer Unterschied zu Flach- und Vakuumröhrenkollektoren ist der einfache Überhitzungsschutz – übersteigt die Temperatur einen Grenzwert werden die Kollektoren einfach aus der Sonne gedreht. Dies ist vor in unseren Zielmärkten aufgrund der hohen Einstrahlung von großer Bedeutung.

 Ich habe von ihrem besonders innovativen Projekt in Jordanien gehört. Könnten Sie das Projekt beschreiben?

Jordanien bietet sehr gute Bedingungen für die Nutzung von solarer Prozesswärme da sowohl Einstrahlung als auch die Preise fossiler Brennstoffe hoch sind. Dennoch bleibt auch hier der Markt hinter seinem Potential zurück. Um die Entwicklung des Marktes für solare Prozesswärme in Jordanien zu fördern führen wir gemeinsam mit der „Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit“ (GIZ) eine sogenannte Entwicklungspartnerschaft durch. Unter anderem haben wir eine Anlage realisiert welche Prozessdampf für ein pharmazeutisches Unternehmen bereitstellt. Die Anlage nutzt Wasser als Wärmeträger welches direkt verdampft und als Sattdampf bei rund 160°C ins Verteilernetz des Kunden eingespeist wird. Das Kollektorsystem ging im März 2015 in Betrieb und reduziert seither den Dieselverbrauch des Kunden um rund 30%.

Solare Prozesswärme gilt als eines der Zukunftsfelder in der Solarthermie, trotzdem läuft die Entwicklung schleppend, woran liegt das ihrer Meinung nach?

Für die schleppende Entwicklung des Marktes für solare Prozesswärme gibt es eine Vielzahl von Gründen. Wir sind sehr viel außerhalb der EU tätig, dort sind zu allererst die hohen Subventionen für fossile Energieträger zu nennen. Darüber hinaus sind die Investitionskosten nach wie vor ein Hindernis für viele Unternehmen, selbst wenn die Anlage eine attraktive Rendite erwirtschaftet.

Sie sind mehrheitlich außerhalb Europas tätig, sieht da die Welt der solaren Prozesswärme bereits anders aus?

Auch außerhalb Europas steckt die solare Prozesswärme noch in den Kinderschuhen. Es gibt jedoch Ländern mit geringen eigenen fossilen Brennstoffen und guter Einstrahlung in denen wir eine gute Entwicklung des Marktes erwarten, wie etwa Jordanien. Hier sind die größten Herausforderungen das mangelnde Bewusstsein und eine geringe Erfahrung mit der Technologie.

Was müsste passieren, damit solare Prozesswärme auch in Europa den Stellenwert bekommt, den es verdient?

In vielen Ländern Europas gibt es bereits interessante Fördermechanismen für solare Prozesswärme, wie zum Beispiel das Marktanreizprogramm in Deutschland. Gefragt sind demnach eher Finanzierungsmodelle. Eine Vielzahl von unseren Kunden würden z.B. sogenannte Performance-Loans oder auch Contracting-Fonds begrüßen. Derartige Programme reduzieren die Investitionskosten und das Risiko aufgrund der eher geringen Erfahrung beim Betrieb der Anlagen. Darüber hinaus fehlt es nach wie vor an Referenzanlagen im industriellen Maßstab (> 0,5 MW) welche ein realistisches Bild von Erträgen und Wartungskosten zeigen. Kleinstanlagen sind oft hinderlich da dort die Wartungskosten unverhältnismäßig hoch sind.

Vielen Dank für dieses spannende Interview. Wir wünschen noch viel Erfolg in diesem noch jungen aber sehr wichtigen Markt. 

Bilder: (c) Industrial Solar