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Studie zu Klimaschäden: Was kostet der Klimawandel unsere Wirtschaft?

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Während die einen den Klimawandel längst als größte globale Bedrohung erkannt haben und mit vielen Mitteln versuchen, sich ihm entgegenzustellen, wollen andere ihn noch immer nicht wahrhaben. Die Diskussion darüber, ob er schon oder noch nicht stattfindet, ob er Folgen hat oder nicht, ist unerträglich angesichts unserer bereits lichterloh brennenden Welt mit Feuern im Amazonasgebiet in Südamerika, in Sibirien in Nordasien und in Afrika – um nur ein unübersehbares Zeichen des menschengemachten Klimawandels anzuführen. Also bitte, runter mit der rosaroten Brille! Wir liefern hier harte Fakten für die, die sich in die Diskussion einmischen: Eine aktuelle Studie zeigt nämlich, dass die Klimaschäden und -kosten infolge des Klimawandels für unsere Wirtschaft höher ausfallen als gedacht.

Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) oder Methan gelten als “Antrieb” des Klimawandels, der unter anderem mit steigenden Temperaturen daherkommt. Diese können unserer Wirtschaft laut einer aktuellen Studie des des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Mercator Research Institute for Global Commons and Climate Change (MCC) größere Klimaschäden zufügen als frühere Untersuchungen vermuten ließen. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler haben auf Basis eines in dieser Form erstmals entwickelten Datensatzes des MCC genauer untersucht, wie sich der Klimawandel auf Gebiete wie etwa US-Bundesstaaten, chinesische Provinzen oder französische Départements auswirkt, also auf Gebiete unterhalb der nationalstaatlichen Ebene.
In der zugehörigen Pressemitteilung des PIK ist zu lesen, dass die untersuchten Regionen im Schnitt fast zehn Prozent ihrer Wirtschaftsleistung verlören, und in den Tropen sogar mehr als zwanzig Prozent, wenn die CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe nicht umgehend reduziert und zu einer globalen Erwärmung um vier Grad Celsius (°C) bis zum Jahr 2100 führen würden.

„Klimaschäden treffen unsere Unternehmen und Arbeitsplätze, nicht nur Eisbären und Korallenriffe.“ Das sagt Leonie Wenz vom PIK, eine der beiden Autoren der Studie. „Steigende Temperaturen machen uns weniger produktiv, was insbesondere für draußen arbeitende Menschen in der Bauindustrie oder der Landwirtschaft relevant ist. Sie betreffen unsere Ernten und bedeuten zusätzliche Belastungen und damit Kosten für unsere Infrastruktur, weil zum Beispiel Rechenzentren gekühlt werden müssen. Durch die statistische Auswertung von Klima- und Wirtschaftsdaten der letzten Jahrzehnte haben wir festgestellt, dass die aggregierten wirtschaftlichen Schäden durch steigende Temperaturen sogar noch größer sind als zuvor geschätzt. Wir haben dabei die Auswirkungen auf regionaler Ebene untersucht, die ein vollständigeres Bild ergeben als die nationalen Durchschnittswerte.“

Wetterextreme bringen weitere Klimaschäden und Kosten

Frühere Forschungsarbeiten hätten demnach nahegelegt, dass ein ein Grad heißeres Jahr die Wirtschaftsleistung um etwa ein Prozent reduziere. Die neue Analyse deute auf Produktionsverluste hin, die in warmen Regionen bis zu dreimal so hoch seien. Indem die Forscher diese Zahlen als Maßstab für die Berechnung künftiger Schäden infolge weiterer Treibhausgasemissionen verwendeten, stellten sie erhebliche wirtschaftliche Verluste fest: zehn Prozent im globalen Durchschnitt und mehr als 20 Prozent in den Tropen bis 2100.

Und dies sei laut PIK immer noch eine konservative Einschätzung: Die Studie berücksichtige demnach nicht die erheblichen Schäden, die beispielsweise infolge extremer Wetterereignisse und des Anstiegs des Meeresspiegels entstünden, da sie für einzelne Regionen oft schwer zu bestimmen seien.

Ermöglicht worden seien diese neuen Erkenntnisse mit dem Erstellen eines neuartigen MCC-Datensatzes von Klima und Wirtschaft für anderthalb Tausend Regionen in 77 Staaten der Welt, dessen Daten für einige Regionen bis zu rund hundert Jahre zurückreichten. Die Datenerfassung sei dabei für Industrieländer am Besten, insbesondere für weite Teile Afrikas fehlten jedoch entsprechende wirtschaftliche Informationen. Die Berechnungen belegten der PIK-Pressemeldung zufolge einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftsproduktion, aber nicht so sehr einen Einfluss auf das dauerhafte Wirtschaftswachstum. Das könnte ein Grund zur Hoffnung sein, wenn die Emissionen reduziert würden.

Wichtig sei, dass die Schäden sehr unterschiedlich in der Welt verteilt seien, wobei tropische und bereits arme Regionen am meisten unter der anhaltenden Erwärmung leiden würden, während ein paar Länder im Norden sogar davon profitieren könnten.

Wirtschaftliche Kosten jeder Tonne CO2-Emissionen: 70 bis 140 US-Dollar

Die Ergebnisse der Studie hätten beträchtliche Folgen für die Klimapolitik, speziell für die CO2-Preisgestaltung. „Wenn man das weit verbreitete Klima-Wirtschafts-Modell DICE des Nobelpreisträgers William Nordhaus mit den statistischen Schätzungen aus unseren Daten aktualisiert, sind die Kosten jeder Tonne Kohlenstoff, die an die Gesellschaft abgegeben wird, zwei- bis viermal höher“, betont der Leitautor der Studie, Matthias Kalkuhl vom MCC. „Laut unserer Studie wird jede Tonne CO2, die im Jahr 2020 emittiert wird, einen wirtschaftlichen Schaden verursachen, der bei den Preisen von 2010 zu Kosten zwischen 73 und 142 Dollar führt, anstelle der vom DICE Modell angezeigten 37 Dollar. Bis 2030 werden die sogenannten sozialen Kosten von Kohlenstoff aufgrund steigender Temperaturen bereits um fast 30 Prozent höher sein.“

Aktuelle Kohlenstoffpreise decken tatsächliche Klimaschäden und -kosten nur teilweise

Zum Vergleich: Der Kohlenstoffpreis im europäischen Emissionshandel schwankt derzeit zwischen 20 und 30 Euro pro Tonne; der nationale Kohlenstoffpreis in Deutschland steigt von 25 Euro im nächsten Jahr auf 55 Euro im Jahr 2025. Diese aktuellen Kohlenstoffpreise spiegeln also nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Klimaschäden wider. Nach dem Verursacherprinzip müssten sie deutlich nach oben angepasst werden.

Foto: Doreen Brumme