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Handwerker des Monats September 2024: Peter Thürlings – Familienbetrieb in 3. Generation

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Mit Freude stellen wir euch heute unseren Handwerker des Monats September 2024 vor: Peter Thürlings (Baujahr 1974), der seinen Familienbetrieb, die Thürlings Elektro- und Haustechnik GmbH mit Sitz in der Apfelstadt Tönisvorst am Niederrhein, bereits in dritter Generation führt. Im Interview berichtet der Meister für Elektrotechnik, warum er sich der Solarenergie verschrieben hat und welche Herausforderungen ihn und sein Team aktuell beschäftigen. 

Peter Thürlings, bitte stellen Sie uns Ihren Betrieb kurz vor!

Die Firma Thürlings wurde 1927, also vor fast 100 Jahren, von meinem Großvater Franz Thürlings gegründet. Er war Elektromeister und konzentrierte sich seinerzeit voll auf Elektroinstallationen – zur Firmengründung war die allgemeine Elektrifizierung von Wohnraum das Hauptthema. Es gibt bis heute Belege aus der damaligen Zeit: eine Glühlampe kostete 3,50 Mark, ein:e Handwerker:in kostete 0,60 Reichsmark pro Stunde. 

Heute sind wir ein Team aus 30 Mitarbeiter:innen. Wir haben uns den regenerativen Energien verschrieben, kümmern uns um erneuerbare Wärme und erneuerbaren Strom für Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser sowie gewerbliche und kommunale Gebäude. Unser Kerngebiet liegt im Umkreis von 50 Kilometern (km) um den Firmensitz herum. Demnach arbeiten wir auch in Düsseldorf (20 km entfernt), Krefeld (6 km entfernt) und Gladbach (12 km entfernt) – alles dichtbesiedelte Flächen.

Wir sind zudem Ausbildungsbetrieb, haben aktuell zwei Auszubildende. Das ist uns wichtig, denn wir schaffen damit Zukunft. Als Ausbilder:innen setzen wir alles daran, unserem Handwerker:innen-Nachwuchs das nötige Wissen und die nötigen Handgriffe mitzugeben. Wir bilden die jungen Menschen auf Augenhöhe aus, um sie auch nach Abschluss der Ausbildung weiter bei uns zu beschäftigen. Wir freuen uns immer über Bewerber:Innen!

Wie kam’s, dass Sie sich ganz auf erneuerbare Energien fokussieren?

Anfang der 1980er-Jahre, als mein Vater, Hans-Dieter Thürlings, den Familienbetrieb führte, gab’s den ersten Wärmepumpenboom und damit die Schnittstellenproblematik der Gewerke Elektro, Heizung & Sanitär. Mein Vater richtete den Betrieb mehr und mehr in Richtung der Bereiche Elektro und Heizung aus. Er nahm die zweite Wärmepumpenwelle Mitte der 1990er mit. 1998 stieg unser Betrieb in die aufkommende Solarthermie ein – wir sind einer der ganz frühen Partnerbetriebe von Paradigma.

Als ich in den Betrieb einstieg, bauten wir die letzte Ölheizung ein. Unsere Expertise sind ganz klar die Erneuerbaren. Wir stehen dazu, haben beispielsweise auch unseren Fuhrpark großteils schon elektrifiziert. Heute ist die Photovoltaik unser Thema Nummer eins im Elektrobereich, und im ehemaligen Bereich Heizung & Sanitär dreht sich bei uns inzwischen alles um erneuerbares Heizen mit Wärmepumpe, Solarthermie und Holz.

Haben Sie aktuell ein besonders spannendes Solarthermie-Projekt, das Sie uns näher vorstellen wollen?

Auf jeden Fall: Wir haben eine 212-m2-große Solarthermie-Anlage plus Holzhackschnitzelkessel und Gaskesselkaskade kombiniert, um das Schul- und Sportzentrum Bracht mit erneuerbarer Wärme zu versorgen. Gerne stelle ich dieses Projekt vor!

[Einen ersten Eindruck gewähren wir euch hier schon auf die große Anlage – Anmerkung der Redaktion]:

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Und wie kamen Sie in den Familienbetrieb?

Für mich stand nicht von Anfang an fest, dass ich einmal den Betrieb von meinem Vater übernehmen werde, ich spielte zwischendrin auch mit dem Gedanken, zu studieren und schwankte zwischen Medizin, Elektrotechnik und Architektur. Ich ließ mich sogar zum Sanitäter ausbilden.

Ich beschäftigte mich schon in jungen Jahren mit Umweltthemen, las unter anderem das populärwissenschaftliche Magazin P.M., damals noch P.M. – Peter Moosleitners interessantes Magazin, dessen Inhalt sich um Naturwissenschaften und Technologie dreht. Die Ausgabe vom Oktober 1989 hatte die Klimakatastrophe als Titelthema. Die Lektüre prägte mich. Mir war klar, Umweltschutz ist gut – dran arbeiten ist besser.

Ich erkannte, dass ich als Handwerker für praktischen Umweltschutz sorgen kann und machte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Energieelektroniker bei RWE und parallel meinen Meister für Elektrotechnik.

Was sind die aktuellen Herausforderungen für Sie als Handwerksbetrieb für erneuerbare Energie?

Ich sehe uns als Gesellschaft derzeit in einer Findungsphase. Von der Politik erwarte ich, dass sie Ziele setzt, den Weg markiert, freimacht und zum Ziel führt. Wenn ich mir das aktuelle Geschehen in meinem Arbeitsfeld ansehe, dann gibt es mit der Klimaneutralität bis 2045 zwar ein Ziel, doch an der Führungskraft, es auch zu erreichen, mangelt es. Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine kam es zu einem starken Aktionismus, der uns unter anderem höhere Förderungen für erneuerbare Energiesysteme brachte. Zugleich schürte der Krieg Versorgungsängste, die schließlich darin mündeten, dass die Verbraucher:innen ihre Energiesysteme wechseln wollten. Wir hatten zu der Zeit bis zu 30 Anfragen von Wechselwilligen pro Tag! Der daraus resultierende Boom füllte die Auftragsbücher von uns Handwerker:innen – unser Geschäft platzte aus allen Nähten. Eine spannende Sache in der Branche war, dass sich plötzlich alle mit Solarenergie und Wärmepumpe auskannten – in meinen Augen ein Greenwashing-Effekt im Handwerk.

Ich verbuche das Ganze als eine Marktschwankung. Die gab es im regenerativen Bereich schon immer. Es war nicht die erste und wird sicher nicht die letzte gewesen sein. Die Photovoltaik profitierte von den aktuellen Entwicklungen – der PV-Markt hat sich weitgehend bereinigt

Die Lage hat sich inzwischen normalisiert. Wir haben immer noch viel zu tun. Noch immer gibt es jedoch Lieferengpässe, die uns zu schaffen machen. Wir fragen uns nicht selten: Wer kriegt was? Wo kriegen wir das? Unser Ziel ist es, für jede Kundin und jeden Kunden die passende erneuerbare Energielösung zu finden.

Dabei kommen unser Fachwissen und unsere langjährige Erfahrung im Bereich erneuerbare Energien zum Tragen. Die Kund:innen sind teils sehr verunsichert. Immer wieder werden wir in Beratungsgesprächen gefragt: Was würden Sie machen?

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Handwerker des Monats September 2024, Peter Thürlings, vor dem Firmensitz im Lenenweg 29 in Tönisvorst am Niederrhein. Foto: Thürlings

Was antworten Sie?

Es gibt nicht die eine Lösung, die zu jedem Haushalt passt. Doch viele Möglichkeiten haben sich bewährt. Die Erneuerbaren sind fit für die zukünftige Energieversorgung. Wer heute beispielsweise in eine Wärmepumpe investiert, trifft eine relativ zukunftssichere Entscheidung. Kombiniert mit Photovoltaik und Solarthermie hat man bestenfalls ein energieautarkes Sonnenenergiehaus.

Als Fachhandwerksbetrieb müssen wir von Fall zu Fall schauen: Welche Temperaturen werden im Haushalt gebraucht? Wie beheizen wir das Gebäude am besten? Und wie erzeugen wir die restliche Energie, die noch benötigt wird?

Das sind Entscheidungen mit langfristigen Konsequenzen. Alle, die mitentscheiden, brauchen Sicherheit.

Was wünschen Sie sich für Ihr Handwerk?

Politische Maßnahmen, die für eben diese Entscheidungssicherheit sorgen. Dazu gehört auch eine konsequent einheitliche Sprache, die alle Akteur:innen sprechen und verstehen.

Wir Fachhandwerker:innen sind diejenigen, die die Energiewende vollziehen: Heizungskeller für Heizungskeller für Heizungskeller. In jedem Haus leben Kund:innen, die dafür bezahlen wollen und müssen. Sie erwarten von uns die beste Lösung für heute, morgen und übermorgen. Eine Energiepolitik der Verunsicherung bremst Investitionen in die dringend notwendige Energiewende. Wenn die Politik dann noch eine Rückwärtsrolle macht und ein Türchen für fossiles Gas öffnet, fehlen mir als Handwerker die Argumente. Meine Überzeugungsarbeit wird erschwert. Das ist schade.

Fotos und Video: Peter Thürlings, Thürlings Elektro- und Haustechnik GmbH