Rebound-Effekt

Energiesparen: Rebound-Effekt – der Strich durch die Rechnung!

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Das erfolgreiche Gelingen der Energiewende hängt von zwei wesentlichen To-dos ab: Erstens davon, dass es uns gelingt, unsere Energieerzeugung von fossil auf erneuerbar umzustellen. Zweitens davon, dass wir unseren Energieverbrauch systemisch verändern. Es geht nicht ums stupide Drosseln des Verbrauchs allein, er muss nachhaltig und smart minimiert werden. Und als wäre allein diese Aufgabe nicht schon schwer genug, kommt uns dabei mitunter auch noch der sogenannte Rebound-Effekt in die Quere und macht uns einen Strich durch die zusammengesparte Energiekostenrechnung. Warum, wieso, weshalb, das erklären wir euch heute.

Was heißt “Rebound”?

Das englische Wort “Rebound” lässt sich vielfältig ins Deutsche übersetzen. Je nach Kontext kann es unter anderem für “Abprall”, “Aufprall”, “Reaktion”, “Rückschlag”, “Rückstoß”, “Rückprall”, “Rückfederung” oder “Rücksprung” stehen.

In unserem Kontext “Energiesparen” passt als Übersetzung für den englisch-deutschen Ausdruck “Rebound-Effekt” am ehesten wohl “Rückschlag-Effekt”.

Was ist der Rebound-Effekt?

Der Rebound-Effekt meint das Phänomen, dass in einem Haushalt, in dem einzelne Energiesparmaßnahmen erfolgreich umgesetzt worden sind, trotzdem insgesamt mehr Energie verbraucht wird.

Als Grund dafür führen die Energieexperten der Verbraucherzentrale (VZ) das Verhalten der Personen im Haushalt an. Dieses würde sich demnach angesichts der mit einzelnen Energiesparmaßnahmen bewirkten Kostenersparnis ändern. Das Umweltbundesamt schreibt, dass die Verbraucher mehr verbrauchen würden, womit sie die ursprünglichen Einsparungen wieder aufhöben.

Die VZ definiert den Rebound-Effekt in ihrer Pressemeldung so: Der Rebound-Effekt sei der Anteil des theoretischen Einsparpotenzials einer Effizienzmaßnahme, der durch das eigene Verhalten nicht eingespart werde.

Wie unterscheiden sich direkter und indirekter Rebound-Effekt?

Es werde grundsätzlich zwischen direktem und indirekten Rebound-Effekt unterschieden:

  • Werde nach nach einem Heizungstausch die Temperatur von vorher durchschnittlich 20 auf danach 22 Grad Celsius (° C) erhöht, sei das ein direkter Rebound-Effekt. Denn das, was dank der neuen, effizienten Heizung an Energie eingespart werde, zehre die erhöhte Raumtemperatur teilweise wieder auf. Der Verbrauch steige, weil die Kosten sinken.
  • Ein indirekter Rebound-Effekt dagegen läge vor, wenn die gesparten Heizkosten in einen Zweitfernseher investiert würden. Die höhere Effizienz der und damit die Energieeinsparung mit der neuen Heizung führe an anderer Stelle zu energieverbrauchendem Konsum.

Was sind typische Rebound-Effekte bei der energetischen Sanierung?

Auch bei der energetischen Sanierung sei der Rebound-Effekt bekannt, schreiben die Energie-Fachberater in der Online-Ausgabe ihres Ratgebers für Hausbesitzer und Profis. Während bei unsanierten Altbauten die Verbraucher das Heizkosten sparen demnach verinnerlicht hätten und wegen der oft hohen Heizkosten sehr auf Sparmöglichkeiten achten würden, würden sich die Bewohner einer sanierten Immobilie oft einen höheren Komfort leisten.

So zeige die Praxis häufig, dass sich mit der energetischen Sanierung auch die Komfortanforderungen der Verbraucher erhöhen würden. Beispielsweise würden sie nach der Sanierung auch Räume heizen, die sie davor kaum beheizt und genutzt hätten. Man sehe demnach der Heizkostenabrechnung auch an, wenn bei einer Badsanierung eine größere Badewanne oder eine Wellness-Oase mit Regendusche installiert worden sei. Der daraus zumeist resultierende Mehrverbrauch an Warmwasser lasse die Heizkosten steigen.

Wie stark ist der Rebound-Effekt?

Spannend ist die Frage, wie stark der Rebound-Effekt wirkt. Dazu schreibt das Umweltbundesamt, dass der direkte Rebound-Effekt beim Heizen 10 bis 30 Prozent betragen könne. Beziehe man indirekte Rebound-Effekte mit ein, würden noch größere Anteil der Einsparungen aufgezehrt. Das bedeutet, das die tatsächlichen Energieeinsparungen infolge des Heizungswechsels bis zu einem Drittel kleiner als die technisch möglichen und prognostizierten ausfallen können.

Martin Brandis, Energie-Experte der Verbraucherzentrale, erklärt den Rebound-Effekt am Beispiel Heizen:

Beliefen sich die jährlichen Heizkosten einer alten Ölheizung auf 12,30 Euro pro Quadratmeter (m2), würden die Kosten bei gleichem Heizverhalten mit Holz-Pellets bei 8 Euro liegen. Die Heizkosten ließen sich mit einer Holz-Pellet-Heizung theoretisch also um gut ein Drittel mindern. Würde man bei der neuen Pelletheizung die Raumtemperatur jedoch von 20 auf 24°C erhöhen, da der Brennstoff ja nun viel günstiger sei, wirke der Rebound-Effekt. Der Energieverbrauch stiege damit um fast 25 Prozent, also um ein Viertel.

Laut der Verbraucherzentrale würden verschiedene Studien davon ausgehen, dass die Nutzbarkeit von theoretischen Energiekennwerten zur Vorhersage von Energieverbrauch und CO2-Einsparung überschätzt werde, während das Potenzial des Nutzerverhaltens beim Energie- und Ressourcensparen deutlich höher ausfalle als bisher angenommen.

Was nützt das Wissen zum Rebound-Effekt: Wie sollten wir ihm begegnen?

Wem bewusst ist, dass es den Rebound-Effekt gibt und dass er auf dem eigenen Verhalten beruht, der kann auf eben dieses, sein Verhalten, verstärkt achten. Die Verbraucherzentrale drückt es so aus: Neue Technologien würden demnach nur Energie einsparen, wenn wir sie mindestens genauso sparsam einsetzen, wie ihre Vorgänger.

Gegen den Rebound-Effekt beim Heizen hat die VZ die folgenden 3 Tipps:

  1. Stellt die Raumtemperatur individuell ein.
  2. Dreht das Thermostat an der Heizung runter, wenn ihr einen Raum länger nicht nutzt.
  3. Prüft, ob ihr die Temperatur grundsätzlich oder in einzelnen Räumen senken könnt. Als optimale Innentemperatur empfiehlt die VZ 20 ° C. Jedes weitere Grad erhöhe ihr zufolge die Heizkosten um etwa sechs Prozent.

Grafik: Doreen Brumme