Gas sparen

Deutschland muss Gas sparen! Deutschland spart Gas!

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Das Sparziel ist beziffert: Europa will, das haben alle EU-Länder gemeinsam beschlossen, 15 Prozent beziehungsweise rund 45 Milliarden Kubikmeter (m3) fossiles Gas sparen. Wobei das 15-Prozent-Ziel zwar für alle EU-Länder gelte, jedoch zunächst freiwillig sei. Für Deutschland bedeute das: Seit dem 1. August dieses Jahres bis zum 31. März 2023 müsste der deutsche Gasverbrauch um 10,35 Milliarden m3 Gas sinken. Unser großer (in absoluten Zahlen der größte), fast ein Viertel betragende Anteil an den Einsparungen resultiere aus der Tatsache, dass wir als Europas größte Volkswirtschaft, die – gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – auch fast ein Viertel der EU-Wirtschaftsleistung aufbringe, auch den höchsten Gasverbrauch hätten. Das ergab eine Rechnung der Deutschen Presseagentur (dpa), die Ende letzter Woche in allen Medien die Runde machte. 

Demnach müssten andere Länder mengenmäßig zwar weniger Gas sparen als Deutschland , was aber teils nicht in Proportion zu deren Wirtschaftsleistung stehe, schreibt die Süddeutsche Zeitung (SZ) in ihrer Onlineausgabe. Auf Platz zwei bei der Einsparmenge liege Italien mit über acht Milliarden m3 Gas – im Vergleich zum italienischen BIP sei das verhältnismäßig viel. Frankreich müsse laut der SZ dagegen ungefähr fünf Milliarden m3 weniger Gas verbrauchen, das sei verglichen mit der französischen Wirtschaftsleistung eher wenig.

EU-Notfallplan zum Gas sparen

Angesichts des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges, den Russland seit Anfang des Jahres gegen die Ukraine führe, hätten sich die EU-Länder auf einen Notfallplan geeinigt, ist in der SZ weiter zu lesen, da ein Lieferstopp von russischem Gas befürchtet werde. Der europäische Plan zum Gas sparen sehe vor, den nationalen Gaskonsum im Zeitraum vom 1. August 2022 bis zum 31. März 2023 freiwillig um 15 Prozent zu senken – im Vergleich zum Durchschnittsverbrauch in dem gleichen Zeitraum in den vergangenen fünf Jahren. Falls nicht genug gespart werde und es weitreichende Versorgungsengpässe gebe, könne ein Unionsalarm mit verbindlichen Einsparzielen ausgelöst werden.

10+ Milliarden m3 Gas sparen – eine große Aufgabe für Deutschland

Deutschland sei bei Gas sparen laut dem Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Grüne) bereits auf einem guten Weg, berichtet die SZ. So liege die Bundesrepublik bei 14 oder 15 Prozent Einsparungen – wozu die Zeitung anmerkt, dass diese Prozentanteile sich aus einem Vergleich zum Vorjahr ergäben und nicht temperaturbereinigt seien. Aus diesem Grund sei davon auszugehen, dass die relevante Prozentzahl an Gaseinsparungen deutlich niedriger sei. Eine konkrete Zahl habe das Bundeswirtschaftsministerium der nachfragenden Zeitung nicht genannt –  mit der Begründung, dass man noch am Berechnen sei und bereits getroffene Maßnahmen in diese mit einbeziehe.

Hierzu ist auf dem Onlineportal IWR – Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien etwas Konkreteres zu lesen: Dort steht, dass Deutschland während der ersten fünf Monate dieses Jahres 2022 einen um 14,3 Prozent niedrigeren Gasverbrauch gehabt hätte, als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum 2019, wobei sich das Portal auf Angaben des Bundesverbandes der Energie und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) beruft.

Demnach hätten die Deutschen zwischen Januar und Mai 2021 noch 537 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Gas verbraucht, während es im laufenden Jahr nur 460 Milliarden kWh Gas gewesen seien. Die milde Witterung im Frühjahr 2022 berücksichtigt, habe der Gasverbrauch im laufenden Jahr 6,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraums gelegen. Besonders deutlich sei demnach der Rückgang im Monat Mai 2022 gewesen: Hier hätten wir mehr als ein Drittel weniger (minus 34,7 Prozent) Gas verbraucht als noch im Mai 2021. Bereinigt um Temperatureffekte betrage das Verbrauchsminus demzufolge 10,8 Prozent.

Als Gründe für die Einsparungen führt das IWR

  • steigende Gaspreise,
  • Apelle zum Energiesparen (wir berichteten)
  • und einen geringerer Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung an. Insgesamt sei der Gasverbrauch für die Stromerzeugung im Vergleich zu anderen Anwendungen aber eher nachrangig: Im Jahr 2021 seien hierauf zwölf Prozent des gesamten Gasverbrauchs entfallen.

Der Füllstand der deutschen Erdgasspeicher nähere sich laut einem aktuellen Bericht der Online-Ausgabe der Tagesschau trotz stark reduzierter Liefermengen aus Russland weiter der 75-Prozent-Marke. Dennoch bleibt die Lage laut Bundesnetzagentur angespannt, heißt es darin.

Der Füllstand der deutschen Gasspeicher habe demnach am vergangenen Mittwoch bei 70,4 Prozent gelegen. Das ergebe sich aus im Internet veröffentlichten Daten der europäischen Gasspeicher-Betreiber. Der Füllstand werde demnach immer mit zwei Tagen Verspätung gemeldet.

Laut der Tagesschau online hätte Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur, am vergangenen Dienstag gesagt, dass drei Viertel aller Gasspeicher in Deutschland bereits zu mehr als 80 Prozent befüllt seien, teils auch schon zu über 85 Prozent. Sorgenkinder seien demnach “eine Handvoll Speicher”, die sich zuvor in russischer Hand befunden hätten, wie Rehden in Niedersachsen und Wolfersberg in Bayern. Dort seien die Füllstände deutlich niedriger. Am vergangenen Donnerstag habe der Füllstand des Speichers Rehden beispielsweise 45,73 Prozent betragen.

Zudem habe das Bundesministerium laut der Süddeutschen Zeitung gesagt, dass weitere Maßnahmen folgen müssten, um das oben genannte Einsparziel zu erreichen. Wobei das Ministerium auch darauf hingewiesen habe, dass man für Deutschland durchaus eine größere Einsparnotwendigkeit sehe als die von den EU-Ländern beschlossenen 15 Prozent.

Wer heizt in Deutschland am meisten mit Gas?

Das Sonntagsblatt wies in seiner Online-Ausgabe von Anfang August daraufhin, dass im bundesweiten Vergleich Bayern zusammen mit Berlin den niedrigsten Anteil an Gasheizungen hätte. 37,4 Prozent der Haushalte in Berlin und 38,5 Prozent der Haushalte in Bayern würden demnach mit dem derzeit knapp verfügbaren fossilen Brennstoff Gas heizen. Dabei beruft sich die Onlinezeitung auf Zahlen  des niedersächsischen Landesamtes für Statistik in Hannover, dass mitgeteilt hatte. Spitzenreiter bei Gasheizungen in Deutschland sei demnach Niedersachsen, wo rund 70 Prozent der Verbraucher ihre Wohnungen mit Gas heizen würden.

Berlin habe dafür einen sehr hohen Anteil an Fernwärme (43,1 Prozent). Die Bayern heizten besonders häufig mit Heizöl (36,3 Prozent), gaben die Statistiker demnach weiter bekannt. Zum Vergleich: Nur 17,8 Prozent der Niedersachsen heizten mit Öl – nach Gas der zweithäufigste Brennstoff in dem Bundesland. Die Statistiker hätten sich auf Zahlen aus dem Jahr 2018 bezogen. Grundlage sei der Mikrozensus, eine regelmäßige Stichprobenbefragung bei einem Prozent der Privathaushalte.

Grafik: Doreen Bumme