Bundesförderung für effiziente Wärmenetze

Grüne Fernwärme: EU-Kommission genehmigt neue Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW)

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Anfang August habe das neue Förderprogramm der Bundesregierung zur Umstellung der Fernwärme auf Treibhausgasneutralität und zum Neubau neuer klimaneutraler Netze grünes Licht aus Brüssel bekommen: Die neue Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) sei laut dem  Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beihilferechtlich genehmigt worden. Damit könne die Förderung Mitte September starten, schreibt das Ministerium in seiner zugehörigen Pressemitteilung. Wir erklären euch hier, warum diese Nachricht gerade jetzt von großer Wichtigkeit ist.

Das sei eine sehr gute Nachricht, sagte der Vizekanzler sowie Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Dr. Robert Habeck gegenüber der Presse.

Darum kommt die neue Bundesförderung für effiziente Wärmenetze gerade richtig

Grüne Fernwärmenetze seien ihm zufolge ein Schlüssel für eine klimaneutrale Wärmeversorgung und entscheidend, um unsere Abhängigkeit von fossilen Energieimporten zu reduzieren. Über sie könnten sich in Zukunft viele Haushalte und Betriebe effizient mit nachhaltiger Wärme versorgen – gespeist aus Erneuerbaren Energien oder Abwärme aus industriellen Prozessen. Vor allem in Städten und dicht besiedelten Gegenden sei der Anschluss an die zunehmend klimaneutrale Fernwärme die beste Lösung, um von Öl- und Gasheizungen wegzukommen. Viele Kommunen stünden laut dem Bundesminister in den Startlöchern, um die Wärmeversorgung umzustellen. Mit dem Go aus Brüssel für das Förderprogramm könnten sie jetzt loslegen.

Das BMWK erklärt weiter, dass aktuell fossile Energieträger die Wärmeversorgung in Deutschland dominieren würden:

Für den klimaneutralen Umbau der Wärmeversorgung spielten Wärmenetze deshalb eine wichtige Rolle. Sie könnten

  • erneuerbare Umweltwärme, die in der Luft, in Wasser und im Erdreich gespeichert sei, dank des Einsatzes von großen Umweltheizungen, also Großwärmepumpen,
  • erneuerbare Solarwärme dank des Einsatzes von Solarthermie-Anlagen, wie auch unser Unternehmen Ritter Energie mit seiner Großanlagensparte Ritter XL Solar sie deutschlandweit baut,
  • sowie industrielle Abwärme

nutzbar machen, indem sie diese einbinden und an angeschlossene Wärmeabnehmer, öffentliche wie private Haushalte, verteilen würden. Vor allem in Städten, aber auch dort im ländlichen Raum, wo die Siedlungsdichte einen wirtschaftlichen Betrieb zulasse, sei der Anschluss an ein grünes Wärmenetze laut dem BMWK die beste Lösung, wenn Öl- und Gasheizungen ausgetauscht werden.

Mit der neuen Bundesförderung für effiziente Wärmenetze würde der Bund künftig Anreize setzen und planbare finanzielle Unterstützung für den langfristigen Umstieg bereitstellen können, erklärte Robert Habeck. Die Förderung richte sich ihm zufolge unter anderem an

  • Energieversorgungsunternehmen,
  • Kommunen,
  • Stadtwerke
  • und eingetragene Vereine/Genossenschaften,

die über die neue Förderung Zuschüsse für Investitionen in grüne Wärmenetze erhalten könnten. So könne künftig beispielsweise

  • eine Kommune oder eine Genossenschaft Zuschüsse erhalten, wenn diese ein Nahwärmenetz im Neubaugebiet errichte,
  • oder ein Stadtwerk, das bisher über Kohle-KWK betriebene Fernwärmenetz auf Erneuerbare Energien und Abwärme umstelle.

Der Umbau der Wärmeversorgung werde neben dem Förderprogramm flankiert von einer flächendeckenden kommunalen Wärmeplanung (KWP) als zentrales Koordinierungsinstrument für lokale, effiziente Wärmenutzung.

Habe sagte, dass der Bund mit der neuen Bundesförderung für effiziente Wärmenetze gezielte finanzielle Anreize für Wärmenetzbetreiber setzen, so dass diese in neue Wärmenetze investieren und bestehende Netze so umzubauen könnten, dass sie zunehmend mit Wärme aus erneuerbaren Energien und Abwärme gespeist würden. Dabei würden Heizwerke und Heizkraftwerke, die Gas und Kohle verbrennen, schrittweise mit erneuerbarer Wärmeerzeugung ersetzt.

Neue Bundesförderung für effiziente Wärmenetze – ein Überblick

Mit der neuen Bundesförderung für effiziente Wärmenetze fördere die Bundesregierung dem BMWK zufolge

  • sowohl den Neubau von Wärmenetzen mit mindestens 75-prozentiger Wärmeeinspeisung aus erneuerbaren Energien und Abwärme,
  • als auch die Erweiterung und Verdichtung und damit die Dekarbonisierung bestehender Wärmenetze. Versorger sollen demnach neue Gebiete erschließen und bestehende Netze verdichten können, indem sie zusätzliche Gebäude in einem bestehenden Fernwärmegebiet neu anschlössen.

Gefördert würden in einem ersten Schritt einer Projektphase Machbarkeitsstudien für neue Wärmenetze und Transformationspläne für die Umstellung bestehender Netze auf erneuerbare Energien und Abwärme.

Kernstück der BEW sei dann in einem weiteren Schritt die Förderung von Investitionen und teilweise sogar Betriebskosten, wenn die in den Machbarkeitsstudien und Transformationsplänen beschriebenen Maßnahmen umgesetzt würden.

Die Investitionskostenförderung erfolge demnach in Höhe von maximal 40 Prozent der Investitionen in Erzeugungsanlagen und Infrastruktur.

Fördergegenstände seien unter anderem

  • Anlagen zur Wärmebereitstellung aus erneuerbaren Energien wie Solarthermie, Umweltwärme, Tiefe Geothermie, Biomasse,
  • die Einbindung von unvermeidbarer Abwärme,
  • sowie Infrastrukturmaßnahmen zur Wärmeverteilung und Optimierung des Netzbetriebs.

Für die Wärmeerzeugung aus strombasierten Wärmepumpen und Solarthermie-Anlagen werde zusätzlich eine Betriebskostenförderung über einen Zeitraum von zehn Jahren gewährt.

Für schnell realisierbare Einzelmaßnahmen, darunter Solarthermie-Anlagen, Wärmepumpen, Biomassekessel, Wärmespeicher, Rohrleitungen und Wärmeübergabestationen könne zudem eine Investitionskostenförderung nach vereinfachten Anforderungen beantragt werden, erklärt das BMWK. Demnach sei keine Machbarkeitsstudie oder kein Transformationsplan erforderlich.

Den Förderstart für die neue Bundesförderung für effiziente Wärmenetze sehe das Bundesministerium für Mitte September vor.

Insgesamt stünden demnach Fördergelder in Höhe von rund drei Milliarden Euro bis 2026 zur Verfügung. Nach Inkrafttreten der Förderrichtlinie werde die Antragsstellung auf die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) möglich sein.

Aktuelle Zahlen und Fakten zu grüner Fernwärme in Deutschland

Nach ersten Schätzungen habe die Wärmenutzung aus Solarthermie-Anlagen (plus 9 Prozent) und Wärmepumpen (plus 8 Prozent) im ersten Halbjahr 2022 gegenüber 2021 zugelegt, berichtet das BMWK.

Die Nutzung von Holz (minus 6 Prozent) und Biogas (minus 6 Prozent) sei dagegen rückläufig gewesen.

Insgesamt habe die Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmebereich bei knapp 116 Terrawattstunden (TWh9 im ersten Halbjahr 2022 gelegen – das seien witterungsbedingt etwa 4 Prozent weniger als im Jahr 2021. Auch der Anteil fossiler Energieträger sei wegen des milden Winters zurückgegangen.

Wegen der steigenden Kosten für Öl und Gas gehe man 2022 von einem höheren Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Endenergieverbrauch für Wärme aus.

Auf seiner Internetseite berichtet das BMWK, dass Fernwärme hierzulande bislang überwiegend aus fossilen Quellen komme. Erzeugt werde die Wärme vor allem mit der Verbrennung von Kohle und Erdgas in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK). Diese würden demnach sowohl Strom als auch Wärme erzeugen. Das sei zwar deutlich effizienter als die ungekoppelte Energieerzeugung für die beiden Sektoren – wegen der Nutzung fossiler Brennstoffe aber dennoch klimaschädlich. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Fernwärme habe nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 2021 bei gerade einmal 17,5 Prozent gelegen.

Hier bestehe laut dem BMWK großer Änderungsbedarf. Diese seien jedoch mit erheblichen Investitionen verbunden und hätten auch einen langen Vorlauf. Der notwendige Umbau müsse deshalb sofort angeschoben und in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Ein besonderer Handlungsdruck entstünde mit dem vom Bund beschlossenen Kohleausstieg: Kohlekraftwerke würden in den kommenden Jahren vom Netz gehen, die wegfallende Energieerzeugung müsse ersetzt werden – und das möglichst direkt mit klimaneutralen Alternativen.

Kurzfristig rechne sich die Umstellung auf erneuerbare Energien und die Nutzung industrieller Abwärme für Stadtwerke und andere Wärmeversorger betriebswirtschaftlich noch nicht, schreibt das BMWK weiter, weil die fossile Erzeugung bislang deutlich günstiger sei. Die langfristigen gesellschaftlichen Kosten für die Folgen des CO2-Ausstoßes würden sich demnach noch nicht spürbar in den Preisen für die Nutzung von Kohle, Gas und Öl niederschlagen.

Um den Umstieg auf erneuerbare Energien und auch die Nutzung industrieller Abwärme in Wärmenetzen jetzt anzuschieben, soll das neue Förderprogramm Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) der Bundesregierung diese Wirtschaftlichkeitslücke schließen und so in den kommenden Jahren für fairere Wettbewerbsbedingungen zwischen fossiler und erneuerbarer Wärme sorgen.

Grafik: Doreen Brumme