EIB-Klimaumfrage

EIB-Klimaumfrage: Für Deutsche sind Klima- und Umweltprobleme zweitgrößte Herausforderung

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Die Europäische Investitionsbank (EIB) befragte seit dem Jahr 2018 zum inzwischen sechsten Mal mehr als 30.000 Menschen in den wichtigsten Volkswirtschaften zum Klimawandel. Die jährliche EIB-Klimaumfrage fand im August und September 2023 in der Europäischen Union (EU), in den USA, in China, in Indien, in Japan, im Großbritannien, in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), in Kanada und in Südkorea statt.  Die EIB ist die Bank der Europäischen Union und der weltweit größte multilaterale Geldgeber für Klimaprojekte.

Die 4 wichtigsten Ergebnisse der EIB-Klimaumfrage zum Klimawandel – Deutschland

  1. Deutsche sehen steigende Lebenshaltungskosten sowie Klima- und Umweltprobleme als größte Herausforderungen für ihr Land
  2. Zwei Drittel der Befragten glauben, dass der Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft nur dann erfolgen darf, wenn dabei Ungleichheiten bekämpft werden
  3. Die Mehrheit ist der Ansicht, dass ihr Staat am Klimawandel unbeteiligte, aber davon betroffene Länder finanziell entschädigen sollte
  4. Zwei Drittel befürworten die Abschaffung von Subventionen und Steuererleichterungen für den Luftverkehr und für Unternehmen, die fossile Brennstoffe stark nutzen

Ein weiteres Jahr, in dem neben der Inflation auch Rekordhitzewellen und Dürren die Länder heimsuchten, hat den Deutschen die schlimmen Auswirkungen des Klimawandels eindrücklicher vor Augen geführt, schreibt die EIB in ihrer zugehörigen Presseerklärung. Laut den Ergebnissen der EIB-Klimaumfrage ist ihnen klar, dass schnell gehandelt werden muss – in Deutschland und auf der ganzen Welt.

Folgen des Klimawandels und Umweltschädigung = zweitgrößtes Problem für Deutschland

Die Befragten sehen laut der EIB-Klimaumfrage demnach

  • die Inflation (steigende Lebenshaltungskosten) als größtes Problem (62 Prozent nennen dies als eines der drei größten Probleme in ihrem Land, 6 Prozentpunkte unter dem EU-Durchschnitt).
  • Nicht weit dahinter kommen jedoch mit 55 Prozent (5 Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt) die Folgen des Klimawandels und Umweltschädigung.

Deutsche fordern gerechten Übergang zu Klimanutralität – zu Hause und in betroffenen Ländern

Wirtschaftliche Ungleichheiten wurden von den in der EIB-Klimaumfrage Befragten am vierthäufigsten als Problem angegeben, nach Inflation, Klima- und Umweltproblemen und Immigration. Die meisten Deutschen fordern deshalb faire Maßnahmen gegen den Klimanotstand. 64 Prozent (EU-Durchschnitt: 68 Prozent) gaben an, dass der Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft nur dann erfolgen darf, wenn dabei Ungleichheiten bekämpft werden. Das denken vor allem Menschen in ländlichen Gebieten (70 Prozent gegenüber 59 Prozent in Ballungsräumen) und Angehörige der Mittelschicht (68 Prozent gegenüber 60 Prozent der Oberschicht).

Jedoch sind 62 Prozent nicht zuversichtlich, dass ihr Land eine gerechte Klimawende stemmen kann.

Bei der Frage, ob Entwicklungsländer für die Bewältigung der Klimafolgen entschädigt werden sollten – voraussichtlich ein zentrales Thema auf der UN-Klimakonferenz 2023 in Dubai (COP28) –, sind die meisten deutschen Befragten dafür, den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Ländern zu helfen, um einen globalen gerechten Übergang zu einer klimaneutralen und resilienten Zukunft zu gewährleisten.

58 Prozent der deutschen Befragten (knapp unter dem EU-Durchschnitt von 60 Prozent, 4 Prozentpunkte über den Niederlanden und 10 Prozentpunkte unter Frankreich) stimmen zu, dass ihr Land diese Länder für die Bekämpfung des Klimawandels finanziell entschädigen sollte.

EIB Klimaumfrage 2023

Steuern für einen gerechten Übergang in Klimaneutralität

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass 55 Prozent der Menschen in Deutschland (knapp unter dem EU-Durchschnitt von 59 Prozent) bereit wären, mehr Einkommensteuern zu zahlen, um einkommensschwachen Haushalten bei den Kosten einer grünen Wende unter die Arme zu greifen. 42 Prozent würden zusätzliche 1 bis 2 Prozent ihres Einkommens geben, 13 Prozent wären mit 5 bis 10 Prozent einverstanden.

Die meisten deutschen Befragten würden auch andere klimabezogene Steuern in Kauf nehmen. So befürworten 67 Prozent eine Reform der Besteuerung fossiler Brennstoffe in Form der Abschaffung von Subventionen und Steuererleichterungen für den Luftverkehr und für andere Branchen, die fossile Brennstoffe stark nutzen.

Ambroise Fayolle, EIB-Vizepräsident mit Aufsicht über Finanzierungen der Bank für Klimaschutz und Entwicklung, sagte gegenüber der Presse: „Die jüngste EIB-Klimaumfrage zeigt, dass den deutschen Bürger:innen der Klimawandel sehr bewusst ist und sie ihn mit ganzer Kraft bekämpfen wollen. Sie haben erkannt, dass weltweite Klimaneutralität nur gelingt, wenn soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten abgebaut werden – zu Hause und auf der ganzen Welt. Die Europäische Investitionsbank unterstützt einen gerechten Übergang, bei dem niemand zurückbleibt. Solidarität und konkrete Maßnahmen sind jetzt wichtiger als je zuvor.“

Hintergrund: Über die EIB

Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Einrichtung der Europäischen Union für langfristige Finanzierungen. Ihre Anteilseigner:innen sind die Mitgliedstaaten der EU. Die EIB ist in über 160 Ländern tätig und vergibt langfristige Mittel für solide Projekte, die den Zielen der EU entsprechen.

  • 2019 aktualisierte die EIB ihre Leitlinien für Energiefinanzierungen. Damit finanziert sie keine Projekte mehr, die fossile Brennstoffe einschließlich Erdgas einsetzen, ohne den CO2-Ausstoß zu mindern. Die EIB war damit Vorreiter unter den multilateralen Entwicklungsbanken
  • 2021 war die EIB außerdem die erste multilaterale Entwicklungsbank, die ihr gesamtes Geschäft auf die Ziele des Pariser Abkommens ausrichtete.
  • Mit ihrem Klimabank-Fahrplan will die EIB-Gruppe in den entscheidenden zehn Jahren bis 2030 Investitionen von 1 Billion Euro in Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit mobilisieren.
  • Die EIB hat sich zudem das Ziel gesetzt, bis 2025 den Anteil für Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit auf über 50 Prozent ihres jährlichen Finanzierungsvolumens zu steigern – mit 58 Prozent übertraf sie dieses Ziel schon vergangenes Jahr.

Foto (Titel): Henrike – stock.adobe.com, Grafik: EIB