Daniel Jansen Porträt Handwerker des Monats Mai 2023

Daniel Jansen, Handwerker des Monats: Verbraucher wollen Wärmewende, sind aber verunsichert, wie die richtig geht

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Wir freuen uns, euch mit unserem Partner-Handwerker Daniel Jansen unseren Handwerker des Monats Mai 2023 vorstellen zu dürfen. Wir freuen uns auch deshalb sehr, weil es gar nicht so einfach war, mitten in der Energiekrise, der von allen Seiten endlich in Angriff genommenen Wärmewende und dem aus beidem und mehr Gründen resultierenden Handwerkermangel hierzulande einen Termin bei dem Installateur- und Heizungsbaumeister aus Altenkirchen zu bekommen. Doch es ist gelungen. Dafür schon mal ein großes Danke an Daniel Jansen. Im Interview geht’s selbstverständlich um Solarthermie, aber auch um die eben angesprochenen Fakten. Lest selbst, was unseren Handwerker des Monats aktuell bewegt!

Inhaltsverzeichnis

Deutschland nimmt endlich die Wärmewende in Angriff. Wie erleben Sie die Umsetzung? Ist der deutsche Heizungsbetreiber (Ihr Kunde) bereit für den Heizsystemwechsel – weg von fossil hin zu erneuerbarem Heizen?

Daniel Jansen: Größtenteils ja. Es herrscht allerdings noch sehr viel Unwissenheit bei den Endverbrauchern. Sie möchten dies technologieoffen und auf sie abgestimmt tun. Von den ständigen politischen Veränderungen und wechselnden und unsicheren zukünftigen Förderbedingungen sind die Verbraucher verunsichert – und machen aktuell erst mal gar nichts. Sie warten ab.

Haben Ihre Kunden klare Vorstellungen davon, wie und womit sie künftig heizen wollen? Oder müssen Sie als Heizungsfachmann erst einmal alle Möglichkeiten vorstellen und erklären?

Nein. Maximale Unabhängigkeit ist der Wunsch aller. Wie das jedoch umgesetzt werden kann, das weiß niemand. Es herrscht eine große Verunsicherung.

Unsere Erstberatungsabende jeden Mittwoch sorgen jedoch für Klarheit. In einem kurzweiligen Vortrag erläutern wir alle Brennstoffe und Möglichkeiten zu heizen. Im Vorfeld haben uns die Interessenten schon einen Erfassungsbogen zu ihrem Gebäude und Nutzerverhalten sowie zu ihren Energieverbräuchen und Wünschen samt detaillierten Fotos des Gebäudes und der verbauten Technik zugeschickt. Wir wissen also schon vorab, wie die Gegebenheiten beim Kunden sind. Im Anschluss erstellen wir individuell die sogenannte Energie-Expertise für den Interessenten, in der die Anschaffungskosten inklusive der zu erwartenden Brennstoffkosten für die nächsten 20 Jahre ersichtlich sind.

Nach welchen Kriterien fällt dann die Entscheidung?

Die Entscheidung fällt danach, welches System die nächsten Jahrzehnte am wenigsten Gesamtkosten, Anschaffungspreis plus Energiekosten, verursachen wird. Und da sind Holzpellets plus Solarwärme unschlagbar. Zudem sind einheimische Pellets auch noch der regionalste und enkeltauglichste Brennstoff überhaupt – kein unwesentlicher Aspekt.

Die Bundesregierung lässt die Wärmewende ja “technologieoffen”: Welche ökokorrekten Heizungen favorisieren Ihre Kunden?

Neun von zehn Kunden entscheiden sich für eine Heizungsanlage auf Basis von Holzpellets plus Solarwärme. Einer von zehn bekommt eine Hybridheizung, bestehend aus einer modernen Gasbrennwertheizung plus großer Solarthermie-Anlage.

Es geht halt nicht immer baulich, vor Ort eine Pelletheizung inklusive Brennstofflager einzubauen. Gerade dann nicht, wenn bereits vorher schon Erdgas im Haus war und meist kein Keller vorhanden ist. Aber mit Hilfe der richtigen Technik schaffen wir hier auch Reduktionen von mehr als 50 Prozent des Ursprungsverbrauchs.

Ganz selten ist mal eine Strom-Wärmepumpe auf der Wunschliste, denn die bestehenden Gebäude hier im Westerwald sind in der Regel nicht wärmepumpentauglich. Damit meine ich, dass die Gebäude, die jetzt zur Heizungssanierung anstehen, in der Regel in den 70er und 80er Jahren erbaut wurden und bis heute noch auf dem energetischen Stand von damals sind. Ich spreche hier vom klassischen energetisch unsanierten Altbau mit hohem Energiebedarf und hohen erforderlichen Vorlauftemperaturen.  Aber wenn es mit der Wärmepumpe rechnerisch passt, warum nicht!

Wissen die Verbraucher (Ihre Kunden) inzwischen gut Bescheid über Solarthermie – oder ist da noch Aufholbedarf?

Nein. Hier besteht immer noch enormer Beratungs- und Aufklärungsbedarf. In den Köpfen der Leute ist Solarthermie immer noch eine Technik, die nur im Hochsommer gut funktioniert, im Kernwinter nichts bringt und einen enormen Wartungsaufwand wegen des üblicherweise verwendeten Frostschutzmittels verursacht.

Wie schlägt sich die Solarthermie gegenüber der Photovotaik auf dem Solardach: Wer hat die Nase vorn – und woran liegt das?

Solarthermie first, aber richtig! Mit hocheffizienten Brennglaskollektoren erreichen wir mehr als den 4-fachen Solarertrag pro Quadratmeter im Jahr im Vergleich zur Photovoltaik. Der Flächenverbrauch für Solarthermie ist demnach deutlich geringer. Die Devise lautet also: Zuerst kommt die Solarwärmeanlage aufs Dach und dann die Photovoltaikanlage. Denn: Bei gleicher Investition kann ich mit effizienter Solarthermie auf deutlich kleinerer Fläche deutlich mehr Sonnenenergie einfangen.

Deutschlands Ökoheizung der Wahl ist die Wärmepumpe: Daniel Jansen, spüren Sie das schon in der Praxis?

Ja, ganz klar. Die Wärmepumpe ist, sofern sie gut geplant ist und das Gebäude sowie die Heizflächen dafür geeignet sind, eine gute Alternative zu fossilen Brennstoffen. Ohne fundiertes Fachwissen ist solch ein hochkomplexes und sensibles System wie die elektrische Wärmepumpe allerdings nicht beherrschbar. Wir rechnen in unserer Energie-Expertise deshalb ihren Einsatz ganz genau durch und schätzen nicht nur, ob die Wärmepumpe zum Bedarf und zum Gebäude des Interessenten passt.

Doppelkompetenz Daniel Jansen Porträt Handwerker des Monats Mai 2023

Im Übrigen sind wir der erste und bisweilen einzige Handwerker in Deutschland mit Doppelkompetenz im Bereich erneuerbare Energien: Wir sind zertifizierter „Biowärme-Installateur“. Hinter dem Titel steckt eine anspruchsvolle Ausbildung beim österreichischen Biomasseverband. Und zugleich ist die Haustechnik Jansen GmbH ein “Fachbetrieb Wärmepumpe“. Wir haben also bestätigte Doppelkompetenz im kompletten Bereich der erneuerbaren Energien und finden so immer die beste Lösung für unsere Kunden.

Wie verträgt sich die Wärmepumpentechnik mit Solarthermie – ist das ein Team, Daniel Jansen, das Sie inzwischen verbauen?

Bestens! Mit einer Photovoltaik-Anlage können wir im Bestandsgebäude etwa zehn Prozent des benötigten Stroms direkt für die Wärmepumpe erzeugen. Das ist schon mal nicht schlecht. Mit einer effizienten Solarwärmeanlage können wir jedoch den Strombedarf für die Wärmepumpe halbieren. Ich erklär das am besten an einem konkreten Beispiel:

Im Sommer erzeugt die PV-Anlage eine Kilowattstunde (kWh) Strom, der der Wärmepumpe zugeführt wird. Diese macht aus dem 1 Teil Strom 5 Teile Wärme. Die Rede ist hier von einer sogenannten Arbeitszahl von 1 zu 5.

Und jetzt kommt’s: Eine Solarwärmeanlage macht aus 1 Teil zugeführten Strom für die Solarpumpe 150 Teile Wärme, also kommt hier eine Arbeitszahl von 1 zu 150 raus. Eine Wärmepumpe, die komplett aus bleibt, ist doch deutlich besser als eine Wärmepumpe, die mit hoher Arbeitszahl läuft. Logisch oder?

Daniel Jansen, Sie waren 2016 schon einmal unser Handwerker des Monats. Gibt es Neuigkeiten bei Ihnen im Betrieb, die Sie gerne mit uns teilen wollen?

Aber natürlich!

  • Zum 1. Januar 2018 habe ich die Firma von meinem Vater übernommen und in eine GmbH überführt, die ich, nun gemeinsam mit meiner Frau Nicole, führe.
  • Seit 2019 ist unser Firmensitz in der Kreisstadt Altenkirchen. Hier finden auch jeden Mittwoch unsere Erstberatungsabende statt und wir haben hier auch sämtliche Heiztechnik “zum Anfassen“ vor Ort.
  • Zum 1. Dezember 2022 haben wir zudem die 4-Tage-Woche im Betrieb eingeführt, was rückblickend eine sehr gute Entscheidung war.
  • Zum 1. Juli gibt es uns 40 Jahre. 40 Jahre, die ohne meinen mittlerweile leider verstorbenen Vater als Pionier, ohne tolle Kunden, ohne motivierte Mitarbeiter und insbesondere ohne meine Frau nicht möglich wären. Danke!

Ist Ihr Handwerk gerade sehr gefragt – wie weit voraus müssen Ihre Kunden planen, wenn sie die Wärmewende im eigenen Keller realisieren wollen?

Das kommt auf den Umfang der Arbeit an. Für einen Komplettumstieg auf 100 Prozent Erneuerbar, zum Beispiel Holzwärme plus Solar, haben wir eine Vorlaufzeit von etwa fünf Monaten. Für Teilsanierungen, also Ergänzung der bestehenden Heizung mit Solarthermie, beträgt der Vorlauf derzeit etwa drei Monate. Wessen Haus für eine Strom-Wärmepumpe geeignet ist, der muss aktuell etwa 15 Monate ab Auftragserteilung auf uns Fachhandwerker warten.

Welchen Tipp haben Sie abschließend für alle noch fossilen Heizer: Wie geht man konkret am besten an die Umsetzung der Wärmewende heran?

mit fossiler Heizung: alt, aber läuft noch einigermaßen

Mein Tipp: Zeitnaher Komplettumstieg auf erneuerbare Energie. Keinesfalls nochmals in eine neue zu 100 Prozent fossil basierende Heizung investieren!

mit fossiler Heizung: jung, läuft noch sehr gut

Mein Tipp: Optimierung. Frischwasserspeicher Aqua Expresso von Paradigma mit viel Solarthermie einbauen. Viel hilft hier auch viel, was übrigens bei PV nicht der Fall ist. Mit dem multivalenten Speicher ist man technologieoffen – und so kann man seine persönliche Energiewende in Etappen gestalten.

Haben Sie ein spannendes Projekt, das Sie uns ausführlich vorstellen wollen?

Das habe ich in der Tat: Wir haben im vergangenen Winter eine 30-m2-große Solarthermie-Anlage auf das Dach vom Sport- und Seminarhotel Glockenspitze hier bei uns in Altenkirchen montiert, die vor allem einen Großteil der Wärme zur Warmwasserbereitung beisteuert. Über das Projekt berichte ich gerne mehr!

Vielen Dank, Daniel Jansen! Wir sind gespannt!

Fotos: Daniel Jansen / Marina Walter Fotografie