KfW-Studie zu Wärmepumpenabsatz in Abhängigkeit vom Strom-/Gaspreisverhältnis

KfW-Studie zur Wärmepumpenverbreitung: Halber Strompreis bringt doppelt so viele Wärmepumpen

Veröffentlicht von

In einer aktuellen Studie untersuchte die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), wie sich das Verhältnis von Strompreis zu Gaspreis auf den Absatz von Wärmepumpen auswirkt. Das Ergebnis der KfW-Studie zur Wärmepumpenverbreitung: Würde der Strompreis halbiert, könnte das den Wärmepumpenmarkt in Deutschland verdoppeln. Wir stellen euch die Studienergebnisse hier ausführlich vor, denn sie geben nicht nur einen spannenden Überblick zum Wärmepumpenmarkt in Deutschland und Europa, sondern zeigen an Beispielen unserer europäischen Nachbarländer auf, was getan werden muss, um den Absatz von Wärmepumpen zu erhöhen. Denn fest steht: Die Wärmepumpe ist eine Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors – und damit für die Wärmewende.

Paradigma Wärmepumpe WP Aero Mono VAWP_Aero_Mono_VA Wärmepumpenförderung 2024
Unsere Paradigma Luft-Wasser-Wärmepumpe WP Aero Calima überzeugt mit ihrer enormen Energieeffizienz und einem besonders klimaschonenden Kältemittel. Foto: Paradigma

Wärmepumpen: Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung

In Europa steigt der Absatz von Wärmepumpen seit Jahren, allerdings variiert er von Region zu Region: In Skandinavien lag der Marktanteil im Jahr 2023 bei über 90 Prozent. In Deutschland erreichte er im selben Jahr 27 Prozent der verkauften Wärmeerzeuger. Im Jahr 2024 ging der Wärmepumpenabsatz zwar zurück, der Marktanteil blieb jedoch stabil.

3 ökonomische und ökologische Vorteile der Wärmepumpe auf einen Blick

Es gibt viele gute Gründe dafür, zum Gelingen der Wärmewende auf Wärmepumpen zu setzen. Hier sind die 3 wichtigsten ökonomischen und ökologischen Vorteile von Wärmepumpen:

  1. Wärmepumpen sind eine klimafreundliche Alternative zu fossilen Heizungen: Im Gegensatz zu fossilen Gas- oder Ölheizungen arbeiten Wärmepumpen ohne Verbrennung. Sie nutzen als Wärmequelle Umweltwärme aus Luft, Wasser oder Erdreich. Damit stoßen Wärmepumpen deutlich weniger Treibhausgase aus als fossile Heizungen. Treibhausgase, allen voran: Kohlendioxid (CO2), sind verantwortlich für die Erderhitzung und damit für den Klimawandel. Die KfW-Studie beruft sich auf eine britische Studie, die drei Ergebnisse brachte: Erstens senken Wärmepumpen die Gesamtenergienachfrage um 40 Prozent. Zweitens verringern sie CO2-Emissionen um ein Drittel. Drittens ermöglichen flexible Stromtarife selbst an kalten Tagen und bei allen Gebäudetypen Lastverschiebungen.
  2. Wärmepumpen machen unabhängig von fossilen Brennstoffen: Da Wärmepumpen ausschließlich Strom verbrauchen, sind sie weniger von schwankenden Verfügbarkeiten fossiler Brennstoffe und steigenden Gas- und Ölpreisen abhängig.
  3. Wärmepumpen sind eine effiziente Heiztechnik mit hohem Wirkungsgrad: Wärmepumpen liefern Wärme effizient – im Neubau und oft auch im Bestand. Sie erzeugen die Wärme nicht selbst, sondern entziehen sie lediglich der Umwelt. Sie verbrauchen für den Wärmetransport und die Kompression des Kältemittels Strom. Mit 1 Kilowattstunde (kWh) Strom liefern sie bis zu 4 kWh Wärme. Dabei funktionieren Wärmepumpen ähnlich wie ein umgekehrter Kühlschrank: Ein verflüssigtes Kältemittel wird der Umgebungswärme ausgesetzt. Es nimmt dabei Wärme auf und verdampft. Anschließend wird das verdampfte Kältemittel komprimiert (verdichtet), wobei es sich weiter erwärmt. Diese Wärme wird über einen Wärmetauscher an das Heizsystem abgegeben. Das gasförmige Kältemittel kühlt sich ab und kondensiert dabei. Anschließend beginnt der Kreislauf mit dem wieder verflüssigten Kältemittel von vorn. Wichtig: Je kälter die Umgebungswärme ist, desto mehr Strom verbrauchen Wärmepumpen, um diese nutzbar zu machen.  Dennoch laufen moderne Luftwärmepumpen auch bei Minusgraden effizient, da die verwendeten Kältemittel schon bei niedrigen Temperaturen verdampfen.

Wärmepumpen haben demnach das Zeug zur Zukunftsheizung: Ihre hohe Effizienz und Umweltfreundlichkeit machen Wärmepumpen zu einer zentralen Technologie für den klimaneutralen Gebäudesektor.

Strompreis entscheidet maßgeblich über Kauf oder Nichtkauf einer Wärmepumpe

Weil Wärmepumpen Strom verbrauchen, ist der Strompreis neben dem Anschaffungspreis mitentscheidend dafür, ob eine Wärmepumpe gekauft wird oder nicht. Die eingangs erwähnte KfW-Studie fokussiert sich deshalb auf den Zusammenhang zwischen dem Strom-Gas-Preisverhältnis und der Verbreitung von Wärmepumpen. Der Fokus liegt auf dem Gaspreis, weil Gasheizungen hierzulande aktuell noch die Alternative zu Wärmepumen sind

Das sind wichtige Ergebnisse der KfW-Studie zu Wärmepumpen:

  • Länder mit niedrigen Strompreisen im Vergleich zu Gaspreisen setzen verstärkt auf Wärmepumpen. Eine Analyse für Deutschland zeigt diese Tendenz auch auf regionaler Ebene.
  • Maßnahmen zur Förderung der Wärmepumpe sind einerseits ein steigender CO2-Preis infolge des erweiterten EU-Emissionshandels. Und andererseits attraktive Wärmepumpenstromtarife mit zeitvariablen Preisen, die Lastverschiebungen nutzen.

KfW-Studie Wärmepumpenabsatz Europa

KfW-Studie zu Wärmepumpenverbreitung in Europa – ein Überblick

Laut der KfW-Studie hat sich der Absatz von Wärmepumpen in den vergangenen zehn Jahren in Europa vervierfacht. Im Jahr 2023 gab es  demnach zwar einen leichten Rückgang, aber die Verkaufszahlen lagen immer noch über dem Niveau des Jahres 2021. Wobei sich deutliche nationale Unterschiede ausmachen lassen, wenn man genau schaut, wie weit Wärmepumpen in den europäischen Ländern verbreitet sind:

KfW-Studie Wärmepumpenabsatz Bestand

Verbreitung von Wärmepumpen in Europa

Dei folgende Liste zeigt die verkauften Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte:

  • Deutschland: 11
  • Schweiz: 17
  • Frankreich: 23
  • Schweden: 36
  • Norwegen: 57 (Spitzenreiter)

Deutschland lag damit auf auf Platz 17 von 21 untersuchten Ländern. Ähnlich steht es um den Wärmepumpenbestand:

Bestand an Wärmepumpen in Wohngebäuden

Während in Norwegen und Finnland bereits die Hälfte (50 Prozent) der Gebäude mit Wärmepumpen beheizt wird, ist es in Deutschland nur ein Zwanzigstel (5 Prozent).

Regionale Unterschiede bei der Verbreitung von Wärmepumpen innerhalb Deutschlands

Hierzulande dominieren Wärmepumpen den NeubauSeit über fünf Jahren ist die Wärmepumpe der meistgenutzte  Wärmeerzeuger im Neubau. Im Jahr 2023 wurden laut der KfW-Studie zur Wärmepumpenverbreitung

  • 72 Prozent der Einfamilienhäuser,
  • 52 Prozent der Mehrfamilienhäuser
  • und 19 Prozent der Nichtwohngebäude

mit Wärmepumpen bestückt. Gasheizungen dagegen verlieren der KfW-Studie zur Wärmepumpenverbreitung zufolge an Bedeutung: Ihr Anteil bei Einfamilienhäusern sank auf 6 Prozent.

In Deutschland ist für Wärmepumpen ein steigender Marktanteil bei allen verkauften Heizsystemen zu verzeichenen: Im Jahr 2019 waren 11 Prozent aller verkauften Wärmeerzeuger Wärmepumpen. Im Jahr 2023 stieg ihr Anteil auf 27 Prozent. Und trotz einer rückläufigen Bauaktivität blieb ihr Marktanteil auch im Jahr 2024 auf Rekordniveau (27 Prozent bei 193.000 verkauften Wärmepumpen). Eine besonders hohe Nachfrage nach Wärmepumpen war zum Jahresende 2024 zu verzeichnen: Allein im Dezember gab es 46.000 Förderanträge.

Die folgenden regionalen Unterschiede beim Wärmepumpenabsatz macht die KfW-Studie für Deutschland aus: In Südwestdeutschland sind sie demnach  überdurchschnittlich verbreitet, während es im Norden weniger Wärmepumpen gibt.

Warum hat Skandinavien bei Wärmepumpen die Nase vorn?

Diese Frage beantwortet die KfW-Studie zur Wärmepumpenverbreitung so: Trotz der nordischen Klima- und Wetterverhältnisse nutzen die skandinavischen Länder mehr Wärmepumpen als Deutschland. Dabei handelt es sich häufig um Erdwärmepumpen, die auch bei niedrigen Temperaturen effizient arbeiten.

Auffallend ist demnach auch, dass die Länder mit vielen Wärmepumpen eine Stromerzeugung haben, die schon zu einem hohen Anteil auf erneuerbaren Energien und nur noch zu einem geringen Anteil auf fossilen Brennstoffen beruht:

Gas-/Kohleanteil in der Stromerzeugung skandinavischer Länder

  • Norwegen: 2 Prozent
  • Finnland: 8 Prozent
  • Schweden: 1 Prozent

Daraus ergeben sich der KfW-Studie zur Wärmepumpenverbreitung zufolge niedrige Strompreise, die dafür sorgen, dass sich der Einsatz der Wärmepumpen besonders gut rechnet.

Ist Strom ist günstiger als Gas gibt’s  mehr Wärmepumpen

Laut der KfW-Studie zur Wärmepumpenverbreitung besteht ein direkter Zusammenhang zwischen deren Absatz und den Stromkosten. In Ländern mit einem niedrigen Strompreis im Vergleich zu Gas laufen deutlich mehr Wärmepumpen. Die Studie berücksichtigte auch, dass die Kaufentscheidung für eine Wärmepumpe einen Vorlauf von mehreren Monaten bis über ein Jahr (besonders bei Neubauten) hat. Eine Analyse von Daten aus dem Jahr 2022 (Strom-Gas-Preisverhältnis) und 2023 (Wärmepumpenverkäufe) zeigt den Zusammenhang klar auf:

KfW-Studie Wärmepumpenabsatz hängt mit Strom-Gas-Preisverhältnis zusammen

Die KfW-Studie schreibt nach ihren Analysen von einem statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Strom-Gaspreis-Verhältnis und Wärmepumpenabsatz: Demnach würde ein um 1 niedrigeres Verhältnis von Strom- und Gaspreis mit einer Erhöhung des Wärmepumpenabsatzes um etwa 5 Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte einhergehen. Auf Deutschland bezogen heißt das: Im Jahr 2023 lag der hiesige Wärmepumpenabsatz bei etwa 11 Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte. Im Vorjahr 2022 war das Strom-Gas-Preisverhältnis etwa 4. Mit einer Halbierung des Strompreises (oder eine Verdopplung des Gaspreises) ist nahezu eine Verdopplung des Absatzes an Wärmepumpen zu erwarten.

Den Einfluss des Strom-Gas-Preisverhältnisses auf die Wärmepumpenverbreitung beschreibt die Studie wie folgt: Je niedriger das Strom-Gas-Preisverhältnis ist, desto höher ist der Wärmepumpenanteil im Neubau. Der Zusammenhang ist demnach hierzulande schwächer als auf europäischer Ebene, da in Deutschland nur Neubauten betrachtet wurden.

Dazu müsst ihr wissen, dass das Verhältnis von Strompreis zu Gaspreis in Deutschland im ersten Halbjahr 2024 bei durchschnittlich 41,02 Eurocent/kWh zu 11,87 Eurocent/kWh lag. Strom kostete damit hierzulande fast dreieinhalb mal so viel wie Gas. In den meisten europäischen Ländern lag das Verhältnis dagegen nur bei zweieinhalb. Der Staat hat die Möglichkeit der Steuerung: Er könnte die Strompreise per Steuersenkung sofort senken. Denn die ergeben sich nur zu 40 Prozent aus den Erzeugungskosten. 60 Prozent sind Nebenkosten wie Steuern und Abgaben sowie Netzentgelte. Und laut dem Energie-Trendmonitor 2025 hindert der hohe Strompreis hierzulande einen Großteil der Vebraucher:innen daran, auf eine erneuerbare Wärmepumpenheizung umzusteigen.

Warum keine Wärmepumpe gekauft wird: Gründe

Spannend ist der Blick auf die Gründe, die Verbraucher:innen anführen, wenn sie sich gegen eine Wärmepumpe entscheiden:

KfW-Studie Wärmepumpenabsatz Hemmnisse Investition

Was den Wärmepumpenabsatz fördert

Die KfW-Studie zur Wärmepumpenverbreitung verweist zudem auf eine Untersuchung in den Gemeinden der Schweiz im Jahr 2021. Dort gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Anteil der Einfamilienhäuser sowie der Eigentumsquote und dem Wärmepumpenabsatz.

Auch die Zahl offener Stellen am Bau (als Indikator für die Fachkräfteverfügbarkeit) könnte demnach den Absatz von Wärmepumpen beeinflussen.

Weiterhin zeigt sich der KfW-Studie zufolge, dass betuchtere Haushalte häufiger eine Wärmepumpe nutzen als Haushalte mit geringeren Haushaltsnettoeinkommen – auch wenn dieser Zusammenhang demnach bei Wärmepumpen etwas schwächer ausfällt als bei anderen Technologien, beispielsweise Photovoltaikanlagen.

Für Deutschland gilt: Gesetzliche Vorgaben und örtliche Gegebenheiten wie ein Anschlusszwang an Fernwärme beeinflussen die Entscheidung für oder wider eine Wärmepumpe stärker als Preisunterschiede zwischen Strom und Gas. Die Studie bestätigt, dass wirtschaftliche Faktoren zwar eine Rolle spielen, jedoch im Neubau oft von gesetzlichen Rahmenbedingungen überlagert werden.

Auch die staatliche Förderung für Wärmepumpen wird untersucht: Die Studie informiert mit Fallstudien aus einzelnen Ländern darüber, mit welchen Maßnahmen Wärmepumen dort gefördert werden:

Fallstudie: Frankreich

Wärmepumpen-Förderprogramm MaPrimeRénov‘:  Frankreich gewährt im Rahmen des Förderprogramms Zuschüsse für Luft-, Wasser- und Erdwärmepumpen, gestaffelt nach Einkommen, Haushaltsgröße und Region. Frankreich praktiziert eine einkommensabhängige Förderung: In und um die französische Hauptstadt Paris gibt es eine Förderung für 2-Personen-Haushalte mit einem Jahreseinkommen unter 58.827 Euro. In anderen Regionen gilt die Einkommensgrenze 44.907 Euro. Hinzu kommen Steuererleichterungen: So gilt ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von 5,5 Prozent statt 20 Prozent auf Wärmepumpen, was die Anschaffungskosten der Wärmepumpen senkt.

Fallstudie: Schweden

Die schwedische Energieagentur fördert Wärmepumpen in Forschungs- und Entwicklungsprojekten schon seit den 1970er-Jahren. Schweden ist laut der KfW-Studie heute einer der vier größten Wärmepumpenexporteure der Welt. Hervorzuheben sind in Schweden die systematische Schulung von Handwerksbetrieben und Informationskampagnen für die Akzeptanz der Wärmepumpe seitens der Verbraucher:innen. Seit den 1990er-Jahren erhebt Schweden außerdem eine substanzielle Steuer auf CO2, auch fürs Heizen in privaten Haushalten. Das führte dazu, dass Elektrizität inzwischen gnauso teuer wie fossile Brennstoffe ist. Spannend: In Schweden gibt es heute die allgemeine Möglichkeit, Handwerksleistungen steuerlich abzuschreiben. Sonstige finanzielle Anreize, eine Wärmepumpe zu kaufen, gibt es nicht. Der Kauf der Wärmepumpe ist selbstverständlich – das belegen über 40 Prozent Wärmepumpen im Bestand und aktuell ein Marktanteil von 94 Prozent bei verkauften Wärmeerzeugern.

Foto: jozsitoeroe – Adobe.Stock.com (Titel), Grafiken (4) KfW-Studie