Mr. Wash Mannheim: 50.000 saubere Autos dank Solarthermie

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Nachdem wir das Thema solare Autowäsche schon letzte Woche gestartet haben, geht es nun weiter mit einem genialen Interview, das gleich vier Lieblingsthermen der Deutschen anschneidet: Automobil, Familie, Sauberkeit, Sonne (lediglich sortiert nach Alphabet – ein Schelm, der anderes dabei denkt!). Die vier Themen stehen für ein deutsches Familienunternehmen mit zahlreichen Standorten deutschlandweit: Mr. Wash Autoservice AG. Unser Interviewpartner Dr. Raoul Enning ist der jüngste Sohn des Unternehmensgründers. Grund für das Interview ist die Solarthermie-Anlage, mit deren Hilfe die Mr.- Wash-Waschanlage in Mannheim neuerdings Autos wäscht. Los geht’s!
 
Mr. Wash Mannheim Solarthermie in Aktion
Doreen Brumme für Ecoquent Positions: Dr. Raoul Enning, bitte beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen!

Dr. Raoul Enning: Die Mr. Wash Autoservice AG ist ein deutsches familien- und inhabergeführtes Unternehmen – tätig als Dienstleister rund um das Auto, an 33 Standorten bundesweit. Seit 50 Jahren betreiben wir eine Reihe von Waschstraßen, Innenreinigungen, Tankstellen und Ölwechselstationen.

Und wo wird bei Ihnen Wärme gebraucht?

Jährlich werden in unseren Anlagen etwa sechs Millionen Autos gewaschen, gesaugt und getankt. Um dieses zu vollbringen, benötigen wir für jede Wäsche einige Ressourcen, unter anderem auch Wärme als wichtiger Faktor, um unsere Seifen und Lappen auf Höchstleistung zu bringen.

Wie kamen Sie auf die Solarthermie als Wärmequelle für die Wassererwärmung, um in der Mannheimer Anlage Autos zu waschen?

Es ist und war für uns schon immer von Interesse, unsere Leistungen stetig zu verbessern. Wir haben in unserer 50-jährigen Geschichte einiges investiert um Neues und Innovatives auszuprobieren, egal, ob das neue Dienstleistungen für unsere Kunden sind oder Schritte, um unsere vorhandene “Produktion” zu optimieren. Wir scheuen uns auch nicht vor großen Investitionen, wenn wir an ein Konzept glauben, auch wenn es erstmal etwas suboptimal durchgeführt wird. Es ist immerhin Neuland. (lacht) Als ich vor einigen Monaten zufällig Kontakt mit einem Geschäftsführer von Ritter Solar hatte, wusste ich, dass diese Technik einen Versuch wert war. Der Versuch hat sich gelohnt!

Dr. Enning – ich kenne von Mannheim nur die Söhne … Charakterisieren Sie bitte (für Nicht-Mannheim-Kenner wie mich) kurz die Mannheimer Waschanlage!

Unsere Anlage in Mannheim ist wirklich eine unserer schönsten Anlagen. Tatsächlich bauen wir unsere Anlagen tendenziell auf Grundstücken mit Spitzenlage und mindestens um die 15.000 Quadratmeter Fläche. Mannheim ist da nicht anders. Erbaut auf einem ehemaligen Molkereigelände an der Möhlstrasse, wurde die Anlage 2009 eröffnet und wäscht seitdem etwa 300.000 Autos jährlich. Diese stolze Waschzahl wäre nicht möglich ohne den Fleiß und die Gründlichkeit unserer 50 Mitarbeiter vor Ort. Ohne die gäbe es sicherlich keine zufriedenen Waschstraßen-Kunden in Mannheim.

Und warum haben Sie gerade die Mannheimer-Anlage auf Solarthermie umgestellt?

Die Anlage dient oftmals im Entwicklungssinne als Pilot- und Versuchsanlage. Wir haben in der Mannheimer-Anlage, anders als in anderen großen Anlagen von uns, ausreichend Platz und Ressourcen, um Ideen, Projekte und Versuchsreihen auszuprobieren. Da war es eigentlich nahe liegend, dort ein solches Solarthermie-Projekt auszuprobieren. Das vorhandene Dach hatte auch die freie Dachlast, um die Konstruktion zu tragen. Somit sprach eigentlich nichts gegen einen Versuch dort.

Mr. Wash Mannheim Solarthermie-Anlage Ritter Solar XL

Beschreiben Sie bitte kurz die Solarthermie-Anlage mit ihren technischen Details!

Die Solaranlage besteht aus zwei Reihen von Kollektoren-Panels mit einer aktiven Gesamtfläche von etwa 198 Quadratmeter. Sie wird witterungsabhängig etwa 120 bis 135 Megawattstunden (MWh) Wärme im Jahr produzieren.

Und das reicht für wie viele Autowäschen?

Das ist etwa genug Wärme, um den Bedarf von 40 bis 50 Tausend Autowäschen zu decken.

Die Solaranlage hat eine enorme Effizienz wenn die Betriebstemperatur des Kreislaufes nicht 50 Grad übersteigt. Anders gesagt: Es ist wesentlich einfacher, kaltes Wasser warm zu machen, als warmes Wasser heiß zu machen. Und hier deckt die Solaranlage unseren Bedarf genau, da wir unsere Chemie auf 40 bis 50 Grad Celsius heizen, um den vollen Effekt der Seifen zu entfalten.

Wie lange hat die Installation der Solarthermie-Anlage gedauert?

Der Aufbau der Solarthermie-Anlage selber und die Installation haben nicht lange gedauert. Wenn ich mich recht erinnere … zwischen sechs bis acht Wochen. Wesentlich mehr Zeit haben wir jedoch in die Planungsphase investiert – bei einer Anlage dieser Größe sind Planungsfehler sehr teuer. Da wir für diese Anlagen auch auf Unterstützung der KfW zählen können, bedarf es auch einige Arbeit und Geduld, um die Genehmigung der Förderung zu bekommen. Ich denke, insgesamt lagen wir zeitlich bei etwa fünf oder sechs Monaten.

Was hat sie gekostet?

Die Kosten der Anlage liegen gut im 6-stelligen Bereich. Das ist in erster Hinsicht recht teuer, jedoch hilft die KfW mit der Finanzierung – und eine Förderung gibt es auch. Das macht die Sache zu keiner Goldgrube, aber vernünftig erschwinglich.

Als inhabergeführtes Familienunternehmen denken wir weniger in Quartalen, sondern richten unsere Strategie auf längerfristige Investitionen. Man muss auch bedenken, dass die Anlage selber gar nicht so extrem teuer ist. Ein erheblicher Faktor sind die Kosten bei der Wahl der Unterkonstruktion und der Installation. Auch hier fordern wir eine Qualität, die mehr als nur ein paar Jahre hält. Dafür muss man dann bereit sein, heute etwas mehr auszugeben, um morgen den Nutzen daraus zu ziehen.

Hat sich mit der Inbetriebnahme der Solarthermie-Anlage irgendetwas im Dailybusiness der Waschanlage geändert?

In den Sommermonaten decken wir unseren Wärmebedarf bei der Wäsche beinahe komplett über die Solaranlage. Das ist für uns eine sehr erfreuliche Entwicklung. Die Anlage ist auch so konzipiert, dass kein wirklicher Eingriff erforderlich ist. Damit versprechen wir uns eine längere Lebensdauer, da die Möglichkeiten für Fehler minimiert werden.

Was sagen denn Ihre Kunden zur neuerdings mit Sonnenenergie betriebenen Autowäsche?

Wir haben uns erstmal zurückgehalten, mit der Solaranlage groß zu werben … Den Kunden ist es also gar nicht so sehr bewusst, dass wir mit Unterstützung der Sonne waschen. Vielleicht machen wir es im kommenden Frühling (lacht). Das ist aber auch nicht so sehr unser Interesse gewesen an diesem Projekt …

… sondern?

In erster Linie wollen wir uns nicht unbedingt als nachhaltige Firma rühmen, wir wollen eine Technik, die tatsächlich hocheffizient funktioniert, auch auf unseren Breitengraden und in unseren Wetterverhältnissen.

Was erhoffen Sie sich von der Solarthermie-Anlage?

Das Beste, was passieren könnte, ist, dass die Anlage Jahr für Jahr Wärme in unser System führt, ohne Leistungseinschränkungen oder große Instandhaltungen – und das auch für die nächsten 40 Jahre. Wir haben Vertrauen, dass die Anlagen genau das schaffen werden; die Solaranlagen von Ritter sind einfach so gut konzipiert, dass es kaum Möglichkeiten im System gibt, die zu einem Ausfall führen könnten.

Sollen weitere Mr.- Wash-Waschanlagen auf Solarthermie umgestellt werden?

Da, wo wir es können. Wir bauen gerade eine neue Waschstraße in Hannover, an der wir jetzt schon eine Anlage mit 600 Quadratmeter aktiver Fläche und voraussichtlich 400 MWh Leistung in der Planung haben. Wir warten noch auf ein “OK” der KfW, und dann werden wir auch dort loslegen.

Andere, bestehende Anlagen von Mr. Wash müssen geprüft werden, vor allem die zulässigen Baulasten auf den Dächern. Da hängt es oftmals; da muss jede Anlage als Einzelfall geprüft werden.

Die Inbetriebnahme ist fast ein halbes Jahr her. Was gibt es zu berichten? Läuft alles, wie erhofft?

Bisher läuft die Anlage absolut störungsfrei – genau wie wir erwartet haben. Bis dato (19.12.2014) haben wir 58 MWh produziert und in der Wäsche verbraucht. Wir sind also auf sehr gutem Wege, unser Ziel von 120 bis 130 MWh Jahresertrag zu erreichen.

Und das trotz des verregneten Dezembers?

Ähnlich wie unser Geschäft leidet auch die Solaranlage unter diesem verregneten Dezember; das ist sehr ärgerlich – aber da kann keiner was dafür. Schön ist, dass sobald der erste Sonnenstrahl kommt und unsere Kunden bei uns anstehen, die Anlage auch sofort die Produktion aufnimmt.

Vielen Dank Mr. Wash / Dr. Enning, für das saubere Interview!

Fotos (3): Mr. Wash