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Mr. Wash: Noch mehr Solarthermie für noch mehr saubere Autos

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Mr. Wash war bereits mehrfach Thema auf unserem Blog, zuletzt vor mehr als drei Jahren im Februar 2015. Damals haben wir euch davon berichtet, dass der Waschstraßenbetreiber seine Mannheimer Autowaschanlage (Möhlstraße) mit einer unserer Ritter XL Solar Solarthermie-Anlagen bestückte, die 35 bis 40 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs der Waschstraße decken soll, um teure Energie zu sparen. Inzwischen hat Mr. Wash auf Grundlage der erfolgreichen Mannheimer Anlage ein Modell für neue Waschstraßen mit Solarthermie-Anlagen entwickelt und die weltweit größte Anlage auf einer Waschstraße installiert. Lest selbst!

In Mannheim fing alles an

Unser Blogpost “Solarthermie in Action: Mr. Wash wäscht Autos mit der Sonne” informiert euch über die technischen Details der Solarthermie-Anlage auf der Mannheimer Waschstraße von Mr. Wash. Und im Interview hier, begründet Dr. Raoul Enning, der jüngste Sohn des Unternehmensgründers und Geschäftsführer von Mr. Wash, warum die Entscheidung für eine Solarthermie-Anlage als Wärmeerzeuger für die Waschstraße fiel.

Mr. Wash_Waschstraße mit Solarthermie
Unter dem blauen Himmel gut zu sehen: Die aufgeständerten Solarthermie-Kollektoren der Solaranlage auf dem Gebäude der Mr.-Wash-Waschstraße. Foto: Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG

Deshalb an dieser Stelle nur kurz die Eckdaten zur Mannheimer Anlage: Sie besteht aus zwei Reihen Solarthermie-Kollektoren mit einer Bruttokollektorfläche von 197 Quadratmetern. Zu Info: Anlagen bis zu einer Größe von 68 m² werden bei uns von Paradigma abgewickelt, größere von Ritter XL Solar. Die Mannheimer Solarthermie-Anlage erzeugt witterungsabhängig zwischen 120 bis 135 Megawattstunden (MWh) Solarwärme im Jahr. Das ist die Wärmemenge, die die Waschanlage verbraucht, um 40.000 bis 50.000 Autos zu waschen. In der Hochzeit für Autowäschen, im Sommer, schaffe es die Anlage laut Dr. Enning, den Wärmebedarf nahezu komplett solar zu deckeln: “An sonnigen Tagen wird die Wärme-Grundlast vollständig von der Solaranlage getragen.”

Und so funktioniere das mit der solaren Prozesswärme in der Mr.-Wash-Anlage: Die Solarwärme komme an zwei Stellen der Waschstraße zum Tragen:

  1. Zuerst werde damit das sogenannte Osmosewasser für die Reinigung der Fahrzeuge erwärmt. Osmosewasser sei von Kalk und Schadstoffen gereinigtes Leitungswasser. Es müsse 45 bis 50 Grad Celsius warm sein. Komme von den Solarthermie-Kollektoren mehr Wärme als nötig, nähmen große Stahltanks fünf Meter unter der Waschstraße das überschüssige Osmosewasser auf und hielten es auf Temperatur.
  2. Auch die Lufttrockner am Ende der Waschstraße, die die Autos mit einer Temperatur von 90 Grad Celsius trocknen, brauche entsprechend viel Wärme.  Die Solarthermie-Anlage könne hier als Lieferant erneuerbarer Wärme dienen. Dazu werde das warme Wasser in den Rücklauf der Heizanlage gespeist und über einen Wärmetauscher in der Solaranlage geführt. So vorgewärmt müsse der installierte Gasbrenner weniger Energie ergänzen. Dr. Raoul Enning erinnert sich heute: „Ursprünglich wollten wir zwei unabhängige Heizkreise installieren, wobei die Solarthermie ausschließlich das Osmosewasser erwärmen sollte. Wie sich herausstellte, ist das nicht notwendig.“
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In Solarthermie-Anlagen von Paradigma/Ritter XL Solar zirkuliert Wasser als Wärmeträgermedium:  Das bringt gegenüber Anlagen mit Glykol oder Thermoöl Vorteile bei der Wärmeübertragung, Alterung, thermischen Belastbarkeit, Umweltverträglichkeit sowie bei Handling und Kosten. Foto: Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG

Hannover bekam die auf einer Waschstraße weltweit größte Solarthermie-Anlage

Schon in unserem Interview 2015 hatte Dr. Enning erzählt, dass in Hannover eine neue Waschstraße im Bau sei und dass dafür eine Solarthermie-Anlage mit 600 Quadratmetern Kollektorfläche in Planung sei, die um die 400 MWh Solarwärme als Prozesswärme für die Waschstraße erzeugen soll. Zum damaligen Zeitpunkt wartete das Unternehmen noch auf das “OK” der Kreditanstalt für Wiederaufbau.

Die Anlage in Hannover ist inzwischen längst installiert – auf seiner Homepage schreibt Mr. Wash dazu: “In Hannover betreiben wir derzeit die weltweit größte Anlage für Solarthermie in unserer Branche, doch wir haben noch größere in Planung. Damit können wir bis zu 50 Prozent unseres Wärmebedarfes CO2-neutral erzeugen.”

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Die CPC-Spiegel (Compound Parabolic Concentrator) lenken auch Solarstrahlen mit ungünstigem Einfallwinkel auf den Absorber, so dass höhere Erträge erzielt werden. Foto: Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG

Bei der Installation sei die Hannoversche Dachkonstruktion allerdings an ihre statischen Grenzen gekommen. Dr. Enning beschreibt, dass die Anbindung der Anlage an das Gebäude problematisch gewesen sei – die Montagerahmen der Solarthermie-Kollektoren lägen auf dem Dach und würden nur vom Eigengewicht der Kollektoren gehalten. Deshalb habe man spezielle Fußverankerungen entworfen, um die nötige Stabilität zu erzielen. Sie würden das Dach durchdringen und seien fest mit den Trägerstützen verbunden. Solche Fußverankerungen kämen jetzt bei allen Neubauten von Mr. Wash zum Einsatz, selbst dann, wenn noch keine Solarthermie-Anlage vorgesehen sei. „Damit haben wir die Freiheit, später nachzurüsten“, begründet Dr. Raoul Enning die vorausschauende Maßnahme.

Fotos: Foto: Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG