Im Interview mit unserem amtierenden “Handwerker des Monats” erwähnte Olaf Rave vom Handwerksbetrieb rave & kuberg GmbH aus Quickborn bei Hamburg bereits kurz sein aktuelles Solarthermieprojekt. Hier und heute stelle ich es Euch als das erste Lieblings-Solarthermie-Projekt des Handwerkers und Paradigma-Partners ausführlich vor.
BHKW machte technische Probleme
Das Haus, um das es hier geht, ist ein Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen. Die Hausherrin, Anne Thormählen, bewohnt eine der Wohnungen selbst. Bislang sorgte ein sogenanntes BHKW (aus dem Hause Lichtblick), also ein Blockheizkraftwerk, für warmes Wasser und Heizungswärme im Haus. Da die derzeit acht Verbraucher im Gebäude, das etwa 350 Quadratmeter Wohnfläche misst, jedoch immer häufiger mit technischen Störungen der Anlage konfrontiert wurden, infolge derer auch ihre Wirtschaftlichkeit litt, fällte die Hausherrin eine Entscheidung: Das BHKW musste raus. Und dafür sollte was Neues her: Möglichst was mit Sonne! Der Solarfaktor der neuen Heizung war der Hausherrin besonders wichtig.
Exkurs: Was ist ein BHKW?
Ein Blockheizkraftwerk gilt als effiziente Heizung (daher der Titel: Heizwerk), die zugleich Strom produziert (daher der Titel: Kraftwerk). Solche Geräte gibt es in unterschiedlichen Größen. Wegen der kompakten Bauweise, oft sind die Geräte kühlschrankgroße Blöcke, nennt man sie Blockheizkraftwerk. Ein BHKW, das für den buchstäblichen Hausgebrauch ausgelegt ist, nennt man auch Mini-BHKW. In dem Block stecken ein Motor, ein Generator und ein Wärmetauscher. Der Motor schluckt Brennstoff, die von ihm erzeugte Energie wandelt der Generator in elektrischen Strom um. Die Abwärme, die bei dem Ganzen entsteht, wird dank des Wärmetauschers nutzbar. Der Haushalt bekommt so Wärme und Strom.
Exkurs: Was heißt BHKW-Rückbau?
Ein Rückbau geschieht immer mit dem Ziel, die ausgebaute Technik möglichst unbeschadet zu erhalten, um sie ganz oder teilweise noch nutzen zu können. Im Falle unseres Projekts des Monats ging es also darum, dass das Blockheizkraftwerk nicht ohne Rücksicht auf Verluste aus dem Haus gerissen, sondern Schraube für Schraube ausgebaut wurde, denn das Unternehmen Lichtblick zahlte dafür eine Rücknahmesumme (siehe unten).
Auf der Suche nach einer Alternative mit Sonnenenergie stieß Frau Thormählen auf ein ähnliches Projekt, wo ein BHKW teilweise mit Solarthermie ersetzt wurde. Und so kam sie schließlich dank der Referenz zu unserem amtierenden Handwerker des Monats, Olaf Rave, und seinem Betrieb. Der hatte das andere BHKW zurückgebaut.
Exkurs: BHKW von Lichtblick
Ich fand bei meiner Recherche im Internet folgende Meldung: “Zuhausekraftwerk gescheitert – Lichtblick und VW gehen getrennte Wege”. Die fand ich so spannend, dass ich sie Euch hier nicht vorenthalten wollte, denn daraus geht anschaulich hervor, womit unser Handwerker des Monats es bei seinem Projekt zu tun hatte. Im Jahr 2009 hatten sich die Unternehmen Lichtblick und VW demnach zusammengetan, um sogenannte Volks- beziehungsweise Zuhause-BHKW auf den Markt zu bringen. Dazu muss man auch wissen, dass BHKW oft Weiterentwicklungen von Motoren aus der Automobilbranche (PKW, LKW) oder von Schiffsmotoren sind. In dem Bericht heißt es dazu: “100.000 BHKW-Anlagen wollte man binnen weniger Jahre installieren, die auch in Einfamilienhäusern hocheffizient Strom und Wärme erzeugen und mittels einer intelligenten Steuerung als ‘Schwarm’ die natürlich vorbestimmten Schwankungen der Wind- und PV-Anlagen ausgleichen sollten. Für eine geringe Investition sollte der Gebäudebesitzer von günstigen Wärmekosten profitieren. Das Blockheizkraftwerk, das nun ‘Zuhausekraftwerk’ genannt wurde, blieb aber in Besitz von Lichtblick. Der Strom wurde nicht an die Nutzer im Gebäude sondern über den Stromhandel direkt vermarktet.” Und: “Nachdem bis Oktober 2012 … gerade einmal 600 Zuhausekraftwerke ihren Weg in den Heizungskeller gefunden hatten, wurde das ursprüngliche Konzept beendet. … Im Mai 2014 waren insgesamt rund 1.500 Zuhausekraftwerke installiert. … am 28. Mai 2014 gab … das Hamburger Unternehmen Lichtblick bekannt, dass es zukünftig keine Blockheizkraftwerke (Zuhausekraftwerke) von Volkswagen mehr anbiete.”
Mit diesem Hintergrundwissen ausgestattet, wird der Bericht zu unserem ersten Projekt des Monats verständlicher.
Neue Heizung: Gas plus Solarthermie
Olaf Rave baute nicht alle Komponenten der alten BHKW-Anlage aus: Die drei 800-Liter-Pufferspeicher (gesamt also 2.400 Liter Fassungsvermögen) blieben erhalten und dienen der neuen Heizungsanlage, bestehend aus einer Gastherme Modula mit Brennwerttechnik von Paradigma sowie drei Solarthermiekollektoren des Typs STAR 19/49, ebenfalls von Paradigma, zur Warmwasser-Bereitung und solaren Heizungsunterstützung. Die Kollektorfläche der Solarthermie-Anlage oben auf dem Dach des Hauses beträgt 14,73 Quadratmeter (3 x 4,94 Quadratmeter, Brutto).
Die Installation der Anlage erfolgte im Hochsommer Mitte Juli: In Betrieb ging sie am 1. August dieses Jahres. Daher liegen noch keine großen Daten zu Ertrag und Kosten-Ersparnis vor. Aber: Unser Handwerker des Monats hat im Foto festgehalten, was die Anlage dieser Tage an Sonnenwärme bereits einfuhr:
Auch wichtig zu wissen: Für den Heizungswechsel nutzte die Hausherrin BAFA-Fördermittel sowie den Rückbauzuschuss der Firma Lichtblick.
Fotos: O. Rave, rave & kuberg GmbH