Im großen Interview mit dem amtierenden Handwerker des Monats (HdM), Wolfgang Wochermaier aus dem oberbayerischen Ebersberg, das Ihr hier in voller Länge lesen könnt, erzählte dieser bereits von seinem größten solarthermischen Erfolgsprojekt bisher: “Unser buchstäblich größter Erfolg war bei unserer grössten je gebauten Anlage bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG in München. Den Auftrag führten wir anstelle des insolventen Erstauftragnehmers aus. Die ZLT-Fernüberwachung (ZLT steht für Zentrale Leittechnik – Anmerkung der Redaktion) war bauseitig falsch gebaut. Zudem wurde nach Aufbau der Anlage während des Probebetriebs durch Dritte bei einem strengen Frost die XL-Aqua-Anlage abgesperrt und fror ein. Wir konnten zusammen mit Ritter XL Solar den Auftragnehmer durch professionelles Handling der kritischen Situation überzeugen, dass der eingeschlagene Weg dennoch richtig ist. Die Anlage geht jetzt in den zweiten Winter und liefert wie prognostiziert.” Und genau diese Anlage wollen wir Euch heute als 1. Lieblingsprojekt unseres Handwerkers des Monats näher vorstellen. Los geht’s!
Zwei Anlagen auf Mehrfamilienhäusern in Münchens Wohnanlage in der Au
Bauherrin der Solarthermie-Anlagen, es sind genaugenommen nämlich zwei, ist die GWG, die städtische Wohnungsbaugesellschaft München. Die “Anlage Süd” wurde 2010 auf dem Mehrfamilienhaus Lilienstraße 35+27+39+41 in München installiert und im Herbst in Betrieb genommen, die “Anlage Nord” folgte im Herbst 2013 auf dem Mehrfamilienhaus Lilienstraße 29+31+33.
Die “Anlage Süd” besteht aus 36 Vakuumröhrenkollektoren (CPC 45 von Paradigma), die “Anlage Nord” umfasst 16 Vakuumröhrenkollektoren desselben Models. Zusammen ergeben sich so aus der “Anlage Süd” mit 177 Quadratmetern Bruttokollektorfläche und “Anlage Nord” mit 77 Quadratmetern Bruttokollektorfläche satte 256 Quadratmeter Bruttkollektorfläche. Zur Heizungsanlage gehören neben den Solarthermie-Anlagen auf den Dächern noch weitere Komponenten, zum Beispiel ein entsprechendes Blockheizkraftwerk (BHKW) und Wärmepumpen. Wolfgang Wochermaier beschreibt das Projekt übrigens mit den Worten: “komplexe Großanlage mit Leuchtturm-Charakter”. Beide Anlagen unterstützen sowohl die Warmwasserbereitung als auch die Heizung mit solarer Wärme (Solarheizung).
Was der Hersteller der Solarthermie-Anlage und die Bauherrin zu dem Lieblingsprojekt 1 unseres HdM sagen
Ritter XL Solar schreibt zu der Anlage, dass im Zuge der Planung Lilienstraße Nord von der GWG München in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik und dem Competence Center für Nachhaltiges Bauen der Ebert Ingenieure ein Forschungsprojekt entwickelt wurde. Ziel dieses „EnEff:Stadt“-Projektes sei demnach eine beispielhafte energetische Sanierung der 1950er-Jahre-Wohnanlage auf einen Primärenergiebedarf für Beheizung und Trinkwassererwärmung, der mindestens 50 Prozent unter dem zulässigen Wert eines Neubaus liege. Die noch benötigte Restwärme werde demnach mit erneuerbaren Energien in der Weise erzeugt werden, dass dadurch keine zusätzlichen CO2-Emissionen freigesetzt werden und eine CO2-neutrale Energieversorgung der Wohnanlage gewährleistet sei.
Konkret heißt das, so schreibt die GWG hier in einer Broschüre mit vielen tollen historischen und aktuellen Bildern (PDF mit 40+ Seiten) und technischen Zeichnungen, dass die Wohnanlage in der Au rechts der Isar “aus dem Jahr 1957 mit ihren 149 Wohnungen so modernisiert wird, dass sie energetisch in der Gesamtbilanz mindestens 50 Prozent unter den Werten für Neubauten liegt. Erneuerbare Energien werden zur Heizung und Trinkwassererwärmung eingesetzt. Neueste Materialien kommen zum Einsatz. Ein Wärmedämmverbundsystem aus Resol-Schaum und großflächige Vakuumdämmung sorgen für die energetische Hülle, ergänzt durch Dreifach-Wärmeschutzglas und hocheffiziente Rahmen. Die Energie liefern Wärmepumpe und thermische Kollektoren auf den Dächern.” Bei Spitzenlasten komme demnach ein Gas-Brennwertkessel zum Einsatz. Weiter schreibt die GWG: “Die Aufstockung aller Gebäude in Holzbauweise schaffe demnach nicht nur Raum für neue, zeitgemäße Grundrisse, sie übernähme auch einen Teil der Wärmedämmung. Die Heizzentrale nutze die oberflächennahe Geothermie, also Wärmepotentiale des Grundwassers.”
Projekt 1 des Monats April 2016 - 2 Großanlagen auf zwei Mehrfamilienhäusern in München
Anlagengröße: | 36 + 16 Kollektoren á 4,93 Quadratmeter: 256 Quadratmeter | Maximaler Kollektorertrag laut Solar Keymark Würzburg 50°: 2.984 kWh/Kollektor |
Kollektoren | CPC 45 Star azurro | gesamt 155.168 kWh maximaler Kollektorertrag/Jahr |
Nennleistung | 145 kWth | (Leistung bei 1000 W/m2) 30 K |
Pufferspeicher: | ||
Heizung: | Wärmepumpen, BHKW, Gasbrennwertkessel | |
Temperaturniveau: | Vorlauftemperatur: | Rücklauftemperatur: |
Anwendung | Trinkwassererwärmung | Heizungsunterstützung |
Beheizte Fläche: | k.A. | Baujahr der Anlagen: Anlage Süd: 2010 Anlage Nord: 2013 |
Energiebedarf: | Vorher: k.A. | Nachher: k.A. |
Gesamteinsparung: | k.A. | Energieausweis: k.A. |
Ertrag/Jahr: | k.A. | Tatsächlicher solarer Deckungsgrad (%): k.A. |
Ausführender Betrieb: | Wolfgang Wochermaier, Wochermaier u. Glas GmbH, Wildermuthstraße 6, 85560 Ebersberg, Telefon: 0 80 92/2 49-0, E-Mail: info(at)wochermaier.de, www.wochermaier.de |
Fotos: W. Wochermaier (Titel), Ritter XL Solar (2)
Sehr genial! Ich finds einfach immer schön zu sehen, wenn Solarthermie und PV nebeneinander so gut harmonieren. Ich hoff wir bekommen noch ein paar mehr Daten zu diesem tollen Projekt.