Auf der alltäglichen Suche nach spannendem Blogschreibstoff für mich und Lesestoff für Euch habe ich heute ein echtes Schmankerl gefunden. Energieautarke Häuser.Die Freie Presse (FP) hat in ihrer Online-Ausgabe zu Jahresbeginn einen ausführlichen Bericht über energieautarkes Wohnen veröffentlicht. Unter dem Titel „Wo Heizen fast nichts kostet“ zieht darin der Hauseigentümer Bilanz.
Und da es sich bei besagtem Hauseigentümer um keinen anderen als Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld handelt, ist die Bilanz seines Hauses jetzt und hier mein Thema.
Energieautarke Häuser von Freiberg
Denn Prof. Leukefeld ist einer der Solar-Experten unseres Landes. Und wer regelmäßig unser Blog besucht, der hat den einen oder anderen Beitrag oder Kommentar von, mit oder über Prof. Leukefeld hier sicher schon gelesen. Meine Mitbloggerin Sabine hatte im Sommer 2013 in ihrem Blogpost „Nie mehr Heizöl kaufen: Energieautarke Häuser in Freiberg“ genau die Häuser vorgestellt, von denen Timo Leukefeld seitdem eins mit seiner Familie bewohnt. Wer also noch mehr dazu lesen möchte, dem lege ich Sabines Artikel über energieautarke Häuser wärmstens ans Herz und empfehle dazu unbedingt die Lektüre der darunter inzwischen in großer Zahl zusammengekommenen Kommentare (unter anderem von Timo Leukefeld 🙂 ).

Für alle anderen, die nicht von einem Artikel zum anderen klicken beziehungsweise zu den Kommentaren darunter scrollen wollen, habe ich hier eine kurze Zusammenfassung: Solarexperte Leukefeld baute in 2013 gemeinsam mit Solarunternehmer Stephan Riedel zwei energieautarke Häuser (KfW-Standard 55, jeweils 162 Quadratmeter Wohnfläche) in Freiberg in Sachsen. Heiz- und Brauchwasser wird von Solarthermie-Kollektoren (46 Quadratmeter) erwärmt, Strom liefert Photovoltaik (58 Quadratmeter). Wobei die Wärme in einem Langzeitwärmespeicher (9.100 Liter) gespeichert wird und Strom in Blei-Gel-Akkus mit 14 Batterien. Außerdem gibt’s noch einen Kaminofen im Haus, der im Jahr mit zwei bis drei Festmetern Stückholz befeuert wird. Die beiden Häuser sind jeweils mit an die 150 Messsensoren ausgestattet, da es laut Eigentümer Leukefeld ein sehr umfangreiches Monitoring-Programm der TU Bergakademie Freiberg gebe, die die energetische Autarkie der Häuser dokumentiere.
Bilanz zur Energieautarkie der Freiberger Häuser
Heute, gut zwei Jahre später, gibt es nun Bilanzdaten. Und die hat eingangs erwähnter Bericht präsentiert. Und die Zahlen können sich sehen lassen:
Nach dem Bericht der FP habe sich der Gesamtverbrauch an elektrischer Energie der fünfköpfigen Familie Leukefeld von 5.000 auf satte 2.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr mehr als halbiert. Waschmaschine, Trockner und Geschirrspülmaschine versorge die Solarthermie-Anlage mit Wärme. Pro Jahr hätte Familie Leukefeld 250 Euro für Energie ausgegeben: für Stromzukauf und Brennholz (bis zu 5 Raummeter für beide Häuser) aus dem Baumarkt – und das bei 23 Grad Celsius Wohlfühltemperatur im gesamten Haus, wie Timo Leukefeld betont. Hinzu kämen der FP zufolge noch die üblichen Betriebskosten für Wasser, Abwasser, Schornsteinfeger sowie die Mietkosten für den geeichten Stromzähler zur Einspeisung bei den Stadtwerken.
Deckungsgrade: Solarwärme und Photovoltaik
In Sachen Deckungsgrade gibt’s folgende Bilanz: Bei Wärme wurden mit 72 Prozent mehr als die die prognostizierten 65 Prozent erreicht. Das Ziel 100 Prozent Solarstromdeckung dagegen wurde verfehlt. Wegen der einstrahlungsarmen Monate Januar und Dezember (zusätzliche Verminderung der Einstrahlung um 23 bis 37 Prozent) mussten 2014 180 kWh Strom zugekauft werden, schreibt die FP. Etwas sarkastisch könnte man sagen, dass die Solarthermie wie so oft unterschätzt wurde.
Was kostet Leukefelds Energie-Autarkie?
Noch ein Wort zu den Kosten des Ganzen: Laut FP koste das schlüsselfertige energieautarke Haus mit Bodenplatte 430.000 Euro. Davon kommen 85.000 Euro allein auf das Autarkiepaket, also die Solaranlagen ST plus PV plus zugehörige Speicher. Prof. Leukefeld zahle demnach monatlich 980 Euro für einen Kredit ab, der eine Laufzeit von 20 Jahre habe.
Energieautark: Stromüberschuss fließt ins Netz
Erwähnenswert finde ich, dass der überschüssige Solarstrom, der nicht zwischengespeichert werden könne, ins Netz gespeist werde: 5.000 kWh pro Jahr waren das laut FP. Von den Stadtwerken Freiberg habe es dafür 800 Euro Einspeisevergütung gegeben.
Last but not least: Bilder, Bilder, Bilder
Auf seinem eigenen Blog hat Timo Leukefeld den Werdegang seines energieautarken Hauses ausführlich dokumentiert – und unzählige Bilder dazugestellt. Eine ausführliche Projektskizze des Ganzen findet Ihr hier als PDF.
Lieber Prof. Leukefeld, ich gratuliere zu dieser feinen Bilanz. Sie zeigt das Potential solarer Energie unter dem Himmel, der sich über Deutschland spannt. Solche praktischen Beispiele, Konzepte und energieautarke Häuser brauchen wir! Damit sie Schule machen – mein Grund übrigens, warum ich mich des Themas heute sehr gerne angenommen habe.
Fotos: Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld
Okay, so ganz verstehe ich die Rechnung nicht. 85.000 Euro Anlagenkosten, aber 980 für einen Kredit pro Monat. Der umfasst aber andere Dinge als die Anlage, oder? Selbst wenn man nur die Anlagekosten umlegt kommt man auf (über den Daumen) zirka 300 Euro reine Anlagekosten pro Monat, ohne Reparatur und Wartung bei einer optimist6isch angenommenen Lebensdauer von 20 Jahren. Das muss man wollen (und können).
Das sind schon tolle Ergebnisse. Vor allem wenn man im Hinterkopf behält, dass es noch günstiger geht. Das Haus muss man in jedem Fall als Forschungs- und Demonstrationsobjekt betrachten, die sind ja immer etwas teurer.
Das Haus selber ist ja eher hochpreisig, auch ohne das Autarkiepaket. Und über den Kredit werden „nur 235.000 €“ gezahlt, also mussten offenbar über 200.000 Euro nicht finanziert werden. Das kann natürlich kein Otto-Normalverbraucher. Ich hoffe, dass der nächste Schritt nun bald dahin geht, am freien Markt mit dem Konzept erfolgreich zu sein.
Ich war im April letzten Jahres ja auch mal Live vor Ort und war auf jeden Fall beeindruckt. Leider hat es gehagelt und ich konnte keine Fotos machen. Das wurmt mich bis heute 🙂
So richtig vom Hocker hauen mich die Zahlen nicht, angesichts des enormen Aufwands.
Daran sieht man aber leider, wie wenig Bewusstsein darüber herrscht wie viel Arbeit noch vor uns liegt, wenn wir wirklich signifikante Deckungsanteile möchten. Jenseits der 50% herrschen andere Anforderungen, aber genau dort liegt das große Potenzial. Ich glaube auch nicht, dass dieses Beispiel schon das Ende der Fahnenstange ist. Da kommt noch viel mehr.
Auch beim Strom ist man heute m. E, weiter. Sonnenbatterie bietet z. B, über die Sonnen Community einen Austausch zwischen den Batteriebesitzern an und verspricht dadurch Stromautarkie !?
Hallo,
ich versuche zuverlässige Informationen über den Bau eines energieautarkes Haus zu erhalten! Leider sind viele Informationen nicht sehr hilfreich. Würde mich freuen von Ihnen zu hören.
Was das Haus angeht, Baumaterial ist mir nicht wichtig, Wohnfläche ca. 50 bis 60 m². Dazu kein Keller oder Obergeschoss.
Vielen Dank,
Thomas