Sommer, Sonne, Biergarten – das gehört für viele von uns zusammen. Neben dem “klassischen” Bier gibt’s mittlerweile auch schon viele leckere alkoholfreie Sorten; Ökobier und so genanntes Craft Beer peppen den Markt auf. Als regionales Lebensmittel haben die meisten Biere kurze Wege zum Verbraucher, aber die Herstellung verschlingt ungefähr das 1,5fache seines Kalorieninhalts. Um den Energieverbrauch zu senken, helfen einerseits neue Braumethoden, andererseits schreit die Sache geradezu nach dem Einsatz von Erneuerbaren Energien. Was mich zu der Frage bringt:
Gibt es auch solares Bier?
Das Label Solarbier® hat mich jedenfalls neugierig gemacht und ich habe herausgefunden, dass “gelabeltes” Bier nicht unbedingt mit Hilfe von Solarthermie gebraut wird. Dafür gibt es viele Brauereien, die Solarthermie einsetzen und kein Label haben. Und das ist mir mindestens einen sommerlichen Bier-Artikel wert 🙂
Brauereien sind ideale Kandiaten für solare Prozesswärme
Wir haben hier schon öfter Studien zur solaren Prozesswärme vorgestellt und alle sind sich einig, dass die Lebensmittelindustrie besonders von Solarwärme profitieren kann, weil sich der Bedarf im Temperaturbereich unter 100 Grad bewegt – ideal für Solarthermieanwendungen für verschiedenen Stufen im Brauprozesses:
- Erwärmung der Maische
- Würzekochen
- Würzekühlung
- Bierkühlung
- Reinigung von Flaschen und Anlagen
Dazu kommt noch der Betriebsstrom für die Anlagen und Energie für die Malztrocknung. Die Brauerei Neumarkter Lammsbräu beispielsweise trocknet ihres mit Hilfe von Luftkollektoren. Sie hat übrigens kein Solarbier®-Label, wurde aber schon mehrfach für ihr ökologisches Engagement in anderen Bereichen ausgezeichnet.
Das geschützte Solarbier® – Label
Das Label “SOLARBIER® – Gebraut mit der Kraft der Sonne” wird an Brauereien vergeben, die sich von der TU Weihenstephan zertifizieren lassen, die Lizenz selbst kommt von der Solarbier- Innovations und Marketing-Gesellschaft GbR (SIMG) mit Sitz in Pfaffenhofen an der Ilm. Will eine Brauerei das Label führen, muss sie 100% ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken – und das heißt nicht unbedingt mit Solarenergie aus solarthermischen Anlagen, sondern auch mit “gespeicherter” Sonnenenergie aus Biogas und Biomasse sowie Strom aus Photovoltaik.
Erneuerbar, aber nicht unbedingt solarthermisch
Die erste, 2007 zertifizierte Brauerei ist Felsenbräu aus dem fränkischen Thalmannsfeld. Sie nutzt eine Hackschnitzelheizung und Biogas und unterstützt die Energieeinsparung auch noch auf alt hergebrachte Weise: Im Winter “ernten” die Mitarbeiter Eis und lagern es für die Kühlung den Sommer über ein.
Seither wurden noch etliche weitere Brauereien mit dem Label zertifiziert – manche nutzen Solarthermie, andere nicht. Fast alle sind in Deutschland ansässig – ich sage jetzt mal vorsichtig, der Schwerpunkt liegt schon im Süden… Eine Übersichtskarte findet ihr auf der Solarbier-Seite; hier die Liste, die ich von diesem Internetauftritt übernommen habe (Stand 14.08.2015):
- Felsenbräu
- Klosterbrauerei Scheyern
- Warburger Bier
- Nittenauer Bier
- Privatbrauerei Raab
- Hofmühl (853 m² Vakuumröhrenkollektoren)
- Schmidmeier Bräu
- Krug Bräu
- Weiherer Bier
- Brauerei Häberlen
- Brauerei Schleicher
- Brauerei Reuth
- Dimpfl Bräu
- Hersbrucker
- Schöffbräu
- Rittmayer
- Lenzkircher Bierspezialiäten – Brauerei Rogg
- Kronenhof – Hofgut, Brauhaus Graf Zeppelin
- Hutthurmer
- Schwarzbacher Schlossbrauerei
- Ziegler Bräu
- Huppendorfer Bier
in Zertifizierung:
und last, but not least – um es hervorzuheben – eine österreichische Brauerei:
Nachhaltige Braukunst – mit und ohne Label
Darüber hinaus engagieren sich auch andere Brauereien für mehr Nachhaltigkeit im Energiebereich, wie die Hütt-Brauerei mit 155 m² Flachkollektoren zur Brauchwassererwärmung – eine Pilotanlage, die im Rahmen des Forschungsvorhabens „SOPREN – Solare Prozesswärme und Energieeffizienz“ errichtet wurde. Mehr darüber erfahrt ihr auf den Projektseiten der Uni Kassel.
Auch die Karmeliten-Brauerei in Straubing hat ein achtstufiges Energieeinsparprogramm aufgestellt, Solarthermie soll dabei 40% herkömmliche Energie einsparen helfen.
Beide Brauereien haben wie viele andere kein Solarbier®-Label, doch Energieeinsparung ist bei so ziemlich allen ein Thema. Das Label ist ein Hingucker und Entscheidungshilfe, aber kein Garant dafür, dass die Brauerei tatsächlich (nur) Sonnenenergie einsetzt. Deshalb würde mich noch interessieren: Kennt Ihr noch andere, neue Energiekonzepte für Brauereien? Oder andere Brauereinen, die mit Sonnenkraft arbeiten? Wir sind gespannt auf eure Links und Tipps, gern mit konkreten Projektbeispielen.
Foto, Grafik: Deutscher Brauer-Bund, Berlin
Interessante Links zum Thema:
- Branchenkonzept Solare Prozesswärme in Brauereien (Institut für thermische Energietechnik der Universität Kassel)
- www.solarbier.de
- www.solar-label.com
- www.solarfoods.at
- www.energynet.de/2013/09/18/so-koennen-brauereien-energieeffizienz-in-produktion-erhoehen
- www.welt.de/sonderthemen/bierreport/article121414038/Brauereien-suchen-nach-neuen-Energiekonzepten.html
Oh wie toll. So eine Übersicht wollte ich auch schon immer mal machen, Ich bin nur leider nie dazu gekommen. Das mag auch daran liegen, das ich die Übersicht nur mit Verkostung machen wollte 😉
Aber die Verknüpfung Sommer/Bier haben wir auch gemacht. Wir stellen das Projekt bei der Brauerei Hofmühl in der nächsten Ausgabe ausführlich vor.
Super! Vielleicht wird die Liste noch vollständiger, wenn sich Brauereien melden, die hier noch nicht aufgelistet sind. Ich bild mir ein, dass eine österreichische fehlt, weiß jetzt aber nicht genau welche. Wenn Sie dann vollständig ist, könnt ihr Sie natürlich gerne bringen!
Mit dem Verkosten hat es leider bei mir auch nicht vollständig geklappt 🙂 Die Liste stammt übrigens von der Solarbier(R)-Labelseite und beinhaltet daher alle zertifizierten bzw. in Zertifizierung befindlichen Brauereien. Ich gehe mal davon aus, dass die Solarbier-Macher die Seite aktuell halten. Die – demnach – bisher einzige österreichische zertifizierte Brauerei hab ich ganz unten angefügt.
Die im letzten Abschnitt aufgeführten Brauereien haben kein Label, setzen aber trotzdem auf Erneuerbare. Gerne würde ich auch noch mehr davon vorstellen – also meldet euch bitte, ihr ecoquenten Brauereien aus Deutschland, Österreich und anderswo!
Michelbräu 1999 erste Versuche mit Paradigma röhrenkollektoren.
Beim Hoffest in langensteinbach mit Alfred Ritter, Jean Pütz, und Franz Alt der Öffentlichkeit vorgestellt und von allen Kollegen belächelt.
Michael Oppenländer
Michelbräu 1999, Karlsbad ittersbach , erste Versuche mit Paradigma Röhrenkollektoren