Thüringen fördert Wärmeerzeugung: Alles über die Solarthermie-Initiative

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Das “1000-Dächer-Photovoltaik-Programm” ist in Thüringen bereits ein voller Erfolg: 261 Photovoltaik-Projekte wurden seit dem Programmstart im Jahr 2010 bis Ende Februar 2014 gefördert. Weil “die Wärmeerzeugung der schlafende Riese beim Ausbau der Erneuerbaren Energien” sei, stellte der Thüringer Wirtschaftsministerium Uwe Höhn eine Solarthermie-Initiative, um die das Photovoltaik-Förder-Programm jetzt erweitert wird. Sie ist Teil eines neuen wärmepolitischen 5-Punkte-Programms, das noch in dieser Legislaturperiode auf den Weg gebracht werden soll.

Von Photovoltaik lernen …

Die Bilanz des thüringischen “1000-Dächer-Photovolitaik-Programms”, das im Juli 2010 gestartet wurde, kann sich sehen lassen: Mit einem Zuschuss in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro konnte eine Investitionssumme in Höhe von fast 33 Millionen Euro ausgelöst werden. “Mit einem Euro Förderung wurde eine Investition von sieben Euro ausgelöst”, sagt Minister Höhn gegenüber der Presse.

Aber: “Die Erzeugung von Wärme aus erneuerbaren Energien ist eine der nächsten Herausforderungen, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten”, sagte Höhn weiter. Zwar sei Thüringen laut des Abschlussberichts “Energie-Monitoring 2013” des Instituts für Regenerative Energietechnik der Fachhochschule Nordhausen energiepolitisch gut vorangekommen. Immerhin liege der Anteil der Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch bei gut 20 Prozent, am Stromverbrauch bei fast 28 Prozent und an der Wärmeerzeugung bei knapp 25 Prozent.

Bei der Erzeugung von Wärme jedoch gebe es noch ein großes Potenzial für die Stärkung der Erneuerbaren Energien, da über die Hälfte des Energieverbrauchs in Thüringen – in Zahlen: 53 Prozent – gerade auf diesen Bereich entfalle. “Die Wärmeversorgung ist das ‚Sorgenkind‘ der Energiewende“, sagte Höhn. Das Wirtschaftsministerium habe daher das 1000-Dächer-Photovoltaik-Programm um die Solarthermie erweitert, denn, so der Wirtschaftsminister: “Die Energiewende darf nicht nur eine Stromwende sein.” Schließlich sei es eines der Ziele des Landes im Wärmebereich – einen Anteil von insgesamt 33 Prozent erneuerbaren Energien an der Wärmeerzeugung bis 2020 zu verwirklichen. “Dieses Ziel ist nur in einem ambitionierten Szenario erreichbar”, so Höhn zur Presse. Selbst dann müsse der Wärmesektor zu zwei Dritteln von den sich schnell verteuernden fossilen Energien getragen werden.

Wer wird gefördert?

Gefördert werden demnach “kommunale Zweckverbände und Gebietskörperschaften, deren Betriebe, gemeinnützige Organisationen wie Kirchen und Bürgergenossenschaften”,  die künftig auf Solarthermie setzen.

Was wird gefördert?

Die Installation einer Solarthermie-Anlage zur Wärmeversorgung, zur Brauchwassererwärmung wie auch Photovoltaik-Solar-Hybridanlagen. Laut Aussage des MDR umfasse das thüringische Förderprogramm auch die Planungskosten – im Gegensatz zu vielen anderen Förderprogrammen in Sachen Solarthermie. Die Thüringer Aufbaubank wird konkret. Förderfähig seien demnach:

  • Anschaffung der Solaranlage nebst erforderlichem Zubehör
  • Ausgaben für die Installation
  • Ausgaben für Beschilderung bzw. Visualisierung
  • Hausanschlusskosten
  • Wärmespeicher, einschließlich aller für den ordnungsgemäßen Betrieb notwendigen Systemkomponenten
  • Planungsleistungen (nach HOAI) in Höhe von bis zu 10 Prozent der zuwendungsfähigen Herstellungskosten

Mit welcher Fördersumme kann man rechnen?

Die Installation einer solchen Anlage werde mit bis zu 30 Prozent der Investitionssumme oder mit maximal 100.000 Euro unterstützt. Die konkreten maximalen Fördersummen nennt die Aufbaubank. Als vorhabenbezogene, nicht rückzahlbare Anteilsfinanzierung aus Mitteln des Freistaates Thüringen können demnach Zuwendungen auf die förderfähigen Gesamtausgaben gewährt werden:

  • für Photovoltaik-Anlagen ein Zuschuss von bis zu 20 Prozent
  • für Solarthermie-Anlagen ein Zuschuss von bis zu 30 Prozent
  • für Kombi-/Hybrid-Anlagen ein Zuschuss von bis zu 30 Prozent

Wo und wie kann man sich um die Förderung bemühen?

Die Thüringer Aufbaubank stellt für dieses Förderprogramm alle Infos zum Download bereit – vom Merkblatt über die Richtlinie bis hin zum Antrag nebst Anlagen 1 bis 4 sowie dem Abrufantrag und zugehöriger Anlage – entweder als einzelnes Download oder als Sammlung in komprimierter Form (zip-Datei).

Lässt sich die Förderung mit anderen Förderprogrammen kombinieren?

Eine gleichzeitige Förderung durch Programme des Bundes (wie das Marktanreizprogramm) soll möglich sein.

Ab wann wird der Fördertopf ausgeschüttet?

Der MDR informiert, dass das Programm seit 1. Januar diesen Jahres laufe und Ende Februar noch zwei Millionen Euro im Fördertopf gewesen seien.

Welche Rolle spielen Projekte  von Energie- und Bürgergenossenschaften im Reigen der in Thüringen geförderten Photovoltaik-Projekte?

Allein in 2013 konnten laut Pressemitteilung 56 Projekte gefördert werden. Mit einem Zuschuss von knapp einer Million Euro sei so ein Investitionsvolumen von fast acht Millionen Euro ausgelöst worden. Die Rolle der Energie- und Bürgergenossenschaften dabei sei wesentlich: Seit dem Programmstart hätten 15 Genossenschaften mit einem Zuschuss von fast einer Million Euro 58 Photovoltaik-Projekte umgesetzt.

Wie kommt’s, dass Thüringen jetzt auf Solarthermie setzt?

Bisher dominiere unter den nachhaltigen Energieproduzenten die Biomasse mit fast 97 Prozent die Wärmeversorgung. Zwar könne Thüringen beim Biomasse-Einsatz schon auf gute Ergebnisse verweisen, aber die Ausbaupotenziale der Biomasse seien bereits so gut wie erschöpft, sagte Höhn der Presse. „Daher müssen andere Weichen gestellt werden.“ Gleichzeitig seien Technologien wie die Solarthermie und Geothermie in Thüringen im Vergleich zum Bundesschnitt unterrepräsentiert.

Das Biomasse-Thema ist eins, an dem wir dranbleiben. Die Antworten des Thüringer Wirtschaftsministeriums auf unsere Fragen dazu stehen noch aus. Es bleibt spannend!

Foto (Erfurt): zettberlin / photocase.de