Ulm = Ulm lebenswert machen: mit Solarenergie!

Veröffentlicht von

Über die Stadt Ulm (Titelbild) und ihre Bemühungen zur Wärmewende haben wir in den vergangenen Wochen mehrfach berichtet. Denn dort wurde im vergangenen Jahr eine unserer Ritter XL Solar Solarthermie-Großanlagen in Betrieb genommen (siehe Foto unten). Damit betreibt die Stadt inzwischen elf Solarthermie-Anlagen, die zusammen genommen rund 300 Kilowatt (kW) Leistung. Wir werfen mal einen genaueren Blick auf die Solarenergiestadt Ulm, der wir nur zu gerne das obige Motto zuschreiben: “Ulm = Ulm lebenswert machen: mit Solarenergie!”

Solarthermie-Großanlage von Ritter XL Solar in Ulm
Unsere große Solarthermie-Anlage in Ulm – made by Ritter XL Solar. Foto: Ritter Energie

Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hatte die Stadt Ulm in Baden-Württemberg bereits im Jahr 2012 zur “Energie-Kommune des Monats” gekürt. 2020 fragte die AEE nach, was aus den ambitionierten Zielen und Vorsätzen der Stadt geworden ist. Und das berichtet die AEE über Ulm acht Jahre später:

Ulm – stark in Solarenergie

Nach wie vor spiele der Ausbau der Solarenergie in Ulm eine wichtige Rolle, schreibt die AEEin ihrer Pressemeldung. Denn die lokalen Stadtwerke hätten ihre Grundversorgung Anfang des Jahres 2020 komplett auf grünen Strom umgestellt und damit ihr Versprechen aus 2012 eineglöst, bis 2020 alle Haushalte mit erneuerbarem Strom zu versorgen. Auch der Bau von Passiv- oder Netto-Nullenergiehäusern werde im Ort in den Fokus gerückt. Das sogenannte Projekthaus Ulm, mit Photovoltaik-Anlage und Wärmepumpe, verknüpfe erneuerbare Technologien mit einem Einfamilienhaus und diene laut der AEE zugleich als wichtige Datenquelle. Dabei handle es sich um ein neu errichtetes Niedrigenergiehaus, welches mit moderner Messtechnik und Datenaufzeichnung ausgestattet worden sei. Es werde als Wohnhaus von einer Familie genutzt und ermögliche es, reale Daten in hoher Qualität zu generieren und zu analysieren, wobei die in der Begleitforschung durchgeführten Untersuchungen die Bereiche technischer Einfluss und Korrelation mit Umweltbedingungen, Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Wiederverwertbarkeit abdecken würden.

Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE, sagt über das solare Ulm, dass sich auch nach acht Jahren zeige, dass die Stadt die stetige Vorbildrolle in der Solarenergie festigen konnte und im Bereich Sektorenkopplung anderen Kommunen tolle Ideen für eigene Projekte liefere.

Besonders im Bereich Solarenergie sei Ulm demnach Vorzeige-Kommune. Denn Ulm setze der AEE zufolge

  • sowohl auf Photovoltaik
  • als auch auf Solarthermie.

2018 seien 237 Megawattstunden (MWh) Strom von neun städtischen Photovoltaik-Anlagen erzeugt worden. Neben den Solarstromanlagen nutze Ulm die Sonne auch  zur Wärmeerzeugung: Die Stadt betreibe elf Solarthermie-Anlagen mit insgesamt 415 Quadratmetern und knapp 300 kW Leistung.Seit 2014 laufe außerdem das Solarpotentialkastaster Ulm, mit dessen Hilfe sich die Ulmer zu idealen Standorte für Sonnenenergie informieren könnten.

„Die Solarenergie spielt in Ulm schon seit vielen Jahren eine sehr große Rolle“, bestätigt Andrea Lippert, Mitarbeiterin der Abteilung „Strategische Planung“ der Ulmer Stadtverwaltung gegenüber der Presse. „Dennoch sind noch Potenziale in der Stadt vorhanden, die ausgeschöpft werden sollen. Der solare Eigenverbrauch und Mieterstromkonzepte werden zukünftig beim Neubau und der Gebäudesanierung noch wichtiger.“

Die Stadt wolle laut der AEE-Pressemeldung Vorreiter in der Energiewende und beim Klimaschutz sein. Unter dem Slogan „Tu, was du kannst“ würden demnach Ulmer vorgestellt, die in der Stadt ihren eigenen Anteil zum Klimaschutz besteuerten. In den Online-Porträts zeige sich, dass Klimaschutz vielfältig sei und im Alltag gelebt werde. Mit diesem Best-Practice-Ansatz mache die Stadt das Thema Klimaschutz greifbar und für die Bevölkerung verständlich. Klar sei auch, so schreibt die AEE weiter, dass alle Einfluss aufs Klima hätten – Klimaschutz aber auch heiße: Mehr Wert für alle.

Grünen Wärmesektor mit grünem Stromsektor und nicht fossiler Mobilität koppeln

Eine große Rolle spiele für die Stadt der Wärmesektor, in dem der höchste Endenergieverbrauch anfälle. Bernd Jünke, Pressesprecher der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU), sieht laut der AEE-Pressemitteilung in der Sektorenkopplung und in energetischen Quartierslösungen die Zukunft der Stadtwerke – unter anderem mit Photovoltaik und Solarthermie. „Bei SWU konzentrieren wir uns mehr und mehr auf ganzheitliche Lösungen. Dort lassen sich die verschiedenen Sektoren am besten koppeln. BHKW-gestützte Wärme mit Solarthermie zum Beispiel, dazu noch PV-Anlagen, deren Strom in Ladesäulen für E-Autos fließt“, beschreibt Jünke das Konzept.

Die Fernwärme werde als wichtiges Element angesehen, die Wärme in Ulm klimafreundlicher zu gestalten. Viele städtische Gebäude sowie Privathaushalte seien dem Portal kommunal-erneuerbar.de zufolge bereits an das Fernwärmenetz angeschlossen. Andrea Lippert aus der Stadtverwaltung äußerte dort die Bestrebung, das Netz weiter auszubauen und Menschen zum Tausch ihrer Heizölkessel zu bewegen. „Der Austausch von Heizölkesseln zur Versorgung durch Fernwärme kann bei dem stetig höheren Anteil von Erneuerbaren in der Fernwärme für private Haushalte viel CO2 einsparen“, ergänzte sie. Die Netze gehörten neben den Stadtwerken Ulm auch der Fernwärme Ulm GmbH (FUG), die sich ebenfalls für die Umstellung auf Erneuerbare einsetzte. Alte Kohlekessel würden zunehmend von modernen Erneuerbare-Technologien abgelöst: So setze die FUG auf Biomasse als regenerativen Brennstoff, deren Anteil heute bereits bei über 60 Prozent an der Versorgung seitens der FUG liege.

„Mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes sollen kommunale Wärmepläne für Stadtkreise und große Kreisstädte in Baden-Württemberg verpflichtend, aber auch gefördert werden“, sagt Lippert: „Diese Wärmepläne zeigen Handlungsmöglichkeiten auf, wie die Wärmeversorgung der gesamten Stadt auf Grundlage von erneuerbaren Energien im Neubau und im Bestand effizient ausgerichtet werden kann. Außerdem unterstützen sie die systematische strategische Planung und Umsetzung der Wärmewende.“

Ulm forscht zu Erneuerbaren Energien-Technologien

Auch die Forschung für zukünftige Projekte werde von verschiedenen Akteuren in der Stadt vorangetrieben. In dem „Plusenergie Projekthaus Ulm für nachhaltige Energienutzung“, einem bewohnten Einfamilienhaus, würden seit 2014 von der Hochschule Ulm Daten zum Energieverbrauch und der Wirtschaftlichkeit der Erneuerbare-Energien-Technologien erhoben. Hier sei eine Photovoltaik-Anlage auf dem Haus installiert und eine Luft-Wärmepumpe wandele den Strom in Raumwärme und Warmwasser um. Zusätzlich könne ein Pelletsofen zum Heizen betrieben werden. Die Projektförderung stamme vom Ulmer Initiativkreis nachhaltige Wirtschaftsentwicklung e.V., beteiligt seien die Hochschule Ulm, die Technische Universität München, die Robert-Bosch-Schule Ulm sowie die SWU.

Fotos: Stadt Ulm, Abeteilung Vermessung (Titel), Ritter XL Solar