Wärmewende in Deutschland: Schaffen wir, aber nur gemeinsam!

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Zum Abschluss unseres Dreiteilers zur Wärmewende schauen wir heute nach vorn: Wie kann die Wärmewende in Deutschland wirklich gelingen – politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich? Und was bedeutet das für euch als Hauseigentümer:innen? In diesem dritten Teil der Serie geht es deshalb um die Rolle von Kommunen, Quartieren, Märkten, Gesetzgebung und Gemeinschaften – und darum, wie ihr als Privathaushalt Teil der Wärmerwende sein könnt.

Zu den vorhergehenden Artikeln der Serie geht es hie rlang:

  1. Update zur Wärmewende in Deutschland: Wo stehen wir zum Start der Heizsaison 2025/26?
  2. Wärmewende zuhause – so findet ihr die passende Heizung für euer Haus!

Warum die Wärmewende in Deutschland ein Gemeinschaftsprojekt ist

Die Wärmewende ist ein zentraler Baustein für die gesamte Energiewende. Ohne grüne Wärme wird der Stromsektor allein das Ziel klimaneutrales Deutschland nicht schaffen.

Der Gebäudesektor, und hier insbesondere die Wärmeversorgung der Gebäude, verursachen immer noch erhebliche Emissionen. Laut dem Umweltbundesamt UBA sind es 35 Prozent des Endenergieverbrauchs. Effiziente, erneuerbare Wärme ist nötig, um Klimaziele zu erreichen.

Sanierung, neue Wärmegewinnungstechniken, Wärmenetze und Stadtplanung müssen zusammenwirken – nicht einzeln.

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Kommunale Wärmeplanung: Mehr als nur eine Heizung im Einzelfall

Seit Januar 2024 gilt das Wärmeplanungsgesetz. Es zwingt Städte und Gemeinden dazu, feste Pläne für ihre Wärmeversorgung zu erstellen.

Warum Kommunen für die Wärmewende in Deutschland wichtig sind

Solche kommunalen Wärmepläne geben auch euch als Anwohner:in Klarheit, wo Fern- oder Nahwärme sinnvoll sind – und wie erneuerbare Energien integriert werden können.

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Exkurs: Was ist ein kommunaler Wärmeplan?

Ein kommunaler Wärmeplan ist ein lokales Konzept, das beschreibt, wie eine Stadt oder Gemeinde ihre Wärmeversorgung klimaschonend umstellt. Er zeigt, wo Nah- oder Fernwärme sinnvoll ist, welche Gebiete sich für Wärmepumpen eignen und wo Sanierung oder Netzausbau nötig sind.

Ein Wärmeplan enthält konkrete Maßnahmen, Zeitfenster und Priorisierungen. Für euch als Hauseigentümer:innen bedeutet das: Der Plan schafft auch euch Planungssicherheit, indem er euch Anschluss- oder Förderoptionen aufzeigt und hilft, eure Antwort auf die Frage “Wie heizen wir künftig?” mit Blick auf die künftige Infrastruktur zu treffen. Schaut in den Plan eurer Kommune, um zu erfahren, ob ein Anschluss an ein Wärmenetz geplant ist oder welche Förderwege es vor Ort gibt!

Viele Kommunen arbeiten bereits an ihren kommunalen Wärmeplänen, bei einigen steht der Plan schon – wie euch die folgende Grafik des Portals KWW zeigt (Stand: September 2025):

Stand Kommunale Wärmeplanung 9_2025

Warum Quartiere ein Schlüssel zur Wärmewende in Deutschland sind

Die Heizung in einzelnen Häusern umzurüsten, das lohnt sich. Doch im Verbund wird’s effizienter: Speicher, Netze, Regelung und Abwärme können gemeinschaftlich genutzt werden. Auch die Kosten tragen sich gemeinsam leichter. Deshalb sind kommunale Wärmenetze mit erneuerbaren Energien und Abwärmeprojekte besonders in dicht bebauten Quartieren attraktiv.
Quartierslösungen bieten Skaleneffekte, bessere Wirtschaftlichkeit und oft schnellere Amortisation für alle Beteiligten.

Was Politik und Wirtschaft jetzt für die Wärmewende in Deutschland tun müssen

Riesiger Investitionsbedarf

Die Wärmewende ist ein Muss, aber sie kostetauch ordentlich: Laut einer aktuellen Studie (Energiewendeindex) wird die Wärmewende  bis zum Jahr 2030 zwischen 245 und 430 Milliarden Euro kosten – der Betrag umfasst demnach Investitionen in die Sanierung der Gebäude, die neue Wärmeversorgung und den Netzausbau. Bis zum Jahr 2030 sollen dem Energiewendeindex zufolge mindestens 100.000 zusätzliche Gebäude jährlich an Wärmenetze angeschlossen werden. Viele Wärmenetze sind allerdings bisher fossil “befeuert” – ihre Umstellung auf erneuerbare Quellen ist nötig.

Gesetzgebung: Inkonsistenz sorgt für Unsicherheit

Neue und bestehende Gebäude stehen unter Druck wegen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), des Wärmeplanungsgesetzes und anderer Vorgaben. Das politische Hin und Her um das GEG sorgt für energiepolitische Instabilität und Rücknahmen von Gesetzenbeziehungsweise das Ankündigen derselben verunsichern alle Akteur:innen der Wärmewende: Förderregime, Netzentgelte, Planungssicherheit sind oft noch unklar – das hemmt Investor:innen und Hauseigentümer:innen.

Fachkräfte, Netze, Technologie: Engpässe bestehen weiter

Es fehlt an Fachhandwerker:innen, Planer:innen und Techniker:innen, um den Umbau des Wärmesektors schnell durchzuführen. Die Netze müssen entsprechend ausgebaut und flexibilisiert werden.

Für die einzelnen Heizungsbetreiber:innen gilt es, sich aufzuschlauen: Denn Heizungsregelung, Smart Heating und Effizienzsteigerung sind laut dem oben erwähnten Energiewendeindex noch oft vernachlässigt – viele Heizanlagen falsch eingestellt.

Was muss sich ändern: 7 Schritte zur Wärmwewende in Deutschland

Hier sind konkrete Handlungsfelder, die vorangebracht werden müssen:

  1. Planung und Organisation der Wärmewende vor Ort stärken: Kommunen brauchen mehr Personal, Wissen und Ressourcen, um ihre Wärmepläne zu erstellen.
  2. Gesetzliche Rahmenbedingungen klar und verlässlich machen: Ihr als
    Hauseigentümer:innen braucht ebenso wie Unternehmen Sicherheit darüber, welche Heiztechnik zulässig ist, welche Förderungen dafür gelten und wie Netzentgelte sich entwickeln.
  3. Förderungen besser, unbürokratischer und zielgerichtet ausrichten:
    Die staatlichen Zuschüsse und Kredite müssen überall ankommen – auch in ländlichen Regionen.
  4. Netzausbau und Speicherkapazitäten beschleunigen: Stromnetze müssen fit gemacht werden für viele neue Wärmepumpen. Solarthermie, Abwärme, Geothermie, Nahwärme, Großwärmepumpen, intelligente Systeme brauchen Raum, Technik und Investitionen.
  5. Smart Heating fördern: Regelung, Einstellungen, hydraulischer Abgleich, intelligente Steuerung müssen Standard werden – damit Heizungen effizient und bedarfsgerecht arbeiten.
  6. Handwerk und Industrie stärken: Mehr Ausbildung, stabile Nachfrage, Planungssicherheit – damit genug Fachkräfte für die Wärmewende da sind.
  7. Wärmenetze klimaneutral gestalten: Reduktion fossiler Wärmequellen, Nutzung erneuerbarer Ressourcen, Regelqualität und öffentliche Beteiligung sind zentral.

Eure Rolle in der Wärmewende: Wie ihr sie mitgestalten könnt

Ihr als Heizungsbetreiber:in könnt aktiv werden – und das nicht nur mit dem Heizungstausch. Hier sind 5 Wege, wie ihr Teil der Wärmewende sein könnt:

  1. Informiert euch über die lokale Wärmeplanung: Erfahrt, ob eure Kommune Nah- oder Fernwärme plant. Plant gegebenenfalls den Anschluss eures Hauses an ein Wärmenetz frühzeitig.
  2. Beteiligt euch an Quartierslösungen: Redet mit Nachbar:innen, Stadtwerken oder Energiegenossenschaften über gemeinsame Wärmeprojekte.
  3. Fordert transparente Informationen über Preis, Technik und Anschlussmöglichkeiten: Nur mit Klarheit könnt ihr euch sinnvoll für die beste erneuerbare Heizungslösung in eurem Haus entscheiden.
  4. Plant langfristig, nicht nur kurzfristig: Richtet Dämmung, Speicher, Steuerung und Energieversorgung zukunftssicher aus.
  5. Nutzt geltende Förderprogramme und engagiert euch politisch: Druck und Rückmeldungen beeinflussen, wie schnell Politik und Verwaltung reagieren.

Wärmewende: Motivation und Chancen – wohin geht die Reise?

Die Wärmewende bietet große Chancen für technische Innovation, neue Arbeitsplätze und die Regionalentwicklung. Der Ausbau der erneuerbaren Wärme ist dezentral, er bringt Wertschöpfung vor Ort.

Eine erfolgreiche Wärmewende macht die künftige Energieversorgung resilienter und damit weniger abhängig von internationalen Brennstoffmärkten.

Die Wärmewende kann dazu führen, dass erneuerbarer Strom, Abwärme, Mobilität und Wärme intelligent zusammenarbeiten – für bessere Energienutzung (Effizienz, weniger Verschwendung), niedrigere Kosten und weniger Emissionen.

Wenn viele bei der Wärmewende mitmachen – Hausbesitzer:innen, Kommunen, Gewerbe, Energieversorger:innen – entsteht ein Netzwerk, das den Wandel schneller und sozial gerechter macht.

Wärmewende als Gemeinschaftsprojekt

Die Wärmewende ist nicht nur eine technische Umrüstung der Heizungen – sie ist auch eine soziale und wirtschaftliche Transformation. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes sind deshalb gefordert – ebenso aber auch jede:r einzelne von euch.

Ihr könnt heute entscheiden, ob euer Haus Teil der Vergangenheit oder Teil einer nachhaltigen Zukunft sein soll.

Titelfoto: Paradigma, Ritter XL Solar (Solare Nahwärme – Renquishausen)