Ziele zur Wärmewende in Deutschland mangelhaft

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Wie im letzten Artikel versprochen, präsentiere ich nun die einzelnen Ergebnisse der Bachelorarbeit, die ich letztes Jahr betreuen durfte. Der Titel der Arbeit von Alexandra Kobzev von der Hochschule für Technik in Stuttgart lautete:

Ein Vergleich der unterschiedlichen gesetzlichen Erneuerbaren Energie-Strategien in den Ländern Deutschland, Österreich, Vereinigtes Königreich und Dänemark

Im letzten Artikel wurde der Vergleich der derzeitigen Energiesituation und die Importabhängigkeit erklärt. Die Arbeit ist in weiterer Folge aufgebaut, dass eruiert werden sollte, welche Ziele sich die Länder in den verschiedenen Segmenten gesetzt haben, denn wie wir wissen, gibt es ohne klare Ziele auch keine Wege und Strategien zum Ziel.

Energiestrategien Deutschland

Um eines schon mal vorweg zu nehmen. Dänemark ist in dieser Hinsicht mal wieder Musterschüler, danach kommt Deutschland, wo jedoch Mängel in Sachen Wärmewende identifiziert werden konnten, was wir in diesem Artikel sehen werden. Auch Großbritannien hat zumindest langfristig ambitionierte und gesetzlich verankerte Ziele aber Österreich scheint leider noch eine Strategiewüste zu sein. Aber darauf gehe ich im nächsten Beitrag näher ein.

Nun wieder zurück zu Deutschland. Die Ziele sind aufgeteilt in:

  • Ziele zum Anteil am Bruttoendenergieverbrauch
  • Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch
  • Anteil an Erneuerbaren Energien an der Wärmebereitstellung
  • Anteil der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien im Koalitionsvertrag

Es ist zu erkennen, dass es im Strombereich bereits eine erste Revision der Ziele gegeben hat, jedoch im Wärmebereich noch keine genauen Ziele definiert wurden.

60 % Erneuerbare in Deutschland bis 2050

Deutsche Gesamtausbauziele der Anteile Erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch fu?r die Jahre 2020, 2030, 2040 und 2050
Deutsche Gesamtausbauziele der Anteile Erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch fu?r die Jahre 2020, 2030, 2040 und 2050

Die von der Regierung definierten Ziele in Deutschland sind bis 2020 realistisch wenn für meinen Geschmack auch ein wenig zu unambitioniert. 2013 lag der Anteil Erneuerbarer bei 11% am Bruttoendenergieverbrauch. Bis 2020 soll dieser Wert auf 18% anwachsen und 2050 60% erreicht haben. Ich glaube, dass bis dahin sogar noch deutlich mehr geht, wenn man will, aber politische Ziele dürfen anscheinend in Deutschland nicht ganz so ambitioniert sein.

Fehlende Wärmeziele verhindern Wärmewende

Deutsche Ausbauziele der Anteile der Erneuerbaren Energien an der gesamten Wärmebereitstellung fu?r die Jahre 2020, 2030, 2040 und 2050 *) Interessensvertretung Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE), Ziel nicht vergesetzlicht

In der Bachelorarbeit wurde nach gesetzlichen Zielen in den einzelnen Ländern gesucht. Da in vielen Fällen jedoch gesetzliche Ziele völlig fehlen, musste auf andere Quellen zurückgegriffen werden. So geschehen leider im Wärmebereich, da bis auf ein Ziel in 2020 von 14% nichts festgelegt ist. Nur der Bundesverband für Erneuerbare Energien setzt ein Ziel von 50% bis 2050 fest. Die Strategiewüste dazwischen zeigt aber, dass es keinen wirklichen Fahrplan gibt um bis 2050 so weit zu kommen.

Stromziele am detailliertesten ausgearbeitet

Deutsche Ausbauziele der Anteile der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch inklusive der Ausbaukorridore der Erneuerbaren aus dem Koalitionsvertrag 2013 fu?r die Jahre 2020, 2025, 2030, 2035, 2040 und 205089
Deutsche Ausbauziele der Anteile der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch inklusive der Ausbaukorridore der Erneuerbaren aus dem Koalitionsvertrag 2013 fu?r die Jahre 2020, 2025, 2030, 2035, 2040 und 2050

Was für viele aus der Branche bereits völlig offensichtlich ist, wird in dieser Grafik noch einmal verdeutlicht. Die Energiewende ist vor allem eine Stromwende. Im Strombereich arbeiten zahlreiche Institute an Analysen, die dann der Politik zur Verfügung stehen. So kommt es auch, dass es bereits eine überarbeitete Zielvariante der Erneuerbaren im Strombereich gibt, die sogar in Fünf-Jahres-Schritten aufgebaut ist. Bis 2050 soll der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung also 80% ausmachen. Zum Vergleich: 2013 lag dieser bei 24%.

Ziele machen Politik und vor allem Wirtschaft

Die Politik muss sich im Klaren darüber sein, dass solche Ziele für die Wirtschaft sehr wichtig sind und ein wichtiger Indikator für Investoren sind. Ein Grund warum in der Wärmewende nichts weiter geht, könnte auch darin liegen, dass es keine klaren Ziele gibt, wo die Reise hingeht und demnach auch die Investitionen in diesem Bereich eher zurückhaltend ist. Deutlicher als in diesen beiden Bildern könnte man das nicht ausdrücken.

Im nächsten Beitrag sehen wir die Ergebnisse aus Österreich und am Schluss liefere ich auch die gesamte Arbeit zum Download, wer es bis dahin nicht erwarten kann, kann die vollständige Arbeit bei uns unter office@nullblog.paradigma.de anfordern.

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