Bio-Ökonomie

Lasst uns mal über Bio-Ökonomie sprechen!

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Auf der Suche nach einer angesichts des massiven Klimawandels dringend nötigen alternativen Wirtschaftweise, die nicht auf fossilen Rohstoffen fusst, fällt immer wieder der Begriff “Bio-Ökomomie”, hierzulande auch “Bioökonomie” und “BioÖkonomie” geschrieben. Wir wollen hier Fragen beantworten wie: Was ist Bio-Ökonomie? Wie könnte Bio-Ökonomie funktionieren? Welche Vor- und Nachteile brächte Bio-Ökonomie? Gibt es bereits real existierende Bio-Ökonomie? Was muss getan werden, um Bio-Ökonomie umzusetzen?

Was ist Bio-Ökonomie?

Für die Bundesregierung umfasst “die Bioökonomie die Erzeugung, Erschließung und Nutzung biologischer Ressourcen, Prozesse und Systeme, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustellen. Sie birgt das Potenzial für nachhaltige Lösungen, die Ressourcen schonen und gleichzeitig Wohlstand schaffen” (Quelle: Bundesmministerium für Bildung und Forschung).

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Der Bioökonomierat, der nach eigenen Angaben die Bundesregierung bei der Umsetzung der „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030″, ein Forschungsförderprogramm mit einem Fördervolumen von 2,4 Milliarden Euro über sechs Jahre, sowie der „Nationalen Politikstrategie Bioökonomie” mit dem Ziel unterstütze, optimale wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen für eine biobasierte Wirtschaft zu schaffen, erklärt, was es heißt, bioökonomisch zu denken: “… die Kreisläufe der Natur zu kennen und für die Energiewirtschaft, die Nahrungsmittel-, Papier- und Textilindustrie oder auch Chemie und Pharmazie nicht nur zu nutzen, sondern auch im Sinne von Umwelt- und Ressourcenschutz zu erhalten. Das erfordert Bioökonomie-Forschung für Innovation.”

Demnach sei die Bio-Ökonomie kein neuer Wirtschaftszweig, sondern vielmehr Zeugnis des Umdenkprozesses, der in vielen Industrien und wirtschaftlichen Sektoren bereits in vollem Gange sei.

Kritik an deutscher Bio-Ökonomie-Strategie

Laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) stelle die Bio-Ökonomie einen “Paradigmenwechsel von einer erdöl- zur einer pflanzenbasierten Wirtschaft dar”. Der NABU kritisierte mit einem Gutachten die nahezu ausschließliche Beschränkung vom “‘Forschungs- und Technologierat Bioökonomie'”, der sich “nahezu ausschließlich auf technologische Lösungen” beschränke. „Eine Auseinandersetzung mit der Frage, inwieweit die dramatischen aktuellen Probleme Folgen des Lebensstils der reichen Länder, der Grünen Revolution und des Erdölrausches sind, sucht man beim Bioökonomierat vergebens“, erklärt NABU-Präsident Olaf Tschimpke hier.

Der Bioökonomierat setze demnach vordergründig auf die Forschung in den Bereichen Gentechnologie und synthetische Biologie/Systembiologie, um diverse Zielkonflikte zu entschärfen. So solle die Rohstoffbasis des Wirtschaftens verändert, Biomasse verstärkt als Energieträger angeboten und zugleich die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung sichergestellt werden. Die daraus resultierende Konkurrenz der Landnutzungen solle allein mit der Intensivierung bioökonomischer Ansätze entschärft werden. Grundsätzlich richte sich der Rat dabei auf Wachstum aus und wie dieses permanente Steigerungs-Diktat stimuliert werden könne, kritisiert Olaf Tschimpke. Begrenzungen des Wachstums würden dem NABU-Präsident zufolge zwar gesehen, aber der Rat gehe davon aus, dass neue technologische Möglichkeiten diese Grenzen überwinden würden. So setze der Bioökonomierat ganz auf das Motto “‘mehr vom selben'” und löse mit seiner Fixierung auf technischen Fortschritt keines der Probleme, die aus eben diesem zu engen Verständnis von Natur und Umwelt resultierten. Der NABU schreibt, dass die Transformation der Gesellschaft für ein „biobasiertes“ Zeitalter eine offene Debatte mit der Zivilgesellschaft und dem Parlament voraussetze.

Welche Rolle spielt Bio-Ökonomie derzeit im politischen Diskurs?

Die Wikipedia schreibt, dass das Konzept der Bioökonomie in den vergangenen zehn Jahren weltweit an politischer Dynamik und Bedeutung gewonnen hätte. Demnach hätten bereits im Jahr 2015 45 Länder, darunter die EU, die Bioökonomie in ihren politischen Strategien verankert, wobei es vielseitige Ansätze und Motivationen dafür gebe, wie die Staaten die Bio-Ökonomie fördern würden. Demnach hätte Deutschland, ebenso wie beispielsweise Finnland, Japan, Südafrika oder die USA umfassende bioökonomische Politikstrategien veröffentlicht, während andere Staaten die Bioökonomie aus dem Blickwinkel eines bestimmten Politikbereiches (Biotechnologie, Bioenergie) sähen. Wieder andere Länder würden Bio-Ökonomie in ihre Sektorstrategien integrieren oder sich auf bioökonomische Themen in ihren Forschungsstrategien konzentrieren.

Welche wirtschaftliche Bedeutung hat Bio-Ökonomie derzeit?

In der Wiki ist zudem zu lesen, dass die Bioökonomie schon heute ein Wirtschaftsfaktor sei. 2013 erwirtschaftete die Bioökonomie in der EU schätzungsweise einen jährlichen Gesamtumsatz von  2,1 Billionen Euro bei und beschäftigte rund 18,3 Millionen Arbeitnehmern. Das seien knapp zehn Prozent der Erwerbstätigen in der EU).

In Deutschland würde demnach ein Achtel der Beschäftigten von bioökonomischen Unternehmen abhängen, die knapp acht Prozent der deutschen  Bruttowertschöpfung erwirtschafteten.

Was ist zu tun, damit der Wandel der aktuellen Wirtschaftsweise in Bio-Ökonomie gelingt?

Der Wandel zur grüneren, nachhaltigen Bioökonomie sei laut dem Bioökonomierat nur mit entsprechenden politischen Weichenstellungen machbar. Es seien demnach Anreize nötig:

  • für Unternehmer, um ihnen die langfristigen Vorteile bioökonomischen Wirtschaftens näher zu bringen
  • für Verbraucher, um sie von der Notwendigkeit nachhaltigen Konsums zu überzeugen. Das gelinge nicht alleine mit neuen, attraktiven Produkten. Dafür seien Verhaltensänderungen nötig, denn es ginge nicht nur um den Verzicht auf bioökonomisch schädliche Produkte, sondern vor allem um Kreativität und gesellschaftliches Engagement für “neue Ideen, die die Natur nicht mehr ausnutzen, sondern erhalten und als Quelle für ein gesundes Leben dieser und künftiger Generationen schützen wollen”.

Garfik: Doreen Brumme