Wie teuer ist Wärme in Europa?

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Einen Platz an der Sonne, wie ihn die Südeuropäer haben, wünscht sich so manches Nordlicht. Denn die Sonne des Südens bedeutet nicht nur Licht, sondern auch Wärme. Mehr davon … In diesem Artikel geht es um die Wärme in Europa. Um die dank Solarthermie erzeugte. Und darum, was Solarthermie in Europa kostet. Die European Solar Thermal Industry Federation (kurz: ESTIF) hat dazu gerade eine spannende Übersicht veröffentlicht. Schaut selbst!

Was sind Gestehungskosten? Solarthermie und ihr Preis

Cornelia hat sich hier auf unserem Blog bereits mit den sogenannten Gestehungskosten beschäftigt. Deshalb an dieser Stelle nur noch mal ganz kurz eine Definition des Begriffs frei nach der Umweltdatenbank.de: Wärmegestehungskosten sind die Kosten einer Wärmeeinheit, beispielsweise einer Kilowattstunde (kWh). Sie errechnen sich aus den Investitionskosten und den Betriebskosten während der Lebensdauer. Connys Gleichung lautet:

Wärmepreis = Annuität der Investition / Jahreswärmebereitstellung

Während für alle möglichen Heizungssysteme / Energieträger recht gute Daten darüber vorliegen, was sie tatsächlich kosten, ist die Datenlage bei Solarthermie nach wie vor recht dünn. Doch es tut sich auch hier etwas: Die ESTIF hat kürzlich ein paar Zahlen und Diagramme präsentiert, die Rückschlüsse darauf zulassen, was solarthermische Wärme in Europa kostet, auch der neue Rechner von Solites und SDH geht in diese Richtung.

Wer oder was ist ESTIF?

Bevor wir uns die ESTIF-Infos einmal näher betrachten, wollen wir kurz klären, wer oder was hinter dem Akronym eigentlich steckt. In der Selbstdarstellung der Organisation heißt es: „The European Solar Thermal Industry Federation (ESTIF) is the voice of the solar thermal industry, actively promoting the use of solar thermal technology for renewable heating and cooling in Europe. With around 80 members from 17 European countries, ESTIF represents the entire value chain.”

Die ESTIF hat sich demnach Folgendes auf die Fahne geschrieben: “ESTIF’s Mission is to achieve high priority and acceptance for solar thermal as a key element for sustainable heating and cooling in europe and, with immediate effect, to work for the implementation of all necessary steps to realize the high potential of solar thermal.”

Was kostet Solarthermie in Europa?

Wärmegestehungskosten  Solar
Wärmepreise in Europa – Sehr grosse Bandbreiten in den einzelnen Technologien. Die roten Balken beziehen sich auf Solarthermie. (Quelle: ESTIF/RHC-Renewable Heating and Cooling Platform)

Laut der ESTIF liegen die Kosten fürs Heizen in Zentral- und Nordeuropa  für  DHW-forced-circulation-Systeme (auf Deutsch: „Systeme mit Zwangsumlauf“, also Anlagen mit Pumpen; DHW = Domestic Hot Water Heating) zwischen 8 und 19 Eurocent pro kWh. Die für Kombi-Anlagen zwischen 15 und 23 Cent pro kWh.

In Südeuropa, wo traditionell mehr sogenannte Thermosiphon-Anlagen oder Schwerkraftanlagen installiert sind, dazu kommen wir gleich noch ausführlicher, liegen die Kosten zwischen 4 und 11 Cent pro kWh.

Das ist ein auffallend großer Unterschied, findet ihr nicht auch? Spannend ist also jetzt die Antwort auf die Frage, wie dieser Unterschied zustande kommt.

Ist Solarthermie in Südeuropa preiswerter als in Mittel- und Nordeuropa? Warum?

Der deutliche Preisunterschied liegt sicher vor allem darin begründet, dass es gravierende Unterschiede zwischen Nord- und Südeuropa gibt hinsichtlich der Art der Solarthermie-Anlage, die bevorzugt installiert wird.

Laut ESTIF dominieren in Regionen mit wärmeren klimatischen Verhältnissen wie rund ums Mittelmeer (sogenannte mediterrane Zone) oder auch China Solar Domestic Hot Water Systems (SDHW) wie Thermosiphon- und Schwerkraftanlagen. In Zentral- und Nordeuropa eher Forced-Circulation-Systems. Letztere sind demnach schon allein deshalb teurer in der Anschaffung und Installation, weil sie aus mehr Komponenten (zum Beispiel die Pumpe, die Regler) bestehen als typische Siphonsysteme, die von der ESTIF als einfach, robust und sehr kosteneffizient beschrieben werden. Forced-Circulation Systems  hingegen seien demzufolge zwar flexibler, aber auch komplexer und deshalb kostenintensiver.

Titelfoto: bIO-54o / photocase.com, Grafik: ESTIF