Interview mit SHK-Azubi Arne Baum müller + sohn frechen

“Diese Chance musste ich ergreifen!”

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Das sagte uns Arne Baum im Interview. Der 18-Jährige ist Auszubildender (Azubi) in unserem Paradigma-Partnerbetrieb müller + sohn bad + heizung GmbH in Frechen und war im Rahmen seiner Ausbildung im Mai 2024 zu einem Austausch in Finnland. Was Arne dazu bewog, an dem Austausch teilzunehmen, wie er den Handwerks-Alltag in Finnland erlebte und was der Auslandsaufenthalt ihm gebracht hat, das berichtet er uns hier. 

Arne, bitte stellen Sie sich kurz vor!

Gerne. Ich bin Arne Baum, 18 Jahre alt und Auszubildender zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bei müller + sohn. Ich bin in Köln geboren worden, doch meine Eltern zogen mit mir – und meiner Schwester im Bauch – vor Jahren schon nach Frechen, wo ich die Grundschule und die Realschule besuchte. Letztere schloss ich mit einem guten Zeugnis ab.

Warum wollen Sie SHK-Handwerker werden?

Dass ich mal ins Handwerk gehen würde, stand für mich schon länger fest. Mit der Schule weiterzumachen, war für mich keine Option, ebenso wenig ein Bürojob. Der Hauptgrund: Mir fällt es schwer, lange stillzusitzen. Ich bin lieber in Bewegung, arbeite gerne mit meinen Händen.

Wie kamen Sie zu müller + sohn?

Meine Eltern waren Kunden der Firma. Meine (inzwischen) Kolleg:innen betreuten die Heizung in unserem Haus. Ich setzte mich bei Wartungsterminen schon von klein auf neben die Handwerker:innen und schaute ihnen neugierig bei der Arbeit zu. Ich fragte, was sie da genau machten, und ließ mir erklären, welches Bauteil welche Aufgabe erfüllt. Ich fand das alles höchst spannend. Ich erinnere mich gut daran, dass ein Handwerker bei einer solchen “Sitzung” zu mir sagte: “Pass auf, Junge, wenn du mit der 10. Klasse fertig bist, dann kommst du zu uns in den Betrieb zur Ausbildung…” Und genau das habe ich gemacht. Beim Bewerbungsgespräch habe ich die “Einladung” natürlich erwähnt.

Interview mit SHK-Azubi Arne Baum müller + sohn frechen

Erzählen Sie bitte etwas über Ihren Ausbildungsbetrieb!

Wir sind ein großer Betrieb mit breit gefächertem Arbeitsfeld. Wir kümmern uns um Bad und Heizung, machen im Zuge dessen große und kleine Jobs im Haushalt der Kundschaft. Wir decken Frechen und Umgebung ab, rund 60 Kilometer im Umkreis. Mitunter sind wir auch in Köln und Euskirchen am Arbeiten. Ich interessiere mich sehr für die Bereiche Kundendienst und Badezimmer. Also bin ich auch auf den Baustellen mit dabei. Wir haben zwei Baustellentrupps, die bauen eine Paradigma Heizung nach der anderen ein. Ich habe schon Pelletheizungen und Gasthermen installiert. Auch Solarthermie habe ich schon mit aufs Dach gebracht. Wobei ich meist der Mann am Boden bin, der die Kolleg:innen oben auf dem Dach sichert.

Sie absolvierten im Mai 2024 einen Teil Ihrer Ausbildung in Finnland: Wie kam’s?

Meine Berufsschule bietet ein Austauschprogramm für Azubis im zweiten Jahr an. Eines Tages kam ein Lehrer in unsere Klasse und stellte uns den internationalen Austausch vor: Zur Wahl standen Spanien und Finnland. Wer sich dafür interessierte, konnte sich bewerben. Ich fand das spannend und fragte erst mal nach mehr Infos. Dann entschied ich mich, mich zu bewerben. Ich dachte mir: “Komm, diese einmalige Gelegenheit lässt du dir nicht entgehen!” Der Papierkram war nicht ohne – aber überschaubar. Da ich Spanien bereits besucht hatte und kein Freund großer Hitze bin, bewarb ich mich um einen Platz in Finnland – Skandinavien stand ganz weit oben auf meiner Reiseliste – und bekam eine Zusage.

Mit mir reiste noch ein Elektriker aus meiner Berufsschule mit. Wir machten vorab einen Zwischenstopp in Helsinki und buchten uns ein Hotelzimmer, um Finnlands Hauptstadt kennenzulernen. Anschließend fuhren wir mit dem Zug nach Kouvola, unserem Ausbildungsort. Dort wurden wir am Bahnhof von unserem Vermieter mit dem Auto zu der Wohnung gebracht, die wir für unseren Aufenthalt angemietet hatten. Wobei ich sagen muss, dass wir beide uns lediglich um unsere Flüge und die Zugfahrt kümmern mussten, alles andere lief über das Austauschprogramm.

Wie war der erste Tag im finnischen SHK-Handwerk?

Am 6. Mai 2024, morgens um 7 Uhr, stand ich das erste Mal in meinem finnischen Gastausbildungsbetrieb Kouvolan Putkityö OY. Doch an dem Tag musste ich noch gar nicht arbeiten, ich wurde eingekleidet und einem Gesellen zugewiesen, der sich während meines Aufenthaltes um mich kümmerte. Vili war mit 22 Jahren fast mein Alter, wir verstanden uns vom ersten Moment an gut. Er holte mich jeden Morgen ab und brachte mich nach Feierabend wieder heim, da das mit dem öffentlichen Busverkehr deutlich umständlicher gewesen wäre.

Welche Sprache haben Sie miteinander gesprochen?

Englisch. Die Finnen sprechen ein sehr gutes Englisch. Ich habe mir sagen lassen, dass der Grund dafür ist, dass die Filme im finnischen Fernsehen und Kino im englischen Original mit finnischen Untertiteln gezeigt werden. Die Finnen wachsen auf diese Weise quasi zweisprachig auf.

Und haben Vili und ich uns mal nicht verstanden, weil keiner von uns beispielsweise den Namen eines Bauteils auf Englisch wusste, half uns ein Blick aufs Handy immer schnell über die Sprachbarriere hinweg.

Haben Sie im Azubi-Alltag in Finnland Unterschiede zu Deutschland festgestellt?

Der Handwerkertag beginnt wie hier um 7 Uhr, der Rest ist in Finnland eine Stunde vorgezogen. Beim Feierabend um 15 Uhr ist das von Vorteil, aber auf ein Mittagessen um 11 Uhr konnte ich mich nur schwer einlassen. Dabei war das Essen richtig gut, halt nur zu brutal früher Zeit. Zu Mittag (lunasaika) kehren die Handwerker:innen in Finnland in Lunchplaces ein, die es an jeder Ecke gibt und Buffets mit “von allem etwas” bieten. Der Lunchteller war immer entsprechend bunt.

Interview mit SHK-Azubi Arne Baum müller + sohn frechen

Haben Sie auch Unterschiede im Handwerk beobachtet?

Ein, zwei Sachen sind mir schon aufgefallen: So sind in Finnland, anders als hierzulande, viele Leitungen nicht unter Putz verlegt, sondern obenauf. Selbst an der Decke liegen die Leitungen oft auf Putz und werden dann gerne in der jeweiligen Farbe angepinselt. Die finnischen Häuser sind großzügiger gebaut, mehr in die Breite, als wir es in Deutschland machen, wo alles platzsparend und bestenfalls hoch hinaus gezogen wird. Hier ist die Fläche viel teurer als in Finnland. Das führt dazu, dass die Bäder luftiger gestaltet werden können. Badschränke bis unter die Decke um jeden Zentimeter Platz zu nutzen, habe ich dort nicht gesehen. Die Heizungen sind auch nicht wie bei uns gepresst. Und bei der Hausinstallation schrauben die Finnen viel mehr als wir. Da bekommt nahezu jede Leitung eine Klemmringverschraubung.

Wie heizen denn die Finnen? Und stimmt’s, dass die Erfinder der Sauna tatsächlich alle Saunen betreiben?

Ich habe viele Wärmepumpen gesehen. Auch Holzkessel sind im Einsatz. Und ja, Saunen sind ein Muss – ganz gleich, ob in einem Haus oder in einer Wohnung. Wer keine hat, gehört zur Randgruppe. Selbst unser Vermieter war beim Einzug schon fast aus der Tür, als er noch einmal zurückkam, weil er ganz vergessen hatte, uns die zur Mietwohnung gehörende Sauna zu zeigen. Und siehe da: Im Bad hinter einem Vorhang gab es eine Holztür, die zu einer kleinen Sauna führte.

Was war die größte Herausforderung Ihres Auslandsaufenthalts?

Ganz ehrlich: Den Mut zu fassen, tatsächlich ins Flugzeug zu steigen.

Wie unterstützte Sie Ihr Heimatbetrieb?

Der musste einen Monat auf mich verzichten – und mich trotzdem bezahlen, damit ich in Finnland auch arbeitsversichert war. Das war eine große Stütze, für die ich dankbar bin. Als ich wieder in meinem Betrieb war, traf ich zudem auf echtes Interesse an dem, was ich in Finnland gesehen, gelernt und gemacht hatte. Ich musste sogar einen Bericht schreiben.

Was war Ihr schönstes Erlebnis in Finnland?

Es fällt mir schwer, einen klaren Favoriten zu benennen. Mir gefiel die Gastfreundschaft der Finnen sehr. Die leben eine echte Willkommenskultur: Jede und jeder ist willkommen und darf auch mal einen Fehler machen. Jeder und jedem wird geholfen. Und dann war da natürlich die Natur. Die vielen grünen Nadelbäume – und alles war sauber, nirgends lag Müll herum.

Würden Sie anderen Azubis im Heizungsbereich auch zu so einem Auslandsaufenthalt raten?

Wer da nicht mitmacht, lässt sich was entgehen. Ich empfehle das ganz klar. Denn es ist eine riesen Chance, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Natürlich sollte man sich darüber bewusst sein, was es heißt, so lange weg von zuhause zu sein. Gerade oben in Finnland ist man mitunter ziemlich abgeschottet vom Rest der Welt.

Mich haben die fast fünf Wochen in Finnland verändert. Ich bin von Haus aus ein Typ, der eher vier, fünf Mal abwägt, bevor er sich entscheidet. Doch seit ich in Finnland war, bemerke ich, dass ich mir viel häufiger sage: “Du hast Finnland geschafft, dann kannst du das jetzt auch schaffen!”

Werden Sie Finnland wieder besuchen?

Da bin ich mir sicher. Ich möchte die Kolleg:innen in meinem Gastbetrieb gerne besuchen und mir mehr vom Land anschauen. Wir stehen via Social Media in gutem Kontakt. In den paar Wochen ist besonders zwischen mir und “meinem Gesellen” Vili eine echte Freundschaft gewachsen. Nächstes Jahr will er zum ersten Mal nach Deutschland kommen – ein Treffen ist geplant. 

Vielen Dank, Arne, dass Sie uns so früh am Morgen (8:15 Uhr vor Schulbeginn) schon Rede und Antwort gestanden haben!

Fotos: Arne Baum