IRENA Studie Solarthermie 2050

2050 zehnmal mehr Solarthermie als heute – eine Empfehlung der IRENA

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Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien, IRENA, hat in einer neuen Studie untersucht, wie sich das Energiesystem bis 2050 verändern muss, damit die Klimaziele von Paris eingehalten werden. Ein Kapitel der Studie ist auch den Energiesystemen im Gebäudesektor gewidmet. Darin empfiehlt die IRENA unter anderem, dass sich die Solarthermie-Installationen verzehnfachen sollte.

In der im April veröffentlichten Studie mit dem Titel “Global Energy Transformation: A Roadmap to 2050”, die Ihr hier als PDF aus dem Internet downloaden könnt, geht die IRENA davon aus, dass Gebäude künftig gut gedämmt und elektrische Geräte hocheffizient arbeiten würden. So rechne die Energieagentur unter anderem damit, dass Smart-Home-Systeme Beleuchtung und Heizung in großem Umfang steuern würden und fortschrittliche Heiz- und  Kühlsysteme sowie verbesserte Dämmungen zum Einsatz kämen. Trotz aller Effizienz werde die Stromnachfrage im Gebäudesektor der IRENA zufolge jedoch um bis zu 70 Prozent bis 2050 stark wachsen. Diese zwei Gründe führt die Agentur dafür an:

  1. Der Strombedarf in den Schwellenländern steige stark.
  2. Die Elektrifizierung des Heizens mit Wärmepumpen werde anwachsen.

Zudem werde sich die Gebäudefläche bis 2050 weltweit fast verdoppeln, schreibt die IRENA: von derzeit 150 Milliarden Quadratmeter auf 270 Milliarden Quadratmeter  in 2050.

Verzehnfachung des Anteils der Solarthermie am Erneuerbaren Energien-Mix empfohlen

Die der Studie zugrunde liegenden 36 Prozentanteile der Erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch der Gebäude im Jahr 2015 sollen sich bis 2050 auf 77 Prozent erhöhen. Die Solarthermie, so empfiehlt die IRENA, solle ihren Beitrag dazu von 1 Prozent (2015) auf 10 Prozent (2050) steigern – und mit dieser Verzehnfachung der aktuellen Solarthermie-Kollektorfläche das größte Wachstum zeigen: von 600 Millionen Quadratmeter auf über 6.000 Millionen Quadratmeter. Insbesondere die Nutzung von Solarwärme als niedrig temperierte Prozesswärme werde schrittweise wachsen, so dass sie sieben Prozent des Bedarfs von dieser Seite decke. Geothermie müsste demnach knapp sechsmal mehr Energie liefern als bislang und die Anzahl der heute betriebenen Wärmepumpen müsste von 20 Millionen Stück weltweit auf 253 Millionen anwachsen.

Für eine im Einklang mit dem Klimaabkommen von Paris verlaufende Entwicklung der Energiesysteme im Gebäudesktor – die IRENA-Studie basiert auf dem Erreichen des Zwei-Grad-Ziels – sei der Kohlendioxid-Ausstoß der Gebäude von derzeit weltweit 2,8 Gigatonnen jährlich auf 0,8 Gigatonnen zu senken. Das gelänge unter anderem mit einem Aus für etwa 570 Millionen traditionelle Holzöfen zum Kochen, die mit modernen Geräten ersetzt werden müssten.

Kosten, Kosten, Kosten der Energiewende im Gebäudesektor

Der Großteil der Energieversorgung der Gebäude laufe der IRENA zufolge über Grünstrom (48 Prozent), gefolgt von Solarthermie (10 Prozent) und sogenannte moderner Biomasse (14 Prozent). Damit seien unter anderem Reststoffe der Agrarwirtschaft oder Müll gemeint. Geothermie und erneuerbare Fernwärme würden im Vergleich dazu nur drei beziehungsweise zwei Prozentanteile dazu beitragen.

Die nötigen Investitionen für die Umstrukturierung der Energiesysteme seien laut der IRENA-Studie hoch: 31 Billionen Euro könnten es für den Umbau des Gebäudebereichs von 2015 bis 2050 weltweit sein, steht in der Studie. Um Gebäude mit Erneuerbaren Energien zu versorgen, seien weitere 1,3 Billionen Euro nötig.

“Mit öffentliche Geldern allein ist das nicht zu schaffen”, sagte Adnan Amin, Generaldirektor der Irena, anlässlich der Präsentation der Studie in Berlin. Damit die Energiewende Erfolg habe, wären daher die richtigen politischen Rahmenbedingungen wichtig. Privatinvestoren müssten wissen, dass ihr Kapital sicher angelegt sei, sagte Amin weiter. Das sei deshalb so wichtig, weil bei den Erneuerbaren Energien meist 100 Prozent der Investitionen zum Projektstart anfielen.

Lob für Deutschlands Energiewende

Adnan Amin weilt wegen des Energy Transition Dialogues in Berlin – eine internationale Konferenz, mit der das Auswärtige Amt und das Wirtschaftsministerium der Bundesrepublik Kontakt zu Energiewende-Akteuren weltweit pflegen. Amin habe dort laut einem Bericht am Vorabend die positive Botschaft von den Vorteilen der neuen Infrastruktur, die mit der Energiewende geschaffen werde verkündet: Wir seien demnach mitten in einer neuen Wachstums-, Innovations- und Investitionsphase in die Infrastruktur. Deren Ursprung verortete Amin in der deutschen Öffentlichkeit, die in Solarpanele investiert hätte, sowie bei den deutschen Ingenieuren, die den Rahmen dafür geschaffen hätten. Adnan Amin erwarte, dass die Dynamik der Energiewende immer stärker zunähme.

Um die Energiewende zu fördern, empfiehlt die IRENA-Studie eine Kombi von Energieeffizienz mit Erneuerbaren Energien, zum Beispiel beim Sanieren öffentlicher Gebäude. Außerdem sollten mehr Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplungen zum Einsatz kommen, die der Steigerung der Energieeffizienz dienten. Denn kämen Maßnahmen wie diese zu spät, könnten auch Immobilien zu verlorenen Vermögenswerten werden, warnt eine weitere Studie der IRENA zum Thema “Stranded Assets and Renewables: How the energy transition affects the value of energy reserves, buildings and capital stock”.

 Foto: Titel der IRENA-Studie