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Das Energiewunder des Bill Gates

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Ein Energiewunder muss her, sagt reichste Mann der Welt – geht’s nicht auch eine Nummer kleiner? In einem Interview mit dem US-Magazin The Atlantic redet Bill Gates über sein Engagement gegen den Klimawandel. Die Erneuerbaren Energien kommen dabei nicht gut weg.

Push & Pull für Energieinnovationen

Wenn wir so weitermachen wie bisher, schrammen wir am 2-Grad-Ziel vorbei, so der Microsoft-Gründer. Um die globale Erwärmung auf weniger als weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken, müssten die weltgrößten CO2-Produzenten wie USA und China ihre Emissionen bis zum Jahr 2050 auf Null reduzieren.

Dies aber sei beim gegenwärtigen Tempo der Entwicklungen nicht sehr wahrscheinlich: Dazu müssten erst einmal die Ziele der UN-Klimakonferenz ernst genommen werden. Auch dann sei die Versuchung groß, sich leicht erreichbare Etappenziele zu setzen, wie die Reduzierung um lediglich 30 % bis 2030. Die komplette Reduzierung bis 2050 zu schaffen sei dann praktisch unmöglich.

Der Markt alleine, sagt Bill Gates voraus, wird es auch nicht richten. Deshalb solle der Staat die Forschung und Entwicklung (F&E bzw. auf Neudeutsch R & D für Research and Development) in der Breite fördern; anschließend sollten dann private Investoren, die es sich leisten können, wirtschaftliche Risiken einzugehen einige Milliarden in aussichtsreiche Energie-Start-ups stecken und damit die Innovationen pushen. Gates selbst stellt bereits Geld zur Verfügung.

Das “Pull”, also zusätzlicher Zug, soll durch eine CO2-Steuer entstehen. Nur wenn es Geld koste, fossile Energie zu verbrauchen, schwenkten Firmen und Verbraucher auf Alternativen um, so die These von Gates.

Mit kleinen Lösungen mag sich der Microsoft-Gründer nicht aufhalten

Das so genannte Divestment – also der Abzug von Kapital aus CO2-lastigen Anlageformen – sei eine Verschwendung von Idealismus und Energie. Umweltschützer würden überdies die Kosten von Photovoltaik gegenüber den fossilen Energien schönrechnen.

So lässt Bill Gates an den Erneuerbaren Energien kaum ein gutes Haar. Wind und Sonne seien hoch subventioniert und nicht durchgehend verfügbar, das Problem der Speicherung noch nicht gelöst. Wasserkraft könne keinen nennenswerten Beitrag leisten und auch die Atomenergie sei nicht das Wahre – hier gebe es Probleme mit den Kosten, der Sicherheit und der Endlagerung des Atommülls.

Fossil führt in die Klimakatastrophe, Erneuerbare bringen’s nicht – was bleibt da noch?

Nichtsdestotrotz engagiert sich Bill Gates schon länger für Nuklearenergie: 2006 gründete er TerraPower mit – eine Firma, die sich mit einem alternativen Konzept für einen Atomreaktor beschäftigt, dem Laufwellen-Reaktor. In der Praxis gibt es bisher keinen Reaktor dieses Typs, aber die das Risiko wäre wohl kaum geringer als bei herkömmlichen Atomkraftwerken. Und auch im umstrittenen Geoengineering hat der Big Player Bill Gates seine Finger drin.

Wird Bill Gates die Welt retten?

Wenn ich die Aktivitäten der Gates Stiftung verfolge, bin ich zwiegespalten: Da erkennt und benennt einer globale Probleme – und ist zufällig bereit, Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung zu stecken. Doch ob er mit neuen Technologien die Welt retten kann? Ein “Atomreaktortyp der 4. Generation” erregt zwar Aufsehen, nährt aber nur das Märchen von der beherrschbaren Atomkraft. Und Geoengineering würde massiv in den Klimahaushalt der Erde eingreifen. Beides mit unabsehbaren Folgen. Auf den Kosten der alten Atomkraftwerke bleiben wir ja jetzt schon sitzen.

Was könnte man mit “nur” einer Milliarde US-Dollar bei den Erneuerbaren nicht alles erreichen! Doreen hat vor einem guten Jahr eine Studie über sehr erfolgreiche US-amerikanische Solarthermieprojekte vorgestellt, die sich ökologisch und ökonomisch rechnen. Warum werden nicht mehr davon umgesetzt? Dafür und für weitere Innovationen im Solarthermiebereich könnte so eine Milliarde aus der Gates-Stiftung auch einiges tun. Doch von Wärme spricht Bill Gates überhaupt nicht – wie so häufig bleibt die Diskussion auf Strom beschränkt; der Bedarf für Heiz- und Prozesswärme, Kühlung und Mobilität bleibt außen vor.

Foto: Simon Davis/DFID