Elotherm Anderson

Wolfgang Günther: “Wir brauchen Förderung nach Leistung – auch für kleine Anlagen” | Handwerker des Monats 11/2015

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Es ist wieder so weit: Wir stellen Euch heute unseren „Handwerker des Monats November“ vor: Wolfgang Günther ist Inhaber und Geschäftsführer der Elotherm Anderson GmbH mit Sitz im niedersächsischen Hänigsen, 27 Kilometer östlich von Hannover. Im Interview wünscht sich der Solarthermiker dringend eine transparente und ertragsbezogene Förderung für kleine Solarthermie-Anlagen.

Inhaltsverzeichnis

Doreen Brumme für Ecoquent Positions: Wolfgang Günther, beschreiben Sie bitte kurz Ihren Betrieb!

Wolfgang Günther: Ich hatte seit 1991 als Betriebsleiter in den neuen Bundesländern gearbeitet und wollte nach zig Monaten fern der Familie wieder mit meinen Lieben zusammenleben. Da kam mir das Angebot von Georg Anderson, damals Obermeister der Innung, gerade recht, der 1994 seinen Betrieb verkaufen wollte. Obwohl sein Heizungsbau-Unternehmen sich längst einen Namen gemacht hatte, war Anderson schon mit drei Übergabeversuchen gescheitert – der Obermeister erwog sogar schon eine Schließung des Betriebes. Und dann kam ich.

Als ich Inhaber wurde, hatte der Betrieb eine dünne Personaldecke, es gab einen Altgesellen und einen Azubi. Den Anderson-Kundendienstler konnte ich damals wieder einstellen und heute sind wir 15 Mitarbeiter.

Ökologische Heiztechnik, Badsanierung – das sind heute unsere hauptsächlichen Tätigkeitsfelder. Und wir sind Spezialist für Kirchenheizungen! 350 Kirchen in Norddeutschland zählen zu unseren Stammkunden, deren Heizungsanlagen wir warten, optimieren und wenn nötig auch sanieren.

Und wie kamen Sie selbst zur Solarthermie?

Ich bin Mitte der 1970er-Jahre in die Lehre gegangen: zuerst als Gas- und Wasserinstallateur und gleich im Anschluss als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer. Als ich meinen Dienst in der Bundeswehr hinter mir hatte, machte ich in beiden Berufen die Meisterprüfung in Braunschweig. Doch das reichte mir noch nicht, also studierte ich neben dem Job und wurde Betriebswirt des Handwerks. Damit fühlte ich mich für die Zukunft gerüstet.

Solaranlagen weckten schon früh meine Aufmerksamkeit, bereits als Azubi und Junggeselle war ich von der Technologie fasziniert. Unvergessliches Highlight meiner Lehrzeit war, dass ich an einer der damals noch seltenen Flachkollektor-Anlagen mit bauen konnte. Während ich in den neuen Bundesländern  arbeitete, bekam ich es erst so richtig mit der Solarthermie und den ersten Solarheizungen zu tun. Ich habe Anlagen verkauft und eingebaut.

Und deshalb steht das Thema Solarthermie bis heute auf der Liste Ihrer Dienstleistungen … 

Ganz genau!

… und Sie haben sich entschieden, eine Partnerschaft mit Paradigma einzugehen?

Anfang der 1990er-Jahre waren es schon Röhrenkollektoren mit Heatpipes, die wir installierten. Ich war schon damals überzeugt davon, dass eine Heizungsunterstützung nur mit Röhrenkollektoren zu verwirklichen ist – was mir fehlte, war ein Hersteller, der mich überzeugte. Heatpipes gaben zu schnell den Geist, sprich: ihr Vakuum, auf ….

Und dann lernte ich Paradigma kennen. Die Produkte überzeugtem mich – das war für den Vertrieb  die wichtigste Voraussetzung.

Welches der von Ihnen bisher realisierten Solarthermie-Projekte ist Ihr Lieblingsprojekt und warum ist es das?

In jedem Projekt steckt mein Herzblut. Eine große Herausforderung war das Mehrfamilienhaus in Celle mit 18 Wohneinheiten, das wir mit einer 40 Quadratmeter großen Kollektorfläche bestückt haben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Von Januar bis heute erntete die Anlage satte 14.500 kWh (Wir stellen Euch das Projekt in Kürze ausführlich vor, also dranbleiben! – Anmerkung von Doreen).

Und wo drückt der Schuh im Alltag? Welche Hürden sind im alltäglichen Umgang mit Solarthermie gegebenenfalls besonders hoch beziehungsweise schwer zu nehmen?

Es ist immer wieder in Gesprächen mit Kunden festzustellen, dass der Unterschied zwischen Solarthermie und Photovoltaik nicht bekannt ist. Wir befinden uns mit der Thermie daher auch im Abwärtsstrudel der PV-Industrie, weil es heißt: „Für Solar gibt es ja kaum noch Förderung!“ – es rechnet sich also nicht. Das Gegenteil ist aber der Fall, wir haben viele erstaunliche Beispiele dafür.

Was wünschen Sie sich für Ihren Solarthermie-Job?

Endlich eine transparente Förderung, die Leistung fördert und nicht Fläche – auch für Kleinanlagen. Und  …..darf ich das sagen? (lacht) …

Sie dürfen hier alles sagen!

… einen Ölpreis von zwei Euro pro Liter.

Wolfgang Günther, in Gesprächen mit Handwerkern hören wir mitunter, dass es so manchem Kollegen lieber sei, ein Bad einzubauen, als eine Solarthermie-Anlage aufs Dach zu montieren. Wie sehen Sie das “Baddilemma” – und falls es so ist, was müsste Ihrer Meinung nach zugunsten der Solarthermie verbessert werden?

Wir bauen natürlich auch sehr gerne Bäder, das ist eine unserer Kernkompetenzen. Es ist uns aber nicht lieber, als eine Solarthermieanlage zu bauen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das bei meinen Kollegen so sein soll. Es ist vielmehr so, dass Kunden bezüglich Solarthermie oder Heizung allgemein sehr verunsichert sind. Daran ist der aktuelle Ölpreis nicht unschuldig.

Was macht ein Kunde also mit seinem Geld wenn die Heizung gerade noch funktioniert und er eigentlich nichts machen muss? Der Schornsteinfeger sagt auch jedes Jahr wieder, dass die Anlage „gute Werte“ hat. Dieser Kunde investiert lieber in „Lifestyle“ – also Bad, Küche, Sauna, Auto und Co. Und vertagt die Investition in eine neue Heizung oder eine Solaranlage. Der einzige Trost ist, irgendwann muss er etwas tun, dann aber häufig nur das “Standardpaket” ohne Solar.

Was halten sie vom neuen Kollektorertragslabel Solergy – hilft das Ihnen als Handwerker und ihren Kunden?

Das hat uns lange gefehlt – jetzt sind Kollektoren wirklich vergleichbar. Es ist ein wertvolles Instrument in der Beratung.

Vielen Dank, Wolfgang Günther , dass Sie sich die Zeit für unser Gespräch genommen haben!

Foto: Wolfgang Günther