Solarthermie-Praxistest

Solarthermie-Praxistest – die ersten solaren kWh sind eingefahren

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Vor gut zehn Monaten habe ich Euch hier vom Solarthermie-Praxistest berichtet, für den man sich damals im Rahmen der Kampagne „Wirksam sanieren“ des Unternehmens co2online GmbH und Partnern, darunter Paradigma, unterstützt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, bewerben konnte. Inzwischen läuft eine Solarthermie-Anlage auf dem Haus der Familie Mönkemeyer in Wesel in NRW, die eine der am Praxistest teilnehmenden Familien ist. Und es gibt erste Erfahrungen mit der Anlage, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

Die Vorgeschichte

Hausherr Carsten Mönkemeyer (Titelfoto) und seine Familie wohnen in einem Haus aus dem Baujahr 1980 im nordrhein-westfälischen Wesel. Bislang wurde es von einer Heizung erwärmt, die schon an die 30 Jahre auf dem Buckel hatte. Nichts Ungewöhnliches für deutsche Verhältnisse: Im Schnitt sind Heizungen hier über 17 Jahre alt und technisch entsprechend veraltet. Doch zurück zu Herrn Mönkemeyers Heizveteran: Der Heizkessel begann von einem Tag auf den anderen zu tropfen. Die Frage, die es damit im mönkemeyerschen Haushalt zu beantworten galt, war: „Schmeißen wir der alten Heizung noch Geld hinterher und lassen sie für ein paar hundert Euro reparieren – oder kümmern wir uns lieber gleich um eine neue Anlage?“

Carsten Mönkemeyer, 48, entschied sich laut dem Bericht auf der Internetseite der oben genannten Kampagne für einen neuen Heizkessel, einen Gas-Brennwertkessel. Nach einer Inforunde im Netz holte der Betriebswirt entsprechende Angebote ein und beauftragte drei Wochen später eine Firma mit dem Kesseleinbau. So weit, so gut – noch ist das Thema Solarthermie nicht auf dem Plan. Carsten Mönkemeyer schildert die damalige Situation so: „Wir hatten gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Wir (Carsten Mönkemeyer, seine Frau Kerstin, 45, und die Kinder Jan, 18,  und Laura, 16 – Anmerkung der Redaktion) wollten einfach nur eine funktionierende Heizung und warmes Wasser. Hätte mir damals jemand Solarthermie vorgeschlagen, hätte ich mir das bestimmt überlegt. Aber die Handwerker haben das gar nicht erwähnt.“

Erst ein Jahr später, beim Nutzen des online von der nach eigenen Angaben gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online GmbH angebotenen Energiesparkontos, ein kostenloses Tool, das nach Aussage des Unternehmens den Energieverbrauch eines Haushaltes sichtbar mache, mit anderen Haushalten vergleiche und Energiesparpotenziale aufzeige, sei Carsten Mönkemeyer auf den Solarthermie-Praxistest gestoßen. Ohne zu zögern hätte er sich daraufhin beworben – und wurde mit seiner Familie aus 6.500 Bewerbern als eine der Familien ausgewählt, die am Praxistest teilnehmen. Das hieß für Familie Mönkemeyers neue Heizungsanlage: Sie würde um eine solarthermische Komponente zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung erweitert werden.

Die zum Praxistext Solarthermie ausgewählten Haushalte werden langfristig begleitet – vom ersten Informieren über die Installation bis zum Alltag mit der Solarthermieanlage. Aus den Erfahrungen der Teilnehmer sowie Tipps von Experten entsteht später ein Leitfaden für Hauseigentümer, die Solarthermie nutzen wollen.

Hier geht’s zu einer Bildergalerie über das Solarthermie-Projekt der Mönkemeyers in Wesel.

Die Technik für den Praxistest Solarthermie

Die Technik für den Praxistest stellten die die Kampagne unterstützenden Unternehmen Allmess, Brötje, Buderus, Itron, Junkers, Paradigma, Thermondo und Vaillant zur Verfügung. Insgesamt habe sie einen Wert von 60.000 Euro, schreibt der Kampagnen-Veranstalter. Brötje, Buderus, Junkers und Vaillant stellen vier Brennwertgeräte mit Solarthermie und der Partner Paradigma eine Solarthermie-Anlage zur Nachrüstung zur Verfügung. Außerdem erhalten die ausgewählten Test-Haushalte Wärmemengenzähler oder Gas Smart Meter, um den Ertrag der Solarthermie-Anlagen zu erfassen.

Die Solarthermie-Anlage der Mönkemeyers kommt von Paradigma

Natürlich habe er sich über die erfolgreiche Bewerbung gefreut und das im Freundeskreis erzählt, berichtet Carsten Mönkemeyer auf wirksam-sanieren.de. Und weiter sagt er: „Ich war überrascht, wie viele mit Solarthermie gar nichts anfangen konnten. Von zehn Leuten wussten nur ein oder zwei, was Solarthermie ist. Obwohl man damit viel günstiger heizen kann – und auch noch die Umwelt entlastet.“

Mitte August war es dann soweit: Die Solarthermie-Anlage sollte auf’s Dach der Garage. Zuvor hatte bereits der Monteur von Paradigma, das Unternehmen istTeil der Ritter Energie, die auch hinter unserem Blog steht, das Haus der Mönkemeyers besichtigt. Bei dem Vor-Ort-Termin wurde besprochen, wie die Komponenten der Solarthermie-Anlage optimal in den Haushalt eingepasst werden könnten. So wurde Platz für den Warmwasserspeicher gefunden und es wurden mögliche Leitungswege gesichtet. Bis zum Installationstermin rückten die Mönkemeyers dann in der Garage ein Regal um, da dort entlang die Solarleitung vom Dach in den Heizungskeller laufen sollte. Und auch im Heizungskeller galt es, Platz für den Pufferspeicher zu machen.

Die beiden Vakuum-Röhrenkollektoren Aqua Plasma installierte Paradigma auf dem Dach der Garage. Damit sie die Sonne bestmöglich einfangen, wurde die Anlage aufgeständert. Der 800 Liter fassende Frischwasser-Pufferspeicher (Modell: Aqua EXPRESSO III) sowie die Kompaktheizzentrale Energy Vario, beide Komponenten kommen gleichfalls aus dem Hause Paradigma, wurden im Heizungskeller untergebracht. Dank der Steuerung via die Kompaktheizzentrale arbeiten der Heizkessel und die Solarthermieanlage samt Puffer als Team. Zum System gehörte laut wirksam-sanieren.de noch eine ganze Menge Messtechnik, darunter drei Wärmemengenzähler, ein Kaltwasserzähler und eine Zusatzeinheit für den Gaszähler, damit dieser elektronisch ausgelesen werden könne. Sämtliche Messdaten landeten im Energiesparkonto.

Am 13.10. 2016 twitterte co2online diesen Freudensprung von Carsten Mönkmeyer. Foto: twitter / co2online gmbh
Am 13.10. 2016 twitterte co2online diesen Freudensprung von Carsten Mönkmeyer. Im Hintergrund sieht man die auf dem Dach der Garage aufgeständerten Paradigma-Kollektoren. Foto: twitter / co2online gmbh

Anlage lief direkt nach dem Start auf Hochtouren

Inzwischen ist die Anlage in Betrieb. Laut Carsten Mönkemeyer liefe sie schon direkt nach Inbetriebnahme auf Hochtouren: „Als ich von der Arbeit nach Hause kam, hatten wir schon die ersten Kilowattstunden Sonnenenergie gesammelt. Zwei Tage später war der Speicher komplett mit Wärme gefüllt. Das war ein perfekter Start für uns.“ Jetzt beobachte er jeden Tag auf dem Handy, wie sich der solare Ertrag entwickele und ob der Speicher gefüllt sei. „Es ist ein gutes Gefühl, dass Wärme und warmes Wasser von der Sonne kommen und der Heizkessel öfter mal Pause hat“, sagt Carsten Mönkemeyer weiter. „Trotzdem werden wir weiter auf unseren Verbrauch achten. Wenn wir alle doppelt so lang duschen würden wie vorher, wäre die Wärme im Speicher schnell wieder weg. Vor allem im Winter, wenn die Tage kürzer sind. Das würde das gesamte Sparpotenzial aufheben.“

Weil’s an dieser Stele gut passt, habe ich euch die verfügbaren Zahlen zum mönkemeyerschen Testprojekt hier in einer Tabelle zusammengefasst, wie ihr sie von unseren Projekten des Monats her kennt:

Anlagengröße:10,02 m2 (2 x 5,01 m2)
KollektorenAqua Plasma 19/50 von Paradigma 2 x 661 kWh/a je m2 nach Solar Keymark Datenblatt (50° C Würzburg)
Ausrichtung:k. A.
Pufferspeicher:1 x 800 Liter Pufferspeicher Aqua EXPRESSO III 800 R von Paradigma
Zusatzheizung:Gastherme Logamax plus GB172-0 mit BrennwerttechnikLeistung: 6,5 bis 20 kW, modulierend, Baujahr 2015
Trinkwassererwärmung:ja
Heizungsunterstützung:ja
Beheizte Fläche:150 Quadratmeter Baujahr der Anlage: 2016
Energiebedarf heute:k.A.Personen im Haushalt: 4
Ertrag/Jahr:k.A.

Fotos: www.co2online.de / Alois Müller (Titel), twitter/co2online gmbh